ADFC-Kreisverband und VCD-Kreisgruppe Coburg laden zur Diskussionsveranstaltung "Radentscheid Bamberg" am Dienstag, 13. Juni, um 19 Uhr in der Gaststätte Mü...
ADFC-Kreisverband und VCD-Kreisgruppe Coburg laden zur Diskussionsveranstaltung "Radentscheid Bamberg" am Dienstag, 13. Juni, um 19 Uhr in der Gaststätte Münchner Hofbräu, Raum "Kleine Schwemme", Kleine Johannisgasse 2, in Coburg ein. "Als Vorbild unserer Initiative diente der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, dessen Initiatoren 2016 mehr als 100 000 Unterschriften sammelten", erläutert Christian Hader von der Initiative "Radentscheid Bamberg" die Motivation, nun auch in der fränkischen Welterbestadt entschieden für Verbesserung im Radverkehr einzutreten.
Für Daniel Resch vom Kreisverband Coburg des ADFC und Gerd Weibelzahl von der Kreisgruppe Coburg des ökologischen Verkehrsclubs VCD ein willkommener Anlass - wie es in einer Mitteilung heißt -, die Initiative aus der südlichen Nachbarstadt auch in Coburg im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung vorzustellen. Gerd Weibelzahl: "Der VCD setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 1986 für ein Miteinander der Verkehrsarten ein und sieht es als notwendig an, den Verkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Hier ist das umweltfreundliche und gesunde Verkehrsmittel Fahrrad ... ein Schlüssel für eine attraktive Stadt." Daniel Resch weist darauf hin, dass Coburg als Fahrradstadt eher mittelmäßig abschneidet.
red
Der Radentscheid Bamberg ist mit Vorsicht zu genießen. Er greift zu Recht viele Schwachpunkte auf. Doch einige seiner Lösungsvorschläge sind nicht durchdacht, wirken wie, ohne nachzudenken, abgeschrieben:
So verlangen die Aktivisten 2 m breite, durch Begrenzungen von der Fahrbahn getrennte Radverkehrsanlagen. Zum sicheren Überholen der Radfahrer untereinander ist das oft zu knapp bemessen. An jeder Zufahrt, Einmündung und Kreuzung steigt die Unfallgefahr deutlich, da Kraftfahrer nicht auf den Sonderweg achten.
Zu allem Überfluß favorisiert der Radentscheid eine hochriskante Kreuzungsgestaltung mit deutlich von der Fahrbahn abgesetzten Fahrradfurten. Genau das ist, nicht zuletzt auf Betreiben der ökologischen Verkehrsgruppierungen, nicht mehr die von den einschlägigen Regelwerken angestrebte Wunschlösung.
Leider haben sich die Bamberger Radentscheidaktivisten jeglicher Diskussion bezüglich vorgebrachter Einwände strikt verweigert, abgewiegelt, auf später vertröstet. Vertrauen weckt das nicht.
Das gern vorgebrachte Beispiel Kopenhagen hat seine Schwächen: Nicht zuletzt, weil Autoverkehr nicht so aggressiv daherkommt wie in Deutschland, konnten Radfahrer auch bei weniger idealen Lösungen profitieren. Auf der Strecke aber bleiben die Fußgänger (https://www.vcd.org/vorort/fileadmin/user_upload/bamberg/redaktion/kopenhagen_fussverkehr_interview_ml_2-17.pdf). Gleiches ist, betrachtet man das Bildmaterial im Internetauftritt des Radentscheids Bamberg, auch hier zu befürchten - trotz gegenteiliger Lippenbekenntnisse.
Eine alle Gesichtspunkte und verträglichen Verkehrsarten berücksichtigende, zukunftsorientierte Verkehrspolitik darf sich nicht auf eine Veröffentlichung eines Autors stützen, ohne das Für und Wider der einzelnen Aussagen kritisch und sachgerecht zu hinterfragen.
Ergänzung:
Für die geforderten 2-m-Radverkehrsanlagen entlang jeder Hauptstraße ist (wohl nicht nur) in Bamberg nahezu nirgendwo ausreichend Raum vorhanden.
Eine Umsetzung könnte also nur bedeuten, ein Stückwerk aus einigen sehr kurzen Strecken in Regelmaß sowie vielen unzureichend und / oder auf Kosten der Fußgänger gestalteten Abschnitten zu realisieren. Das käme auf exakt die Flickschusterei hinaus, die wir bisher auch von baulichen Radwegen, Radfahr- und sogenannten "Schutzstreifen" längst kennen.
Im Gegenzug verzichtet der Radentscheid Bamberg auf die deutlich vorgetragene Forderung, den Autoverkehr eben auch (und gerade) an den Hauptverkehrsstraßen verträglich umzugestalten.