"Alle müssen zusammenhelfen"

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99 Jahre ist Margarete Fischer aus Geroldswind. Sie trinkt gerne Tee und ist geistig auf der Höhe, und sie lebt mit altersbedingten Einschränkungen recht gut.
99 Jahre ist Margarete Fischer aus Geroldswind. Sie trinkt gerne Tee und ist geistig auf der Höhe, und sie lebt mit altersbedingten Einschränkungen recht gut.
Foto: Helmut Will

Die 99-jährige Margareta Fischer aus Geroldswind hat viel erlebt und kann viel erzählen.

Erst einmal ist man überrascht, wenn man eine Frau trifft, von der man weiß, dass sie in einigen Monaten 100 Jahre alt wird. Margareta Fischer aus Geroldswind sitzt in ihrer Küche, und man schätzt sie wesentlich jünger. Sie hat einen wachen Geist und ist eine freundliche und angenehme Gesprächspartnerin, die sich über die gegenwärtige Pandemie äußert und von ihren Erlebnissen aus dem Zweiten Weltkrieg spricht.

Ein Satz von ihr beeindruckt besonders: "Früher, im Krieg, wussten wir, wer unsere Feinde waren, wo sie herkamen, den heutigen Feind, das Virus, sieht man nicht." Deshalb meint die betagte Seniorin : "Beides ist schlimm, früher der Krieg, heute die Pandemie, die nun schon mehr als ein Jahr lang die Welt in Atem hält und unzählige Todesopfer forderte und wohl noch fordern wird." Aus und vorbei ist das ja noch nicht, sagt die Rentnerin , auch wenn sie sich dies von Herzen wünscht.

Margarete Fischer ist eine Frau mit Heimatgefühl. Sie ist am 16. Mai 1921 in Geroldswind geboren worden und hat dort ihre gesamte Kindheit und Jugend zugebracht. Einen Beruf konnte sie nicht erlernen. "Ich sollte von meinen Lehrern aus Berufsschullehrerin werden, aber das scheiterte am Finanziellen, das konnten sich meine Eltern nicht leisten", sagt sie.

Der erste Mann ist gefallen

Ihre Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft ; sie half dort mit und war auch bei einem Bauern im Dorf in Lohn und Brot. "Für etwa ein Jahr habe ich im oberfränkischen Gunzendorf, es gehört zur Gemeinde Buttenheim, mit meinem ersten Mann Hans Först gelebt. Er ist am 28. Februar 1942 in Russland gefallen", erzählt die Seniorin .

Ja, Corona sei eine schwere Prüfung für alle, auch weil die Pandemie mit ihren weitreichenden Folgen schon so lange dauere. Ihr selbst macht das nicht mehr so viel aus, weil ihr Bewegungsradius ohnehin eingeschränkt ist. "Bei mir spielt sich alles im Haus oder draußen im Hof ab, wo ich bei schönem Wetter mithilfe meines Rollators hingehe", schildert Margarete Fischer.

Sie hat von ihrem zweiten Mann Richard Fischer zwei Kinder und kann sich mittlerweile über fünf Enkel und vier Urenkel freuen . Wenn sie an ihre Kinder, Enkel und Urenkel denkt, fällt ihr sofort wieder ein, dass sie alle mit großen Einschränkungen leben müssen.

"Ein besonderes Problem ist das ja auch für die Schulen. Kinder können zu Hause mit der neumodischen Technik nie so viel lernen, wie das im normalen Schulunterricht möglich ist", ist die Rentnerin überzeugt. Das tue ihr alles sehr leid. Für junge Menschen ist das Leben in der Pandemie schwer, weiß sie. "Die wollen doch Spaß haben und feiern, aber es geht derzeit halt nicht", bedauert Margarete Fischer. Es werde nur besser werden können, wenn alle gemeinsam zurückhaltend sind, sich an die Bestimmungen halten. "Sonst wird das nichts", sagt sie.

Überhaupt kein Verständnis hat die ergraute Seniorin für Menschen, die gegen die Pandemie auf die Straße gehen und demonstrieren. "Das ist unverantwortlich, macht nur Ärger und hilft zur Bewältigung des Problems mit dem Virus überhaupt nicht, im Gegenteil", sagt sie leicht erbost.

Im Jahr 1939 mussten die ersten Männer aus Geroldswind fort, kommt die Rentnerin wieder auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen und wird nachdenklich: "Einige sind nicht wieder nach Hause gekommen." Als Männer, die sie aus ihrem Dorf kannte, Nachbarn, Bekannte oder Freunde weg mussten, habe sie erstmals Angst vor dem Krieg bekommen. Sie habe während des Krieges bei einem Bauern in Geroldswind in der Landwirtschaft gearbeitet. "Ja, auch hier sind Bomber und Tiefflieger unterwegs gewesen und bei Voccawind wurden Bomben abgeworfen, die wohl Ebern mit seiner Industrie treffen sollten", sagt Margarete Büchner. Sie kann sich an ein tragisches Ereignis erinnern: "Damals war eine Frau aus Bamberg mit ihrem Kind in unsere Gegend zu Verwandten gekommen, weil sie dachte, sie sei hier in Voccawind vor Bomben sicherer als in Bamberg. Und gerade sie wurde mit ihrem Kind von einer Bombe getötet."

Zusammenhalt ist nötig

Die Seniorin selbst hat den Krieg unbeschadet überstanden und auch immer zu essen gehabt. Ihre Eltern hatten eine Landwirtschaft und beim Bauern , bei dem sie arbeitete, gab es immer etwas. "Ja, früher war es schlimm und heute wieder. Ich hoffe, dass alles bald vorbei ist und man wieder die Einschränkungen lockern kann, aber da müssen alle zusammen helfen, ob Jung oder Alt", wünscht sie. Beim Abschied sagt sie noch zu unserem Reporter: "Ich hoffe, dass ich meinen 100. Geburtstag erleben kann. Dann kommen Sie bestimmt mit unserem Landrat Wilhelm Schneider wieder."