Jedes Kind soll schwimmen lernen

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Schwimmen ist nicht nur ein Angebot, das Schulen auf freiwilliger Basis anbieten, sondern Schwimmen ist Pflicht im Sport. Fotos: Sonja Adam
Schwimmen ist nicht nur ein Angebot, das Schulen auf freiwilliger Basis anbieten, sondern Schwimmen ist Pflicht im Sport. Fotos: Sonja Adam
Natürlich wäre es schön, wenn das Schwimmbad noch funktionsfähig wäre, sagt der Leiter der Stadtsteinacher Schule, Michael Pfitzner. Doch eine Sanierung wird auch mit der neuen Turnhalle nicht möglich sein.
Natürlich wäre es schön, wenn das Schwimmbad noch funktionsfähig wäre, sagt der Leiter der Stadtsteinacher Schule, Michael Pfitzner. Doch eine Sanierung wird auch mit der neuen Turnhalle nicht möglich sein.
 

Schwimmen ist ein Fach wie Mathe und Deutsch. Doch tatsächlich kann der Unterricht nur im Hallenbad Kulmbach stattfinden. Dies prangert jetzt Wolfgang Hoderlein an - auch mit Blick auf das alte Becken in der Stadtsteinacher Schule.

Früher hatten Stadtsteinacher Grundschüler in dem kleinen Schulschwimmbad unter der Turnhalle direkt ihren Schwimmunterricht. Die Kinder konnten sich in der Pause umziehen und konnten fast eineinhalb Stunden schwimmen.
"Früher, da war bei Weitem nicht so viel Geld da und die Kommunen haben sich trotzdem so ein Schwimmbad geleistet. Heute ist das nicht mehr drin - das ist eigentlich traurig", findet der Stadt- und Kreisrat Wolfgang Hoderlein (SPD). "Klar ist doch, dass heute weniger Kinder zum Schuleintritt oder nach den Klassen eins bis vier Schwimmer sind als früher", sagt Hoderlein: "Und klar ist auch, dass Kinder im Durchschnitt weniger Übungszeit zur Verfügung haben als früher."


Es liegt auch an den Schulen

Auch mit Blick auf Asylbewerber, die in die Schulen gehen und nicht schwimmen können, bat er, die Situation zu überprüfen. Schulamtsdirektor Jürgen Vonbrunn kennt das Dilemma: "Natürlich konzentriert sich im Landkreis der Schwimmunterricht auf das Hallenbad.
Die Kulmbacher Schüler sieht er ordentlich versorgt. Doch die Grundschulen im Landkreis würden das Thema Schwimmunterricht unterschiedlich handhaben. "Für die Pressecker Schüler ist der Schwimmunterricht eine Passion. Die Schulleiterin sieht das als persönliches Steckenpferd und geht immer zwei Jahre mit ihren Klassen zum Schwimmunterricht", sagt Vonbrunn. Das allerdings sei eine Ausnahme. In anderen Schulen konzentriere sich der Schwimmunterricht auf das Pflichtjahr.
Ob im Sommer oder Winter, Hallen- oder Freibad - wann und wo genau der Schwimmunterricht stattfinde, liege im Ermessenspielraum der Schulen. Ideal wäre es laut Schulamtsdirektor, "wenn das Hallenbad nur für Schulschwimmen zur Verfügung gestellt wird".
Hoderleins Kritik liegt darin, dass alte Lehrschwimmbecken nicht mehr saniert oder gegen Neue ausgetauscht werden. Als Stadtrat von Stadtsteinach weiß er, dass die Stadt solch eine Mammutaufgabe nicht alleine stemmen kann. Vielmehr bittet er den Landrat um Schützenhilfe - möglicherweise auch das Land.
Als das Lehrschwimmbecken in Stadtsteinach noch in Betrieb gewesen sei, seien dort 400 bis 500 Kinder zum Schwimmunterricht gegangen - "das waren vierzig Stunden pro Woche", rechnet Hoderlein vor. Diese Kapazität sei im Landkreis ersatzlos weggefallen.
Das Stadtsteinacher Lehrschwimmbecken unter der alten Schulturnhalle ist nicht mehr zu retten, das stellt Schulleiter Michael Pfitzner klar. Die alte Turnhalle wird abgerissen und die Neue stimme in seiner Kubatur - also im Volumen des Bauwesens - nicht mehr überein. Außerdem sei überall hinter den Wänden Schimmel.


Finanzierung abklären

Vondrann hat keine Hoffnung, dass der Landkreis freiwillig in die Bresche springt. "Man muss immer abwägen, wo solche Schwimmbäder sind, was sie kosten - auch vor dem Hintergrund, wie viel effektive Schwimmzeit den Schülern wirklich bleibt." Vondrann gibt zu Bedenken, dass von zwei Schulstunden nicht mehr viel Zeit im Wasser übrig bleibt, wenn die Kinder länger zum Schwimmbad fahren oder laufen müssen. Auch Achim Geyer, der für Schulen im Landkreis zuständig ist, ist skeptisch, ob der Landkreis finanziell in Vorlage gehen würde.
Er erklärt, dass die Anfrage in der Bürgermeisterdienstbesprechung thematisiert und anschließend ermittelt werde, ob überhaupt ein Bedarf bestehe. "Das Anliegen wird sicherlich im Schul- und Sozialausschuss behandelt", sagt Geyer. Sollte das Thema weiter verfolgt werden, müssten potenzielle Fördermittel abgefragt werden.
Der Stadtsteinacher Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) hat jedenfalls schon Visionen. "Das alte Bad ist nicht mehr zu retten, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass es in Stadtsteinach wieder ein Schwimmbad geben könnte - aber eben nicht unter unserer alleinigen Trägerschaft." Wenn Wolfrum an ein Lehrschwimmbecken in Stadtsteinach denkt, denkt er auch an einen Zweckverband, der aus mehreren Kommunen und dem Landkreis besteht und der solch ein Lehrschwimmbecken finanzieren könnte. "Momentan wird der Schwimmunterricht in Stadtsteinach eben nur im Sommer durchgeführt - aber das ist kein vollwertiger Ersatz", sagt der Stadtsteinacher Bürgermeister und ist selbst auf das Ergebnis des Antrags gespannt.