Jahrelanger Kampf gegen Gen-Mais trieb Gottfried Glöckner in den Ruin

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Gottfried Glöckner überreicht Heike Kunzelmann ein Buch über Genmanipulation. Foto: Andreas Welz
Gottfried Glöckner überreicht Heike Kunzelmann ein Buch über Genmanipulation. Foto: Andreas Welz

Wer eine politische Veranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) im Lichtenfelser Stadtschloss erwartete, sah sich getäuscht. Bezirksrätin Heike Kunzelmann (AfD) aus Buch am Forst hatte zu eine...

Wer eine politische Veranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) im Lichtenfelser Stadtschloss erwartete, sah sich getäuscht. Bezirksrätin Heike Kunzelmann (AfD) aus Buch am Forst hatte zu einem Vortrag mit dem Thema "Gentechnik - Quo Vadis" eingeladen. Referent war der hessische Landwirtschaftsmeister Gottfried Glöckner.

Der AfD-Kreisverband Lichtenfels hatte seine Unterstützung versagt, da die Veranstaltung offensichtlich nicht in seinem Sinne durchgeführt werden sollte. Es gab keine Parteireden, Banner oder Plakate.

Die Bezirksrätin betonte: "Die Vortragsreihe ,Zukunft durch Wissen' habe ich in meiner Position als Bezirksrätin ins Leben gerufen. Ziel ist, eine alternative Information der Bürger in Oberfranken über alle Parteigrenzen hinweg anzubieten." Es ginge ihr an diesem Abend nur um grüne Gentechnik - das Ende des Hungers der Menschheit oder die Büchse der Pandora? Gegenüber unserer Zeitung machte sie deutlich: "Mit dem Kreisverband habe ich im gegenseitigen Einvernehmen die Vortragsreihe abgesprochen."

Einsatz von Glyphosat kritisiert

Der Landwirt Gottfried Glöckner berichtete über seine Erfahrungen mit dem Anbau von Gentechnik-Mais Anfang des 21. Jahrhunderts. Seine Erfahrungen und Testergebnisse stellten die Gentechnik als Fortschritt für die Ernährung von Mensch und Tier infrage. Darüber hinaus kritisierte er den Einsatz von Glyphosat, Totalherbiziden und Pestiziden in der Landwirtschaft. Die Ankündigung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), das Enddatum für die Nutzung von Glyphosat gesetzlich bis Ende 2023 festschreiben, reiche ihm nicht aus.

In der Diskussion befürchteten heimischen Landwirte, dass mit dem Verzicht auf chemische Unkrautbekämpfung die Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten teurer werde und sie damit nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Glöckner entgegnete: "Die Verbraucher müssen umdenken und nicht nur den Preis der Nahrungsmittel beim Kauf beachten." Es gehe langfristig um gesunde Ernährung, die ihren Preis habe. Als Beispiel nannte er die Molkerei Berchtesgadener Land, die auf Milchlieferer verzichte, die Ackergifte einsetzten. Die Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel müssten neu bestimmt werden. Glöckner erinnerte an die behördliche Zulassung von gentechnisch manipulierte Maissorten im Jahre 1997. Er selber hätte den sogenannten BT-Mais bis zu 100 Prozent auf seinen Flächen angebaut und als Silo- oder Körnermais an seine 75 Herdbuchkühe verfüttert.

Todesfälle und Missbildungen

2000 sei es zu ersten Fruchtbarkeitsstörungen, Krankheits- und Todesfällen sowie Missbildungen in der nächsten Generation gekommen. Nachdem amtliche Probenahmen durchgeführt worden waren, kristallisierte sich heraus, dass es am gentechnisch veränderten Mais mit seinen fatalen Folgen liege.

Für den Landwirt begann ein jahrelanger Kampf mit den Genehmigungs- und Überwachungsbehörden. Im Umweltministerium, der Umweltbehörde, dem Bundesamt für Risikoforschung oder im Robert-Koch-Institut stieß er nach seinen Angaben auf taube Ohren. Stattdessen sei er mit Privatklagen überhäuft worden, die ihn schließlich in den Ruin trieben. Anwalts- und Gerichtskosten beliefen sich auf 110 000 Euro. Im Zuge der Vollstreckung aus dem Scheidungsvergleich mit seiner Frau landete Glöckner sogar im Gefängnis.

Ein erster Erfolg seines Einsatzes stellte sich nach der Veröffentlichung seiner Untersuchungen ein. Es wurde die Produktbezeichnung "ohne Gentechnik" eingeführt. Gerichte boten ihm in Vergleichsverfahren bis zu 100 000 Euro mittels Stillschweigeabkommen an. "Insgesamt wurden Sachverhalte verdreht und Recht gebeugt oder gebrochen", behauptet Glöckner. Heute sei er als Redner international gefragt.

Als Erfolg verbuchte er, dass erfolgreiche Unternehmen ohne Gentechnik arbeiteten. Russland verbiete alle Einfuhren gentechnisch manipulierter Rohstoffe.

China schicke aktuell alle Schiffsladungen zurück oder verbrennt diese Produkte, da die Zulassungen nie dem aktuellen Stand der unabhängigen wissenschaftlichen Forschung entsprächen.