Was ist beim Fotografieren unter Wasser zu beachten?
Neeser: Licht ist in größeren Tiefen Mangelware, weshalb man stärker auf Blitze angewiesen ist. Deren Reichweite beträgt selbst in klarem Wasser nur etwa 1,5 Meter, das heißt man muss richtig nah ran an das Motiv. Selbst bei sehr großen Motiven wie einer Seekuh passt oft nur ein Finger zwischen das Glas vor der Kamera und das Model, man ist also auf dessen Kooperation angewiesen. Mit der Zeit lernt man, wie man sich nähert, ohne die Tiere zu erschrecken.
Sind die Farben unter Wasser anders?
Neeser: Mit zunehmender Tiefe verschwinden erst die warmen Farben, ab 50 Metern ist auch grün nicht mehr sichtbar, nur noch blau. Das Blau geht dann schrittweise in ein Schwarz über.
Wann und wo fotografieren Sie?
Neeser: Fast ausschließlich in meinem Jahresurlaub, das Ziel wird häufig durch die Fotomotive vorgegeben: Schildkröten kann man gut im Süden von Ägypten fotografieren, Bullenhaie vor der Küste von Florida, Seelöwen in Australien. Es dreht sich aber nicht ausschließlich ums Tauchen, die Ziele sind so ausgewählt, dass sie auch über Wasser etwas Spannendes zu bieten haben.
Wie finanzieren Sie das?
Neeser: Ich verkaufe Bildlizenzen online über verschiedene Fotoagenturen, das würde ich aber nicht als Goldgrube bezeichnen. Hauptberuflich bin ich SAP Solution Architect bei Siemens Healthineers.
Woher kommt Ihre Begeisterung dafür?
Neeser: Als Kind habe ich mir gerne Bücher mit Bildern von Meeresbewohnern angesehen. So sehr es mich fasziniert hat, mir wäre damals nicht in den Sinn gekommen, dass man solche Fotos auch selbst machen könnte. Vergangenes Jahr habe ich in Kleinserie einen Bildband produziert, den sich mein Neffe immer wieder gerne ansieht. Man könnte sagen: Der Kreis schließt sich.
Ihre Lieblings-Unterwasseraufnahme?
Neeser: Einer meiner Favoriten ist ein Schwarm Barrakudas, den ich nahe der Insel Koh Tao im Golf von Thailand aufgenommen habe. Der Schwarm hatte die Größe eines mehrstöckigen Gebäudes, wie ein riesiger Vorhang vom Meeresgrund bis zur Oberfläche.
Ihr Lieblingsfisch?
Neeser: Der Hai. In meiner Kindheit und Jugend hatten Haie noch ein sehr schlechtes Image und ich große Angst vor ihnen. Kurz nachdem ich mit dem Tauchen begonnen hatte, lief der Film 'Sharkwater' im Kino und hat meine Wahrnehmung radikal verändert. Mittlerweile konnte ich viele unterschiedliche Haiarten in der Natur erleben und die Angst ist in Faszination umgeschlagen. Ich unterstütze Sharkproject International e. V. aus Überzeugung und weil es schwer ist, für diese verkannte Tierart Spender zu mobilisieren. Viele haben noch das seit Jahrzehnten widerlegte Klischee vom Menschenfresser im Kopf, den man nicht auch noch schützen sollte.
Die unheimlichste Begegnung?
Neeser: 2010 bin ich auf den Fidschis das erste Mal mit Bullenhaien getaucht und in der Theorie war vorher schon klar, was da kommen würde. Ich hatte allerdings vor diesem Tauchgang keine Vorstellung davon, welche physische Präsenz ein Hai mit 2,5 Metern Länge und über 100 Kilo ausstrahlt und am Tauchplatz waren etwa ein Dutzend der Tiere anzutreffen. Es hat noch einige Jahre gedauert, bis ich mich an diese Spezies bis auf Fotonähe herangetraut habe.
Wie viele Fischarten kennen Sie?
Neeser: Das ist erstaunlich überschaubar. Nehmen Sie die Barschartigen, da gibt es über 10.000 verschiedene Arten. Natürlich merkt man sich die größten Vertreter wie Riesenzackenbarsch und die seltsamsten wie Langnasen-Büschelbarsch, aber das war es dann auch.
Wie finden Sie Ihre Motive?
Neeser: Meistens hat man schon eine Ahnung, was sich an einem Tauchplatz so tummeln könnte und weiß dementsprechend, nach welcher Farbe und Form man Ausschau halten sollte. Aber das ist nur eine Orientierung, ein Pauschalrezept gibt es nicht.
Was ich sonst noch so im Leben mache…
Neeser: Meine Frau und ich reisen beide gerne, suchen dabei aber weniger das Fünf-Sterne-Hotel, sondern eher Abenteuer und neue Eindrücke. Unser Lieblingsformat sind Roadtrips und Backpacking-Touren.
Auf die Ausstellung freue ich mich, weil…
Neeser: ...sie mir die Chance gibt, die Bilder aus der digitalen in die 'echte' Welt zu holen. Nicht jeder hat Lust, sich Fotos online anzusehen. Gedruckt und gerahmt sehen sie noch toller aus. Außerdem macht es mich stolz, zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern des kürzlich gegründeten 'Netzwerk Kultur Region Kitzingen' die regionale Kultur-Szene zu bereichern.
Kulturpunkte: 18. und 19. März, jeweils von 13 bis 18 Uhr in Würzburg und im Kitzinger Land . Im Kitzinger Bürgerzentrum in der Schrannenstraße stellen mehrere Künstler aus, darunter auch Bernd Neeser mit Unterwasserbildern. Im Internet ist er zu finden unter www-berndneeser.de.