Als einer der letzten großen klassischen Bildhauer Europas galt Joannis Avramidis, als der letzte große dieses Genres in Österreich mit Sicherheit: Am vergangenen Samstag ist Joann...
Als einer der letzten großen klassischen Bildhauer Europas galt Joannis Avramidis, als der letzte große dieses Genres in Österreich mit Sicherheit: Am vergangenen Samstag ist Joannis Avramidis in Wien im Alter von 93 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben.
Mit
Bamberg verbindet den in Batumi, Georgien, Geborenen eine Ausstellung aus dem Jahr 1999: Auf die Initiative Bernd Goldmanns, des damaligen Direktors des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, stellten Avramidis und seine Gattin Annemarie, die 2013 gestorben ist, 20 Großplastiken in der Bamberger Altstadt auf. Eine davon, die "Große Figur 1982", steht seit 2003 auf dem Pfahlplätzchen am Fuß des Kaulbergs. Die 2,40 Meter hohe Figur ist Nummer drei des von Goldmann ins Leben gerufenen Skulpturenwegs. Die abstrakte Bronzeskulptur hatte rund 260 000 Euro gekostet. Der Betrag war durch u. a.
durch Großsponsoren wie Eon und Oberfrankenstiftung aufgebracht worden. Federführend und umtriebig war auch der Verein der Freunde der Villa Concordia am Erwerb der Skulptur beteiligt.
1943 kam Avramidis als Zwangsarbeiter nach Wien. Mit Kriegsende setzte er sein in der Heimat begonnenes Kunststudium an der Akademie der bildenden Künste fort, ab 1953 in der Bildhauerklasse von Fritz Wotruba. Ende der 50er war Avramidis bereits ein angesehener Bildhauer. Seinen unverkennbar von der Antike, also von Harmonie, Schönheit, Ebenmaß geprägten Stil hatte er bereits früh gefunden. Seine archaisch wirkenden einzelnen und in Kollektiven zusammengefassten Figuren finden sich in Österreich und Deutschland im öffentlichen Raum ebenso wie in Museen und privaten Sammlungen.
Ihr "Rhythmus der Strenge", ihr "kühler Glanz der Abstraktion", wie es in dieser Zeitung zu der Bamberger Ausstellung 1999 hieß, prägt sich sofort und unmittelbar ein.
Avramidis' Skulpturen sind in ihrer Eleganz, ihrer Unaufdringlichkeit auch denjenigen zugänglich, die sonst mit moderner Kunst wenig anfangen können und mögen. Verpflichtet seinem Vorbild Constantin Brancusi, suchte Avramidis die menschliche Gestalt aufs Wesentliche zu reduzieren. Ein Kritiker schrieb: "Die monumentale Ruhe seiner Skulpturen atmet ein Pathos, das dem Menschen jene Würde verleiht, die ihm das reale Leben so oft nimmt."
rg