Kampf gegen "viel stehendes Blech"

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Renate Schilling, Bürgermeister Wolfgang Metzner und Moderatorin Gabriele Wiesemann (von links) sind wie Frankenkönig Mäc Härder Nutzer von "meiaudo". Foto: Marion Krüger-Hundrup
Renate Schilling, Bürgermeister Wolfgang Metzner und Moderatorin Gabriele Wiesemann (von links) sind wie Frankenkönig Mäc Härder Nutzer von "meiaudo". Foto: Marion Krüger-Hundrup

Seit 25 Jahren gibt es Carsharing in Bamberg. Diesen Geburtstag feierte der Verein Ökobil am Samstag auf dem Maxplatz und präsentierte den neuen Namen des Angebots: "meiaudo".

Marion Krüger-Hundrup

Renate Schilling ist Frau der ersten Stunde von Ökobil: Seit Gründung des Vereins im März 1992 gehört die heute 79-Jährige dazu: "Ich habe die Mitgliedsnummer 4", lachte sie und erzählte etlichen Interessierten auf dem Maxplatz aus der Erfolgsgeschichte des Carsharings in Bamberg. Ökobil e. V. hatte zur 25. Geburtstagsparty mit neu-fränkischem Namen eingeladen: "meiaudo".
Renate Schilling sprach von vielen "Stehzeugen", wie man so manches Fahrzeug nennen könne: "Es stehen viel zu viele Autos herum", meinte die agile Dame. So sei ihr von Anfang an ein preisgünstiges und umweltfreundliches Carsharing als Alternative zum wenig genutzten Privatauto sympathisch gewesen. Noch heute nutzt sie das Angebot für größere Einkäufe oder Fahrten auf's Land, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen ist. "In Bamberg selbst braucht man eigentlich kein Auto, ich nutze das Fahrrad", ergänzte sie.
In der Gründungsversammlung mit acht Leuten wurde Renate Schilling zur Schriftführerin gewählt und federführend beim Finden der ersten Buchungszentrale für das erste Auto - ein Opel Corsa. Im Hotel-Gasthof "Wilde Rose" wurde sie durch guten Kontakt mit dem Pächterehepaar fündig. Ein Stellplatz am Markusplatz 14 im Hinterhof kam dazu. Den zweiten Parkplatz, der bald nötig war, stellten die Dominikanerinnen am Heilig-Grab-Kloster zur Verfügung.


Von jedem ewas dabei

Der Verein Ökobil wuchs heran, weitere Autos mussten angeschafft werden. 2002 zählte man 172 Mitglieder, 2017 schon 550. Ihnen stehen, wie Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer Josef Lehner berichtete, 25 Fahrzeuge zur Verfügung: "vom Elektroflitzer über die Familienkutsche bis zum Neun-Personen-Bus ist alles dabei. Für jeden Anlass das richtige Modell." Auf jeden Fall erspare die Fahrzeugflotte der Stadt Bamberg "viel stehendes Blech, eines unserer Autos ersetzt zwanzig!"
Dankbar zeigte sich Lehner für die Carsharing-Partner DB-Flinkster als 24-Stunden-Buchungsplattform und die Bamberger Stadtwerke. Vertreterinnen von Firmen und Ämtern lobten "meiaudo" als "unglaublich praktisch" in der gewerblichen und dienstlichen Nutzung, die jederzeit möglich sei.
Auch Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) outete sich als "Nutzer seit neun Jahren" und freute sich darüber, "dass ich mich nicht kümmern muss, ob Winterreifen drauf sind oder das Auto gewaschen ist". Überhaupt wisse er immer noch nicht, "wozu einer allein in Bamberg ein Auto braucht". Der König von Franken alias Mäc Härder wusste darauf zwar auch nicht so recht eine Antwort, stellte sich aber als verarmter König ohne Auto vor, der jedoch immerhin 25 Kutschen zur Verfügung habe: "Teilen und trotzdem herrschen", laute seine Devise. Allerdings wünsche er sich standesgemäße Modelle wie einen Maybach und Porsche Cayenne.


Revolution von unten

Dass dem Frankenkönig dieser Wunsch von "meiaudo" erfüllt wird, ist eher unwahrscheinlich. Im Bereich des Möglichen liegen aber jetzt schon Touren mit einem der durchweg weißen Fahrzeuge nach Italien, Südfrankreich oder Skandinavien, wie Georg Pelzer, stellvertretender Vereinsvorsitzender, aus der Nutzerbilanz berichtete. Party-Moderatorin und Organisatorin Gabriele Wiesemann meinte gar, dass "die Revolution von unten kommt", also immer mehr Geldbeutel- und Umweltbewusste Autos teilen würden.
Vereins-Gründungsvater Peter Gutmair, der jetzt in Isny im Allgäu lebt, hat das Thema "Teilen" in einem Brief an Renate Schilling anlässlich der Geburtstagsfeier aufgegriffen: "Ich bin zuversichtlich, dass Teilen ein wesentlicher Bestandteil unserer Zukunft ist", schrieb Gutmair. Und: Teilen brauche Regeln, Rücksichtnahme und Absprachen, aber es öffne den eigenen Horizont und die Sichtweise: "Egal was wir teilen - wir bekommen immer etwas zurück. Wenn wir nicht lernen zu teilen, können wir unsere Träume begraben."