Grandiose Aufführung in St. Moriz

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Eine faszinierende Interpretation der "Achten" von Anton Bruckner gelang dem Philharmonischen Orchester des Landestheaters unter Leitung von Roland Kluttig zum Abschluss der Konzertsaison. Das begeisterte Publikum dankte mit stehenden Ovationen. Foto: Jochen Berger
Eine faszinierende Interpretation der "Achten" von Anton Bruckner gelang dem Philharmonischen Orchester des Landestheaters unter Leitung von Roland Kluttig zum Abschluss der Konzertsaison. Das begeisterte Publikum dankte mit stehenden Ovationen. Foto: Jochen Berger

Wie das Philharmonische Orchester des Landestheaters unter der Leitung von Roland Kluttig mit der Aufführung von Anton Bruckners monumentaler "Achter" vor zahlreichen Zuhörern in der Coburger Morizkirche glänzte.

Gerhard Deutschmann

Über 80 Minuten satter Orchesterklang mit differenziertem Streicher- und Holzbläsersound, machtvollem Blech einschließlich weihevoller Tuben, das alles in der dankbaren Akustik der Coburger Morizkirche - Musikgenuss pur zum Ausklang der Konzertsaison des Landestheaters.
Natürlich muss ein entsprechendes Werk dazu ausgewählt werden, wobei sich in erster Linie die ins Sakrale gehende Musik Anton Bruckners eignet. Seine in zweiter Fassung 1890 entstandene 8. Sinfonie c-Moll, die 1892 ihre Uraufführung erlebte, war der größte Erfolg seines Lebens und überzeugte selbst Johannes Brahms, der sonst dem Schaffen Bruckners eher skeptisch gegenüber stand.


Organische Steigerungen

Lediglich dessen ewiger Widersacher, der Wiener Kritiker Eduard Hanslick sprach von "traumverwirrtem Katzenjammer" und verließ vorzeitig den Konzertsaal.
Rund 20 bis 30 Minuten dauern die einzelnen Sätze der Sinfonie, die Roland Kluttig mit großem Atem, organischen Steigerungen und Übergängen sowie reicher dynamischer Palette wie aus einem Guss gestaltete. Klanglich konnte er hier aus dem Vollen schöpfen, zumal ihm das Orchester konzentriert folgte und mit tadellosen Leistungen aufwartete.
Um ein originales Klangbild zu erreichen, hatte man keine Kosten gescheut und das Orchester ordentlich verstärkt, was sich besonders in den Hörnern positiv bemerkbar machte.
Bruckner macht es dem Zuhörer nicht leicht, in die Struktur der einzelnen Sätze einzudringen, aber auch rein akustisch kann man das interessante melodische und harmonische Geschehen genießen, wenn sich immer wieder Steigerungen aufbauen, um dann lyrischen Passagen Raum zu geben.
Leicht macht es Bruckner dem Hörer im derb-schwungvollen Scherzo, das er ursprünglich "Der deutsche Michel" nannte, wohl wegen des hartnäckigen "sturen" Ostinatos zu Beginn. Ungewöhnlich für Bruckner ist die Verwendung der Harfe im sanfteren Trio.
Längster Satz der Sinfonie ist dann das Adagio, expressiv und weihevoll, aber mit mächtigen Steigerungen bis zu zwei erlösenden Beckenschlägen, bevor der Satz friedlich ausklingt.


Letztes vollendetes Finale

Das Finale ist Bruckners letztes überhaupt, da er das der "Neunten" nicht mehr vollenden konnte. Auch hier wechseln sich Steigerungen mit Ruhepunkten ab.
Eine Besonderheit dieses Satzes ist, dass in der bis aufs Äußerste gesteigerten Coda die Themen aller vier Sätze übereinander getürmt werden.


Stehende Ovationen

Eine kontrapunktische Meisterleistung! Für die tief beeindruckende Interpretation des Riesenwerks durch das Philharmonische Orchester und Roland Kluttig gab es verdienten anhaltenden Beifall und stehende Ovationen.