Faire Löhne für faire Arbeit: Das war die Forderung des DGB-Kreisvorsitzenden Stefan Belik vor 100 Zuhörern bei der Kundgebung zum 1.
Faire Löhne für faire Arbeit: Das war die Forderung des DGB-Kreisvorsitzenden Stefan Belik vor 100 Zuhörern bei der Kundgebung zum 1. Mai in Kitzingen. Der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hatte zu der traditionellen Veranstaltung geladen und die Delegationen der Einzelgewerkschaften und Betriebsräte vom Marktplatz zum Stadtbalkon geführt.
Zur Mai-Rede kam Marietta Eder von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Schweinfurt, die mit Blick auf die Kriege in der Ukraine und im Sudan von krassen Zeiten sprach. Die tiefe Solidarität der Gewerkschaften gelte der Ukraine, ihren Menschen und den dort Arbeitenden. Sie beklagte zunehmenden Nationalismus in der Welt und forderte, Frieden nicht mit Waffen, sondern mit Diplomatie zu schaffen.
Beim Thema Wasser und Klima seien alle politischen Köpfe gefordert
Den Main vor Augen, warf Eder die Frage auf, wie es mit der Wasserversorgung weitergehe, wenn in Spanien schon zu dieser Jahreszeit Temperaturen um die 40 Grad herrschten. Bei Wasser und Klima allgemein seien alle politischen Köpfe gefordert. Das gelte auch für die Preisentwicklung. Höhere Löhne, die zu einer Lohn-Preisspirale führten, bezeichnete sie als "größten ökonomischen Schwachsinn".
Die Inflation rühre von den Engpässen, und niemand dürfe sich einreden lassen, dass die entstandene Lage von den Löhnen abhänge. Der Mindestlohn liege endlich bei zwölf Euro. Wäre das nicht der Fall, würden viele Beschäftigte weiter abgehängt. Ohne Gewerkschaften, so Eders Überzeugung, wären die Dinge in der Politik nicht gelaufen wie zuletzt, denn politisches Handeln sei nicht perfekt und müsse von Gewerkschaften nachgesteuert werden. Vor allem im öffentlichen Dienst seien die Ergebnisse auf der Straße erkämpft worden.
Die Gewerkschafterin beklagt Notstand in politischen Regelungen
Marietta Eder beklagte, dass der Einzelhandel nur noch zu 20 Prozent tarifgebunden sei und immer wieder Einrichtungen geschlossen würden, auch in der Altenpflege. Warum, so fragte sie, verließen Arbeitnehmer die Einrichtungen? Nicht wegen des Pflegenotstandes, sondern wegen des Notstandes in politischen Regelungen.
Karl-Heinz Metzner vom Fehrer-Betriebsrat hinterfragte den 1. Mai als Feiertag, an dem es immerhin gute Tarifabschlüsse und die unbefristete Weiterbeschäftigung von Azubis in einer immer unsichereren Arbeitswelt gebe. Dem Alt-IG-Metaller Walter Mann missfiel der Kundgebungsort am Mainufer zwischen Oldtimern und Verkaufsständen. Er prangerte die mangelhafte Tarifgebundenheit an und nannte beispielhaft Österreich, wo alle Abschlüsse allgemeinverbindlich seien. In Deutschland sei dies nur noch zu 52 Prozent der Fall. Der Mai-Feiertag sei zu einem Freizeit- und Wandertag verkommen. Mann forderte, den Tag der Arbeit zurückzuholen.