Der Zweckverband Schulzentrum Haßfurt hörte einen Bericht über die Praxisklassen, die Chancen eröffnen.
Den Aufzug nahmen Landrat Wilhelm Schneider und einige Mitglieder der Zweckverbandsversammlung Schulzentrum Haßfurt zur Sitzung am Montag. Die fand im Lehrerzimmer der Grundschule am Dürerweg in Haßfurt statt, die dank dieses Aufzugs nun endlich barrierefrei ist. Lang hat Rektorin Gisela Schott um diese Investition gekämpft, auch weil die Grundschule eine Partnerklasse des Förderzentrums hat. Inklusion könne nun noch besser gelebt werden, freut sie sich, denn im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch ein Behinderten-WC im Schulgebäude installiert. Den Schulzweckverband bilden der Landkreis Haßberge und die Stadt Haßfurt.
Kindern möglichst gute Bildungschancen zu bieten, das ist das Ziel aller Schulen am Schulzentrum Haßfurt. In diesem Zusammenhang berichtete die neue Konrektorin der Albrecht-Dürer-Mittelschule in Haßfurt, Sabine Kral, über die Praxis-klassen, die von Schülern aus dem gesamten Landkreis besucht werden. Es gab auch schon einen Gastschüler aus Bamberg, weil es dort keine Mittelschule mit P-Zweig gibt.
Die Praxisklassen werden solchen Jugendlichen angeboten, die wenig Chancen haben, den regulären Mittelschulabschluss zu bestehen. In den P-Klassen sollen sie dennoch zur Ausbildungsreife geführt werden. Der Unterricht ist in der Theorie entlastet und stark praxisorientiert mit sehr vielen Praktika. "Unsere Sozialpädagogin hat da enorm viele Kontakte geknüpft zu den Firmen", erklärte Kral.
Die Praxisklasse läuft in den letzten beiden Jahren des Mittelschulbesuchs. Die Klassen sind klein, etwa 13 Schüler. Sie werden von einer Lehrkraft, einer Förderlehrkraft und einer sozialpädagogischen Fachkraft betreut. Der erhöhte Aufwand wird finanziert aus dem Europäischen Sozialfonds. "Da fließt richtig Geld", zeigte sich Sabine Kral dankbar, die selbst Klassenleiterin einer P-Klasse ist.
Seit dem Schuljahr 1999/2000 gibt es die P-Klassen in Haßfurt, und Kral bezeichnete sie als echtes Erfolgsmodell, denn die Schüler kämen oft nach einer bis dahin "desaströsen Schulzeit" in die Praxisklasse: "überfordert, demotiviert und oft auch mit wenig Unterstützung aus dem Elternhaus".
Die Sozialpädagogin Dagmar Keenan muss da oft viel Aufbauarbeit leisten. Sie begleitet auch die Praktika, und die Lehrkräfte bieten zusätzliche Lerngruppen außerhalb des Unterrichts an.
In Deutsch und Mathematik sind die Lerninhalte so gestaltet, dass die Schüler den künftigen Berufsschulunterricht bewältigen können. So haben die Praxisklassen-Absolventen auch gute Chancen am Ausbildungsstellenmarkt. Diese haben sich auch gebessert, weil der P-Klassen-Abschluss nun ein anerkannter Abschluss an der Mittelschule ist. Rektor Matthias Weinberger habe dies am Kultusministerium in München durchgesetzt, "weil ein Abschluss für die Betriebe einfach wichtig ist", sagte Sabine Kral.