In der alten Spinnerei in Mainleus ist ein außergewöhnliches Kulturprojekt zu Ende gegangen. Doch Initiator Rüdiger Baumann hat schon die ersten Ideen für nächstes Jahr.
"Ein Zopf ist ein Zopf, er hält Wehendes zusammen, geht eine Verbindung ein, ist fest verflochten und damit widerstandsfähig." Mit diesen und weiteren Worten begleitete Edina Thern die Vollendung ihrer Kunstinstallation "Der Zopf ist ab!" im Rahmen des Spinnalto-Festivals.
In wochenlanger Arbeit hatte sie in der ehemaligen Baumwollhalle der alten Spinnerei Mainleus mit Mitstreitern Zopfstränge aus Stoffresten geflochten, deren Bestimmung es von Anfang an war, irgendwann abgeschnitten zu werden.
"Aus verschiedenen Motiven flechten wir unser Dasein", sagte Rüdiger Baumann, der vor drei Jahren die Spinnalto-Idee ins Leben gerufen hatte. Er habe einen Ort bieten wollen für alle, die ihrer Kreativität freien Lauf lassen und damit ihren Alltag bereichern wollten.
"Kultur probiert Neues aus"
"Im Alltag flechten wir aus verschiedenen Motiven unser Dasein", griff Baumann bei der Abschlussveranstaltung das Zopfmotiv auf. "Kultur probiert Neues aus, dabei können wir Fehler machen und wir können auch triumphieren, alles ist erlaubt." Zwar sei der Zopf jetzt ab, und damit auch das Ende der Spinnalto-Saison besiegelt, "aber natürlich nicht für immer", versprach Rüdiger Baumann. Für das kommende Jahr habe er bereits neue Ideen, mit deren Umsetzung er Anfang 2021 beginnen werde.
"Natürlich hoffe ich, dass dann wieder mehr Menschen ungezwungen miteinander agieren können, aber wenn nicht, hat die Kultur die Aufgabe, damit kreativ umzugehen!" Ein Theaterprojekt zum Mitwirken schwebe ihm vor, Interessierte könnten sich dann am Bau von Bühnenobjekten, Requisiten, eben an (Kunst)-Werken beteiligen, oder gar selbst auf der Bühne stehen.
"Ich habe festgestellt, dass in der Coronaphase alles viel intensiver wurde", sagte Baumann. Auch er selbst könne seine Projekte mit mehr Ruhe genießen, und wer zu den Veranstaltungen komme, der wolle das auch wirklich.
Diesen Kulturgedanken will der Mainleuser Bürgermeister Robert Bosch weiterhin tatkräftig unterstützen - und er will sogar noch mehr. "Es ist großartig, wie diese alte Halle, in der einst bis zur Decke die Baumwolle lagerte, zu neuem Leben erweckt wird", sagte er.
Ursprünglich sei es der Plan gewesen, diese alten Zwillingshallen abzureißen und ein Wohngebiet zu schaffen. "Doch die Kulturschaffenden haben uns inspiriert. Wir haben als Gemeinde beschlossen, einen die Hallen zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen". Konkret denke man an eine Konzert- und Theaterhalle für bis zu 600 Personen.
Bürgermeister schwärmte
"Es wäre eine Schande, dieses einzigartige Gebäude einfach abzureißen, allein das Lichtspiel in diesem Raum ist fantastisch", schwärmte Robert Bosch. Er sei dankbar für den Anstoß, den die Kultur gegeben habe, und er hoffe auf eine Fortsetzung und viele Nachahmer.
Wer sich für die Fortsetzung des Projekts Spinnalto interessiert, sollte sich immer wieder über die Homepage www.spinnalto.de informieren. Im Jahr 2020 leiteten sieben Kunstschaffende Projekte zum Mitwirken an, darüber hinaus gab es verschiedene Aktionen zum Mitmachen, zum Genießen, zum Staunen, zum Lauschen und zum Lachen.