Auf der Bühne ist Michael Altinger der Lausbub, der die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele beleuchtet, analysiert und sich mit unvergleichlicher Sprachbegabung in die Herzen seiner Zuhörer spielt. Beim "Schlachthof" im Bayerischen Fernsehen dagegen seziert der Niederbayer die Landes- und Bundespolitiker.

Gibt es zwei Michael Altinger?

Michael Altinger: Ich bin ein politisch denkender Mensch. Im Kabarettprogramm habe ich es gern, wenn sich die Geschichte entwickelt. Da steht die Gesellschaftskritik im Vordergrund. Ausflüge in die Politik kommen da nur dosiert vor. Beim "Schlachthof" ist die Erwartungshaltung eine ganz andere. Auch an mich selber. Da will ich schon zeigen, dass ich weiß, was auf der politischen Bühne passiert und dass ich das einordne.

Bleibt Ihr Bühnenprogramm gleich oder entwickelt es sich im Laufe der Tournee?

Da halte ich es mit einem Kollegen, der sagte: "Das Programm ist erst fertig bei der letzten Vorstellung. Seit September hat sich rund ein Drittel meines Programmes leicht verändert. Ich habe es immer den aktuellen Verhältnissen angepasst.

Wie entwickeln Sie ihre Bühnenprogramme? Schreiben Sie alle Texte allein?

Wir sind ein Dreier-Team. Wir sitzen zusammen, überlegen und entwickeln das Programm. Dabei schaffen es meine Co-Autoren Thomas Lienenlüke und Alexander Liegl, die sich regelrecht in mein Gehirn einklinken. Das funktioniert. Die sind ebenso sensibilisiert wie ich, was das Publikum interessiert. Die können sich hinsetzen und als Altinger weiter schreiben.

Wie offen sind Sie den neuen Medien gegenüber?

Ich bin überzeugt, wir müssen uns für diese Technik öffnen. Allerdings nervt mich die Kritiklosigkeit gegenüber diesen Medien. Für die Recherche und die Kommunikation mit Kollegen ist sie aber ein großer Segen.

Entlastet uns die Digitalisierung, oder macht sie uns blöder?

Wir müssen nur aufpassen, dass uns die Technik nicht beherrscht. Und wir müssen darauf achten, beim Umgang mit dem Handy die Zeitfresser zu eliminieren.

Wollen Sie ihr Publikum nur unterhalten oder möchten Sie mit Ihrem Programm gesellschaftlich etwas ändern?

Ich sehe die Individualisierung unserer Gesellschaft äußerst kritisch. Deshalb will ich gerade hier Denkanstöße geben. Ich möchte dazu beitragen, dass sich der Einzelne nicht zu wichtig nimmt.

Gibt es heute mehr zu kritisieren als zu Beginn ihrer Karriere?

Die Sprache der Politik ist schwieriger geworden. Alles wurde "vereinfacht". Heute erreicht nicht mehr der Schlaueste die Menschen, sondern der, der am lautesten schreit. Zudem ist die Sprache verroht.

Sind sie ein Optimist oder ein Pessimist?

Für mich ist das Glas immer halb voll. Ich will die Zukunft mitgestalten und mit einem Lachen in die Zukunft schauen.

Das Gespräch führte Josef Hofbauer