Bereits über 60 Jahre verheiratet ist Harald Matthes. Doch genau vor 60 Jahren verliebte sich Harald Matthes auch in die Orgel der Stadtpfarrkirche St. Georg. Für diesen sechs Jahrzehnte dauernden Orgeldienst haben den 89-jährigen Musiker nun Kirche und Gesellschaft geehrt.

Harald Matthes studierte nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Leipzig Musik. Schon Anfang der 50er-Jahre nahm er am dortigen Konservatorium auch Orgelstunden im Nebenfach. Klavier und Geige waren seine eigentlichen Instrumente. Als überzeugter Katholik und Demokrat verließ er seine Heimat noch vor dem Mauerbau und kam nach Anerkennungsstudien in München über Forchheim 1961 ans Höchstadter Gymnasium als Musiklehrer.

Dort erlebten ihn Generationen von Schülern über 35 Jahre lang im Musikunterricht, aber auch als Beratungslehrer mit offenem Ohr und hilfsbereitem Einsatz. Seine Mitgliedschaft in einem Erlanger Streichorchester, seine Tätigkeiten als Chorleiter in Weisendorf und als Dirigent des Höchstadter Liederkranzes machten Matthes auch über seine schulischen Tätigkeiten hinaus bekannt.

Harald Matthes begab sich neben all dem ab 1962 in die Schule der damaligen Organistin Agnes Roediger und schloss sich ab 1963 deren Organistenteam an, zu dem auch Anton Wölker und Alois Köberlein zählten. Ein Sonntagsgottesdienst und eine Werktagsmesse ergänzten den wöchentlichen Stundenplan des Gymnasiallehrers seit dieser Zeit selbst während der Ferien.

Mit Eintritt in den Ruhestand vor 25 Jahren übernahm Harald Matthes zusätzlich die Ausgestaltung der Trauergottesdienste in der Stadtpfarrkirche. Zwischen 50 und 60 Mal im Jahr versuchte er, den Wünschen und Erwartungen der Trauerfamilien musikalisch gerecht zu werden. Allein 1500 Einsätze kamen hierbei zusammen. Seit 2020 trat Matthes in sein ursprüngliches Pensum zurück.

Auch sonst stark engagiert

Stadtpfarrer Kilian Kemmer hob in seiner Laudatio neben den kirchenmusikalischen Verdiensten von Harald Matthes sein Verständnis von Ehrenamt hervor. Weiter betonte Kemmer, dass es sich bei Harald Matthes um einen authentischen Kirchenmusiker handle, „dessen Glaubensausdruck nicht aufhört, wenn er die Orgel schließt und die Kirche verlässt“. Matthes kümmert sich um viele ältere und hilfsbedürftige Menschen und stellt sich selbstverständlich in den Dienst der Betreuung für seine Frau.

Kein Geringerer als der Bamberger Weihbischof und derzeitige Diözesanadministrator Herwig Gössl überreichte die Dankurkunde der Musica Sacra für 60 Jahre Organistendienst. Bürgermeister Gerald Brehm , stellvertretender Landrat Martin Oberle, der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums, Ingemar Schoen, Rüdiger und Maria Kaufmann, das Höchstadter Organistenteam und andere Weggefährten gratulierten musikalisch oder mit Worten zu diesem seltenen Anlass. Gabriel Konjaev, Wolfgang Först, Katharina Lutze und Henning Schwarz ehrten ihren Senior-Kollegen auf ganz besonders herzliche Weise mit ihren Beiträgen. „Noch viele Jahre zur größeren Ehre Gottes“ lautete der gemeinsame Wunsch des Geehrten und seiner Gratulanten. Nr