Autofahrer sind mit kürzer werdenden Tagen immer häufiger bei Nacht oder Dämmerung unterwegs. Daher ist besondere Vorsicht geboten - und einiges zu beachten, wenn der Unfall sich nicht vermeiden ließ.
"Ich konnte gar nichts machen. Das Tier sprang einfach plötzlich auf die Fahrbahn", diesen Satz hören Polizisten oder Jäger in Bayern an die 80 000 Mal im Jahr. Es hat gekracht. Wildunfall. Gerade im Herbst steigt auch in der Region erfahrungsgemäß die Zahl der Zusammenstöße mit Wildtieren an. Polizei, Automobilclubs, Jäger und Naturschützer mahnen zur Vorsicht.
Zu den Ursachen dieses Anstiegs gibt es eine Reihe von Aspekten. Jagdverbände warnen Beispiel besonders in der Erntezeit auf den Maisfeldern. Nicht selten, so heißt es, werden bei der Ernte Rehe, vor allem aber Wildschweine, aus den Feldern verscheucht und rennen panisch auf die Straße.
Auch die veränderten Zeiten von Helligkeit und Dunkelheit werden als Ursache genannt. So sind die Ströme des Berufsverkehrs zunehmend bei Dämmerung oder Dunkelheit unterwegs - und damit in der Zeit, in der auch das Wild aus den Einständen wechselt oder eben dorthin zurückwill. Zudem kann im Herbst die reichliche Eichel- oder Bucheckernmast Tiere in den Wald locken. Oder Feldfrüchte locken sie heraus.
Dämmerung und Nieselregen, herabfallendes Laub und fehlendes Bewusstsein für die höhere Gefahr bei den Autofahrern werden so im Herbst zur gefährlichen Mischung für das Wild und die Autofahrer.
Der Bayerische Jagdverband hat einen Flyer aufgelegt, der Autofahrern Problembewusstsein vermitteln will und Tipps zum richtigen Verhalten, wenn sich der Zusammenstoß nicht mehr vermeiden lässt.
Andreas Ruepp, Polizist und für diesen Bereich zuständiges Präsidiumsmitglied im Bayerischen Jagdverband, warnt in einer Mitteilung des Verbandes zu diesem Flyer: "Fahren Sie auch in ihrem eigenen Interesse besonders vorsichtig. Speziell bei Fahrten durch Waldstücke, entlang von Hecken oder zwischen hohen Ackerbaukulturen wie Maisfeldern kann unvermittelt Wild auftauchen.
Behalten Sie den Fahrbahnrand im Auge und seien sie bremsbereit. Taucht ein Stück Wild auf der Fahrbahn auf, sollte gegebenenfalls sofort abgeblendet und kontrolliert gebremst werden. Ist ein Zusammenstoß nicht mehr zu vermeiden, muss das Lenkrad unbedingt gerade gehalten werden - keinesfalls sollten unkontrollierte Ausweichmanöver versucht werden."
Wenn es gekracht hat
Ist es trotz aller Vorsicht passiert, gibt der Flyer Tipps zum weiteren Verhalten. Zu allererst gilt es, Ruhe zu bewahren, Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anlegen und Unfallstelle sichern - mit dem Warndreieck in der geforderten Entfernung zum Unfallort. Bei der Meldung des Unfalles den Ort so gut wie möglich beschreiben - idealerweise mit Koordinaten aus dem Navi oder einem GPS-Handy. Stationszeichen am Straßenrand sind hilfreich, aber vielen Autofahrern gar nicht geläufig.
Wurde das Tier bei dem Unfall verletzt, darf es keinesfalls angefasst werden. Wurde es getötet, kann es mit angelegten Schutzhandschuhen von der Fahrbahn gezogen werden, um Folgeunfälle zu vermeiden.
Mitnehmen darf der Autofahrer das Wild nicht. Er müsste sich sonst wegen Wilderei verantworten.
Auch wenn das Wildtier nach dem Zusammenstoß scheinbar unverletzt weiter läuft, ist es meist schwer verletzt und geht wenig später zu Grunde. Daher besteht eine Meldepflicht für Wildunfälle (siehe Infokasten). So kann der zuständige Jagdpächter sich mit dem Jagdhund auf die Suche nach dem Tier machen und es gegebenenfalls von seinen Leiden erlösen.
Die Meldung des Unfalls bei der Polizei ist im Übrigen auch wichtig für die Schadensregulierung durch die Versicherung.