Das Umweltministerium fördere Starkregenkonzepte mit einem Sonderprogramm gegen Sturzfluten, erklärte Brodrecht. Dieses ermögliche der Gemeinde, maßgeschneiderte Konzepte für den bestmöglichen Hochwasserschutz zu schaffen, und richte sich insbesondere an kleine Kommunen, für die Sturzfluten eine existenzielle Bedrohung sein könnten. Darauf aufbauend würden individuelle Handlungsmöglichkeiten und Schutzmaßnahmen für die Gemeinde sowie für die Betroffenen vor Ort aufgezeigt.
Wie Brodrecht erläuterte, kann mit Risikokarten und einem Frühalarmsystem der Gefahr von Starkregen und Sturzfluten begegnet werden. Die Karten dienen als Grundlage, um bauliche Schutzmaßnahmen zu realisieren. Das Frühalarmsystem misst Niederschlag, Überstau in Kanalnetzen und Pegelstände und warnt rechtzeitig vor Gefahren.
75 Prozent Zuschuss
Im Rahmen des Förderprogrammes werden Ingenieurleistungen zur Erstellung des beschriebenen Konzepts bezuschusst. Der Fördersatz beträgt 75 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Kosten werden auf 100 000 Euro geschätzt. Der verbleibende Eigenanteil der Gemeinde beträgt folglich 25 000 Euro. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung am Ende der Sitzung, einen Förderantrag für das Fördervorhaben „Integrales Konzept zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement“ zu stellen.
Zuvor hatte Florian Brodrecht anhand von Praxisbeispielen das mit Bundesforschungsmitteln entwickelte Starkregen-Frühalarmsystem FAS vorgestellt. Das FAS ist praxiserprobt und bereits in Adelsdorf, Baiersdorf und Passau im Einsatz. Das FAS misst in Echtzeit Niederschlag und Abflussverhalten in Flüssen und Kanälen und wertet diese Daten in Echtzeit zusammen mit den Wetterdaten von DWD sowie des Hochwassernachrichtendienstes HND aus.
Bei Erreichen kritischer Werte alarmiert das Frühalarmsystem gebietsgenau Rettungskräfte und Bürger per App-Notifikation, E-Mail sowie SMS und in der höchsten Gefahrenstufe zusätzlich mit Anruf auf Handys und Festnetz. Das FAS ermöglicht laut Brodrecht, vor das Ereignis zu gelangen und wertvolle Zeit zu gewinnen, um mit Vorkehrung und Verhalten Schäden abzuwenden und Schlimmeres zu verhindern.
Gefährdungsanalyse
Die Gefährdungsanalyse erfolgt mit 2D- und 3D-Simulationsverfahren für unterschiedliche Regenereignisse (häufige, mittlere und seltene respektive extreme Niederschlagsereignisse) und für unterschiedliche Abflussverhältnisse (Verklausung, Verdolung). Die Ergebnisse der Gefährdungsanalyse werden unterteilt in Überschwemmungen (Flussausbreitung), Überflutungen (wild abfließendes Wasser) und Einstaubereiche (Mulden und Senken).
Für die ermittelten Überflutungsgebiete werden nach Gefährdungslage der betroffenen Menschen und Objekte Starkregenrisikokarten erstellt. Diese werden im Rahmen des Risikomanagements Bürgern und Rettungskräften zur Verfügung gestellt, um Vorkehrungen treffen zu können und im Extremfall gewappnet zu sein.
Am Schluss soll ein schriftlicher Leitfaden stehen, in dem unter anderem bauliche Maßnahmen und Änderungen von Bebauungsplänen genauso wie Alarm- und Einsatzpläne, Benennen von Risikoschwerpunkten und Verhaltensweisen von Betroffenen im Ereignisfall festgehalten sind.