Haftpflicht könnte billiger werden

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Autofahrer könnten künftig bei der Versicherung sparen. Foto: Dagmar Besand
Autofahrer könnten künftig bei der Versicherung sparen. Foto: Dagmar Besand

Versicherungen   Zum Jahreswechsel verändern sich Regional- und Typklassen der Kfz-Versicherungen. Der Landkreis Kulmbach wird in eine niedrigere Klasse eingestuft. Ob der Beitrag sinkt, ist aber von vielen Faktoren abhängig.

von unserem Redaktionsmitglied 
Thomas Heuchling

Kulmbach — Jeder der ein Auto hat, braucht eine Versicherung. Dabei spielen zahlreiche Faktoren bei der Berechnung des Beitrags eine Rolle. So zum Beispiel die Regional- und Typklassen. Diese werden zum Jahreswechsel geändert. Für die Bewohner des Landkreises Kulmbach gibt es gute Nachrichten. In der Regionalklasse für die Haftpflicht fällt der Landkreis von sieben auf sechs. Also werden die Versicherung günstiger?
Nicht zwangsläufig, sagt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Denn um auf den individuellen Versicherungsbetrag eines jeden Autofahrers zu kommen, spielen viele Faktoren eine Rolle, sagt Jarosch und fügt an: "Eine Verringerung der Regionalklasse bedeutet nicht pauschal einen geringeren Versicherungsbeitrag."

Viele Faktoren für den Beitrag

Denn dieser setzt sich unter anderem noch aus der Typklasse, der Selbstbeteiligung oder der jeweiligen Kilometerleistung zusammen. Aber was bedeuten Regional- und Typklasse und unter welchen Voraussetzungen verändern sie sich?
Grundlage für die Klasseneinordnung eines Zulassungsbezirks sei der sogenannte Indexwert. Dessen Höhe errechne sich nach der Anzahl der Schäden, die von den Autofahrern mit dem jeweiligen Kennzeichen insgesamt verursacht und von der Versicherung reguliert wurden, erklärt Jarosch.
Als Bezugsgröße für die Schadenzbilanz gelte die Anzahl zugelassener Fahrzeuge. Das seien im Landkreis Kulmbach rund 70 000, sagt Uwe Limmer, der stellvertretende Leiter der Zulassungsstelle.
Somit lasse der Indexwert keine Rückschlüsse über die gesamte Unfallhäufigkeit oder die Verkehrssicherheit in dem Zulassungsbezirk zu, so Jarosch. Der Index beziehe sich auf den Bundesdurchschnitt mit dem Wert 100 und bedeutet in der Kfz-Haftpflicht die Regionalklasse sechs. Liegt der Wert darunter, wird die Region günstiger als der Durchschnitt eingestuft, liegt er darüber, wird es für die Autofahrer in der Region teurer.
Also liegt der Landkreis Kulmbach ab kommenden Jahr genau im Durchschnitt. Auch bei der Teil- und Vollkasko-Einstufung liegt er im Mittelfeld.

Ein Blick zu den Nachbarn

Beim Blick auf die Nachbarlandkreise zeichnet sich ein sehr gemischtes Bild. Im Landkreis Hof ist die Haftpflichtklasse mit elf fast doppelt so hoch wie in Kulmbach. Die Lichtenfelser kommen mit Klasse zwei und einem unterdurchschnittlichen Indexwert von 88,54 sehr günstig davon.
Spitzenreiter bei der Regionalklasse in Bayern sind unter anderem Augsburg (Klasse zwölf) und die Region Kempten/Allgäu (ebenfalls zwölf). Um die Landstriche mit der niedrigsten Haftpflicht-Regionalklasse zu finden, muss man schon weit nach Norden schauen. Klasse eins haben zum Beispiel die Region Prignitz in Brandenburg und Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern.

Viele Typklassen bleiben gleich

Trotz der großen Unterschiede bei den Regionalklassen, auch von Landkreis zu Landkreis, rät Kathrin Jarosch nach einem Umzug zum schnellen Ummelden des Fahrzeugs. "Tricksen kann man immer, aber dann muss man auch mit den Konsequenzen leben", sagt Jarosch.
Ein anderer Faktor für die Höhe des Versicherungsbeitrages ist die Typklasse. Da ändert sich für Dreiviertel der deutschen Autofahrer bei der Haftpflicht nicht viel. Für knapp 14 Prozent verschlechtert und für rund zwölf Prozent verbessert sich die Klasse ab 2015. Das geht aus der neuen Typklassenstatistik der GDV hervor.
Bei den Kaskoversicherungen werden zahlreiche Fahrzeugtypen sogar günstiger. In der Vollkasko profitieren knapp 36 Prozent der Autofahrer von niedrigeren Klassen. Ähnliche Ergebnisse sind sich auch für die Teilkasko bekannt gegeben: Dort erhalten knapp 35 Prozent der Fahrzeuge eine niedrigere Typklasse.
Aber sind die Veränderungen von Regional- und Typklasse Grund für einen Versicherungswechsel? Ja und nein, sagt Beate-Kathrin Bextermöller, Projektleiterin bei der Stiftung Warentest für Versicherungsfragen. Einzelne Änderungen in der Regional- oder Typklasse seien nicht unbedingt ausschlaggebend für die zu zahlende Prämie beim Versicherer. In der Regel würden sich zwar die meisten Versicherer nach den Indexwerten richten, aber es gebe eben auch zahlreiche Einzelfaktoren, die eine Rolle spielen, sagt Bextermöller und fügt an: "Die Regionalklasse ist nur ein Element von vielen."
Der Versicherungsnehmer sollte regelmäßig seine Beiträge prüfen: "Es lohnt sich immer am Markt zu gucken", sagt Bextermöller.