Zwei Tage lang saß das elfköpfige Preisgericht im ehemaligen Hagebaumarkt in der Siechenanger- straße zusammen und suchte nach dem besten Entwurf für die Finanzfachhochschule in Kronach. Mit Erfolg.
Brütende Hitze in den ehemaligen Räumlichkeiten des Hagebaumarkts in der Siechenangerstraße. Außer den großen roten Buchstaben auf dem Gebäude und der Schiebetüre mit der Aufschrift Eingang erinnert nicht mehr viel an die ehemalige Nutzung. In dem großen lichtdurchfluteten Raum stehen anstelle der früheren Regale mehrere Stellwände mit verschiedenen Plänen von Architekten. Und das aus einem guten Grund: Seit Donnerstag tagte ein elfköpfiges Preisgericht in den Räumlichkeiten, um aus 21 Wettbewerbsarbeiten den Gewinnerentwurf für die Finanzfachhochschule in
Kronach auszuwählen. "Es waren Entwürfe aus London, Barcelona und Paris dabei. Gewonnen hat einer aus Fürth. Da war ich etwas überrascht", verkündet der Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) am Freitagmittag in Kronach und sorgt damit für einige Lacher. Denn wie jeder weiß, kommt Markus Söder aus Nürnberg. Die einzige Verbindung der Fürther und Nürnberger - eine Jahrhunderte alte Hassliebe.
Nichtsdestotroz überwiegt bei allen Beteiligten die Freude, dass ein Franke das Rennen gemacht hat. Denn welche Architekten die Entwürfe entwickelt haben, war dem Preisgericht erst bekannt, als es die Plätze bereits festgelegt hat. "Das war ein absolut anonymes Verfahren", versichert der Vorsitzende des Preisgerichts, Rainer Kriebel.
Der Entwurf vom Architekturbüro Dürschinger und den Landschaftsarchitekten Fischer-Heumann aus München passe perfekt in die Umgebung. "Es ist alles so angeordnet, dass keine Störungen vorhanden sind", erklärt Kriebel. Auf dem Gelände mit 15 000 Quadratmetern sollen ein Wohnbereich für 200 Studierende, zehn Lehrsäle, vier Gruppenarbeitsräume, eine Mehrzweckhalle, ein Mensa- und Küchenbereich sowie 124 Parkplätze untergebracht werden. "Bei dem Entwurf hat die kompakte und funktionale Bauweise überzeugt", erklärt Söder.
Auch Wernher Braun, Präsident der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern (Fachbereich Finanzwesen), freut sich über den Entwurf. "Aus Nutzersicht ist er sehr entgegenkommend." Die Architekten aus Fürth haben für die Kronacher Finanzfachhochschule zwei Hauptgebäude geplant - eines zum Wohnen, das andere für die Lehrsäle, die Verwaltung, die Mensa und die Mehrzweckhalle. "Ein Teil des Wohngebäudes wird zweigeschossig, der Rest einstöckig. Das passt sich alles gut in die Umgebung ein", erklärt Kriebel. Die Parkplätze auf der Rückseite der Gebäude seien direkt von der Bundesstraße erreichbar und würden so die Kulmbacher Straße und die Siechenangerstraße entlasten.
Der Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU) ist froh, dass der "kleine Campus" nicht auf einer grünen Wiese gebaut wird, sondern auf einem bestehenden Gelände realisiert wird. "Auch wenn es damals umstritten war, weil es mehr Geld kostet. Aber wir bringen damit Leben in die Stadt", so Baumgärtner. Er dankt dem Heimatminister, dass er sich so für den ländlichen Raum einsetzt. Dem schließt sich auch Landrat Klaus Löffler (CSU) an. Die Finanzfachhochschule werde dazu beitragen, den Landkreis und die Stadt Kronach zu beleben. "Wenn die Studierenden dann da sind, müssen wir nachziehen, um alles noch attraktiver zu machen", so Löffler.
Die Errichtung der Finanzfachhochschule in Kronach ist Bestandteil der Heimatstrategie der Staatsregierung. Damit sollen gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) freut sich auf die Finanzfachhochschule und steht hinter der Strategie des Heimatministers. "Wir Franken halten halt zusammen", sagt er.
Heimatnahe Ausbildung
Bis jetzt mussten Anwärter immer nach Herrsching und Kaufbeuren auf die Schule. Als Söder 2013 Kronach als neuen Standort ins Gespräch brachte, musste er sich oft anhören, dass dann ja alle aus dem Süden in den Norden fahren müssen. "Allmächd, die letzten Jahre mussten immer alle Anwärter aus dem Norden in den Süden fahren", kontert Söder. Nun könne Nachwuchskräften aus der Region bald eine heimatnähere Ausbildung ermöglicht werden. Derzeit werden laut Söder 2600 Anwärter ausgebildet. Eine Rekordzahl.
Nachdem der Gewinner des Architektenwettbewerbs nun feststeht, kann es laut Söder in das Vergabeverfahren gehen. Mit dem Bau könne dann in zwei Jahren begonnen werden. Eine Fertigstellung wäre 2022 denkbar. "Und dann ist Halli-Galli in Oberfranken angesagt, wenn die 200 Studenten in die Stadt kommen", meint Söder.