Klimageld für die Kirchweih

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Umweltbelastungen städtischer Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Sommerkirchweih, sollen künftig ausgeglichen werden. Foto: Archiv
Umweltbelastungen städtischer Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Sommerkirchweih, sollen künftig ausgeglichen werden. Foto: Archiv

Die Stadt zahlt künftig eine Umweltabgabe für ihre eigenen Veranstaltungen. 30 000 Euro sollen jährlich direkt in den Klimaschutz fließen. Der Planungsausschuss diskutierte unlängst über mögliche Maßnahmen. Ausgerechnet aus den Reihen der Grünen kam Kritik.

Bernhard panzer Zugegeben, in den jetzigen Zeiten der Corona-Krise fällt das Denken an künftige Großveranstaltungen und deren Auswirkungen aufs Klima nicht leicht. Zumal der CO2 -Ausstoß der Bürger zurzeit eher gering ist — es gibt schlicht keine Veranstaltungen. Der Planungsausschuss hat sich unlängst mit dem Thema befasst. Und noch vor Corona und der Ausgangsbeschränkung einen Grundsatzbeschluss gefasst.

Dieser sieht vor, dass die bei der Durchführung von städtischen Veranstaltungen verursachten Umweltauswirkungen und Treibhausgase finanziell ausgeglichen werden sollen. Kurz: Jeder Besucher der Sommerkirchweih beispielsweise "zahlt" eine Umweltabgabe.

Kein Eintritt

Freilich ist das nicht wörtlich zu verstehen. "Wir können ja schlecht 15 Cent Eintritt für die Sommerkirchweih verlangen", merkte Bürgermeister German Hacker (SPD) an. Für die Abgabe kommt die Stadt auf. 30 000 Euro werden in den Haushalt eingestellt. Damit sollen zusätzliche Klimaschutzprojekte der Stadt gefördert werden.

Vorgeschlagen wurden von der Verwaltung zum Beispiel die Verteilung von nachhaltigen Schulmaterialien an Fünftklässler oder ein Zuschuss zum Kauf von ökofreier Arbeitskleidung für städtische Mitarbeiter. Man könnte eine Tauschaktion für Stromfresser "Wer hat den ältesten Kühlschrank?" unterstützen, oder die Wartung von E-Bikes finanziell fördern.

Für Retta Müller-Schimmel von den Grünen wären diese Maßnahmen eine Farce. Vieles sei ohnehin nötig, unter zusätzlich verstehe sie etwas anderes. Man müsste einsparen, und zwar beim Fleischkonsum zum Beispiel. Die streitbare Stadträtin sprach auch das angegebene Beispiel Ökokleidung an. Der Bürgermeister müsse doch ohnehin fair und öko einkaufen, stellte sie fest.

Hacker bezeichnete das als "zwei Paar Schuhe". Man müsse das als Insel-Maßnahme betrachten. Retta Müller-Schimmel blieb bei ihrer Haltung: "Es ist ein Kuhhandel." Man sollte das Geld keineswegs für Maßnahmen verwenden, "für die wir uns eh schon verpflichtet haben." Man sollte etwas zusätzliches machen. Das genau sei ja auch geplant, wurde entgegnet.

Konrad Körner (CSU) mochte den Vorstoß der Grünen nicht teilen. "Wenn die Retta konsequent wäre, müsse sie fordern, die Sommerkirchweih abzusagen - weil Klima!" (Anmerkung der Redaktion: Das Ökofest hat sie ein paar Tage später abgesagt, aber wegen Corona).

Körner (CSU) kritisierte, dass man das Geld nicht auch in entsprechende Projekte in der Partnerstadt Kaya investieren wolle. 5000 Euro für ein Energieobjekt wären dort doch durchaus sinnvoll. Verwaltungsleiter Gerhard Höfler klärte auf, dass Klimaschutzprojekte außerhalb des städtischen Hoheitsgebietes nicht in diese Förderung fallen dürften. Es fehle hierfür die Rechtsgrundlage. Darauf Jurist Körner: "Ich möchte diese Rechtsaufsicht sehen, die der Stadt das versagen würde."

Sechs Kilo pro Teilnehmer

Auf den Betrag von 30 000 Euro kam die Stadtverwaltung durch die Berechnung von Besucherzahlen. Dabei wurde davon ausgegangen, dass ein Teilnehmer durchschnittlich sechs Kilogramm CO2 verursacht. Freilich arbeitet die Stadt schon jetzt kontinuierlich daran, die Umweltauswirkungen ihrer eigenen Veranstaltungen zu verringern. Das geschieht unter anderem durch Mehrweggeschirr oder Umweltpapier bei Flyern und auch durch die Bereitstellung von Sonderbussen. So heißt es in der Erläuterung der Verwaltung. Mit diesen Maßnahmen könnten allerdings nicht alle klimaschädlichen Auswirkungen vermieden oder gemindert werden.