Zum Kirchweihfest ohne Kirche lädt der Herzogenauracher Ortsteil am Wochenende ein.
Klaus-Peter Gäbelein Das ist schon etwas Besonderes: Eine Dorfgemeinschaft feiert ein Kirchweihfest, ohne ein Gotteshaus zu besitzen oder jemals besessen zu haben. Das Ganze geschieht in einem gestandenen fränkischen Dorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt, im Herzogenauracher Ortsteil Burgstall.
Starker Zusammenhalt im Dorf
Dabei sind die Burgstaller alles andere als abtrünnig. Bis zur Gebietsreform Mitte der 70er Jahre orientierte sich die Gemeinde weniger in das katholische Herzogenaurach als in das lutherische Obermichelbach: Hier ging man zur Schule und zur Kirche, hier konfirmierte man, man schloss den Bund fürs Leben und wurde hier beerdigt: in der Gemeinde im heutigen Landkreis Fürth. Die evangelische Heilig-Geist-Kirche war und ist der Mittelpunkt Obermichelbachs und er war es eben bis in die 70er Jahre auch für Burgstall.
Aber die Burgstaller sind und waren schon immer etwas Besonderes. Innerhalb der Dorfgemeinschaft hält man stark zusammen. Die Neubürger, die sich in den letzten Jahren hier niedergelassen haben, ließen sich bereitwillig integrieren - sie gehören heute fest zum Dorf und zum florierenden Dorfleben.
Und anstelle eines Gotteshauses wurden die Gaststätte Tiefel/Bär und das bestens restaurierte Feuerwehrhaus zum Mittelpunkt des Lebens im Dorf. Hier feierte man 1988 das 110. Jubiläum der Feuerwehr, hier besucht der Nikolaus die Kinder des Ortes und von hier starten die Kutschfahrten für die Kleinen bei der Nikolausfeier.
Seit 1989 feierte die Dorfgemeinschaft ein Grillfest (damals noch bei Johann Nussel); 1990 zog man in die neu errichtete Scheune von Walter Nussel zum "Kirchweihfest", das man voller Stolz in diesem Jahr zum 30. Mal begeht - auch in Ermangelung eines Gotteshauses.
Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass es hauptsächliche die Burgstaller Waldbesitzer waren, die das Bauholz für die 1934 errichtete erste evangelische Kirche in Herzogenaurach lieferten und die den kürzeren Weg ins neue Gotteshaus auch bereitwillig antraten.
Doch zurück zur Kirchen-Feuerwehr-Kerwa in Burgstall. Dass zum Kirchweihfest eine zünftige Brotzeit gehört und ein Kartler-Turnier, versteht sich von selbst.