Rund 350 Besucher, darunter auch viele Vertreter von Institutionen, Vereinen und der Buttenheimer Feuerwehr, waren in die Turnhalle der Deichselbachschule g...
Rund 350 Besucher, darunter auch viele Vertreter von Institutionen, Vereinen und der Buttenheimer Feuerwehr, waren in die Turnhalle der Deichselbachschule gekommen, um sich aus erster Hand über die Thematik "Flüchtlinge" informieren zu lassen. Für Rede und Antwort standen Uta von Plettenberg und Christoph Göll vom Landratsamt Bamberg, Werner Dippold, Geschäftsführender Vorstand der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bamberg und der zukünftige Betreiber der beiden Unterkünfte, und Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) zur Verfügung.
Bürgermeister Karmann erklärte gleich zu Beginn der Veranstaltung, dass man darüber reden wolle, "wie die Aufgaben zu bewältigen sind, die auf den Markt
Buttenheim zukommen, und nicht über Aufgaben und Entscheidungen, die die große Politik zu leisten hat". Darüber hinaus wolle sich die Marktgemeinde solidarisch mit dem Landkreis zeigen, der die Mammutaufgabe der
Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern nicht allein schultern könne. Bereits im Vorfeld wurde nach kleineren Unterbringungsmöglichkeiten und einem seriösen Betreiber gesucht. So konnte eine Immobilie mit Platz für 15 bis 18 Personen gefunden werden, die bereits Mitte Februar bezogen wird.
Eine zweite für zwölf bis 15 Personen wird im Sommer bezugsfertig sein. Betrieben werden beide Einrichtungen vom Kreisverband der Awo Bamberg, der mittlerweile 38 derartige Unterkünfte in der Stadt Bamberg und im Landkreis betreut. Die Awo stattet die Häuser aus, sorgt für einen Hausverwalter, der mindestens einen halben Tag vor Ort ist, und daneben für Asylsozialarbeiter bzw. bei Bedarf für Dolmetscher. Karmann warb dafür, im Rahmen eines Helferkreises bei der Integration der Menschen aus den Krisengebieten mitzuhelfen. Für einen Sicherheitsdienst sah er keine Notwendigkeit.
Die Fragen nach der Nationalität, der Familienstrukturen und der Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge in Buttenheim konnte Uta von Plettenberg vom Landratsamt Bamberg auch nicht beantworten. Dies hänge alles von Faktoren ab, die nicht berechenbar seien. Für sie ist es wichtig, "den Menschen das Warten zu verkürzen, mit dem sie die überwiegende Zeit verbringen werden". Sie plädierte dafür, Integration auch dann nicht als verlorenes Gut zu bewerten, wenn die Asylbewerber aus Buttenheim wegziehen oder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden.
Klaus Homann, der bereits seit drei Jahren Erfahrung mit Flüchtlingen sammeln konnte, sprach von vielen positiven Begegnungen und würdigte die Arbeit der zahlreichen Helfer vor Ort. In Hirschaid sind zurzeit 85 Flüchtlinge aus 17 Ländern untergebracht und viele davon bereichern unter anderem das Vereinsleben.
Ein afrikanischer Jugendlicher sei sogar schon bei der Hirschaider Feuerwehr eingetreten und habe beim Brand des landwirtschaftlichen Anwesens in Buttenheim mitgeholfen, eine Katastrophe zu verhindern.
Auf die Frage des Bürgermeisters, warum er bei der Feuerwehr mitmachen wolle, habe er ihm geantwortet, dass Deutschland ihm schon so viel Gutes getan habe, und "er will jetzt davon ein wenig zurückgeben".
Über positive Erfahrungen und gelungene Integrationsbemühungen konnte auch Bürgermeister Karmann in seiner Funktion als Jugendtrainer bei der JFG Deichselbach berichten. Bewegt habe ihn die Aussage eines Jugendlichen aus Syrien, dass bei ihm zu Hause die älteren Menschen auf der Straße gegrüßt und als "Onkel" bezeichnet werden und damit der Respekt vor dem Alter ausgedrückt wird. Darüber hinaus würde niemand am Tisch über das angebotene Essen mäkeln.
Für ihn ist Integration "kein Hexenwerk und eine Aufgabe, von der alle profitieren können". Falsch dagegen ist es, so Karmann, "Ängste zu schüren", jedoch muss man eventuell auftauchende Probleme benennen und dann entsprechend einschreiten.
Insgesamt lief die Bürgerversammlung ruhig und in geordneten Bahnen ab. Für den Außenstehenden herrschte eine vorwiegend positive Grundstimmung. Vielleicht hat sich der eine oder andere Besucher daran erinnert, dass auch seine Eltern oder Großeltern vertrieben wurden oder vor Krieg und Elend geflüchtet sind. Viele haben sich gleich in die vorbereiteten Helferlisten eingetragen.