Glyphosat – Diskussion ohne Ende
„Naturschutz und Landwirtschaft, wie soll das funktionieren? Das geht nur miteinander, und wir brauchen einander!“ Das zeigte sie mit einigen Denkanstößen auf und der Frage, wie sähe dies ohne Landwirtschaft aus? Beim Blick auf ein Kornblumenfeld meinte sie: „Wenn der Landwirt etwas für die Kornblumen bekommen würde, würde er Kornblumen und nicht Weizen anbauen.“
97 Prozent der Bevölkerung genössen die Folgen der hochintensivsten Landwirtschaft, indem sie im Schnitt nicht mehr 50 Prozent wie noch 1950, sondern nur noch etwa zehn Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen.
Mit den blühenden Ackerstreifen und dem Glyphosat sprach sie dann zwei kontroverse Themen an. Das in der Kritik stehende Glyphosat gebe es seit den 70er Jahren. „Es ist ein Total-Herbizid, das alle Pflanzen tötet, und wird in der Landwirtschaft im Hobby und Garten und vor allem bei der Deutschen Bahn eingesetzt. „Alles, was wir wegspritzen, blüht nicht mehr“.
Auch als Landwirtin ging sie auf die Verwendung von Glyphosat ein. Keinesfalls gehe es darum, die Naturschützer zu ärgern, und es werde auch nicht überall gespritzt. „Es wird bei uns nach der Ernte bei der Stoppelbehandlung angewandt und vor der Aussaat, um einen sauberen Acker zu bekommen. Es ersetzt also ein bisschen den Pflug.“ Sein Vorteil liege in der pfluglosen Behandlung des Feldes.
Dann zeigte sie die Bedeutung von Blüh- und Ackerrandstreifen auf – Dinge, wo sich die Beteiligten einigen und an einem Strang ziehen könnten. Aber auch da gebe es zwei Sichtweisen mit dem „Ideal des Sauberen“ auf Seiten der Landwirtschaft, wo Mulchen einfacher gehe, man die Gefahr der Vermehrung verbanne und auch die Grenzen für landwirtschaftliche Maschinen besser erkenne. Der Blick des Naturschutzes richte sich mehr auf die Lebensstätten und Rückzugsgebiete, auf die Nahrungsquelle, und man schaffe Verbindungskorridore und Trittsteine, um Biotope zu vernetzen. Um eine gemeinsame Linie zu bekommen, müsse man „aushagern“, was bedeute, dass man nur einen oder zwei Schnitte ansetze, auf einer Höhe von über zehn Zentimetern mähe und wegen der Tiere ohne Saugmäher arbeite. Oft bringen kleine Schritte große Wirkung.
„Es geht nur gemeinsam“
Rebekka Werner zog schließlich das Fazit: „Die Kulturlandschaft zu erhalten, geht nur gemeinsam. Das ist ein langwieriger Weg, aber man sollte ihn gemeinsam gehen. Den Ackerstreifen kann der Landwirt mit seinen Geräten mähen, und die Naturschützer rechen es zusammen.“
Daraus entwickelte sich eine rege Diskussion , bei der Oliver Kunkel die Mithilfe bei den Ackerstreifen als eine tolle Idee bezeichnete, die eigentlich auch Anliegen des Vereins „ Wir gestalten Heimat “ sei. Oft höre man nur die Aussage „ihr wollt billige Lebensmittel und wir müssen es bezahlen.“ Die Anregung Mitzutun finde er toll. „Wir organisieren und multiplizieren. Aber da sind wir noch ganz am Anfang.“
Es hat sich viel getan
Volker Ortloff sprach als Jäger vom „Ernteschock“ für die Tiere , wenn nach der Ernte alles vom Feld sei. „Wir Jäger sind interessiert, dass etwas stehen bleibt und legen dazu sogar Wildäcker an.“ Der Vorsitzend des BN Ebern, Harald Amon, sah bei den Acker- und Randstreifen doch Erfolge. „Es ist enorm, was sich hier in den letzten fünf Jahren getan hat.“ Dabei habe man auch mit der Kommune gesprochen, die dazu auch den Maschinenpark und Bauhof umstellen müsse.
Schule – warum nicht mal draußen?
Herbert Roth meinte, dass in vielen Naturschutzdingen das Wissen fehle. Mit den Kindern könne man was bewegen, was mit den Eltern oder Älteren nicht so leichtfalle. Die brauche man aber dazu. Damit war der Schulbereich angesprochen, wo Oliver Kunkel als Verfechter der „Draußenschule“ nach dem „Lockdown“ ein Umdenken forderte: „Nicht ständig pauken, was mit dem Leben nichts zu tun hat, sondern die Kinder die Welt entdecken lassen“.