Im Dezember letzten Jahres habe der Historiker auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ( GEW ) einen Online-Vortrag über rechte Strukturen in der Region gehalten. Aufgrund der im Vortrag gezeigten Fotos habe sich ein bekannter Protagonist der örtlichen Neonazi-Szene in seinen Bildrechten verletzt gefühlt und Anzeige erstattet.
"In rechten Strukturen vernetzt"
Der Erstatter der Anzeige sei, wie Wolfgang Most darlegt, bundesweit in den alten und neuen rechten Strukturen gut vernetzt und mit der Burschenschaft "Frankonia" verbunden, die seit einigen Jahren sogar vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Wegen des Zeigens von Hakenkreuzen und SS-Runen sowie des Besitzes von Schusswaffen sei der 21- Jährige "lediglich zu einer Jugendfreiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung" verurteilt worden. Dieses "milde" Urteil des Erlanger Amtsgerichts sei auch Anlass für seine Erwähnung im Vortrag gewesen.
Die verwendeten Fotos stammten, wie Grünen-Geschäftsführer Wolfgang Most weiter schreibt, von den Social-Media-Accounts des Anzeige-Erstatters. Er hätte diese dort selber veröffentlicht.
"Massive Drohungen"
"Wir sind erschüttert, mit welchem Eifer die Ermittlungsbehörden diese offensichtlich unhaltbare Anschuldigung verfolgen. Da der Erstatter der Anzeige die gezeigten Fotos selbst veröffentlich hat, dürfen sie natürlich zu Bildungszwecken auch genutzt werden", bemerkt Birgit Marenbach, eine der beiden Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen/Grüne Liste im Erlanger Stadtrat.
Die Fraktion und der betroffene Stadtrat der Grünen seien inzwischen Ziel zahlreicher rechter Anfeindungen, Beleidigungen und massiver Drohungen - "und die Ermittlungsbehörden lassen sich vor den rechten Karren spannen".
"Mit zweierlei Maß gemessen"
Marcus Bazant, ebenfalls Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, ergänzt: "Immer deutlicher wird, dass mit zweierlei Maß gemessen wird und diese Ermittlungen gegen zivilgesellschaftliche Aufklärungsarbeit gerichtet sind. In Sonntagsreden wird immer gefordert, Zivilcourage zu zeigen und nicht wegzusehen. Aber genau dies wird durch solche Ermittlungen aktiv behindert." red