40 Stunden die Woche arbeiten - und trotzdem reicht's am Monatsende nicht: Im Landkreis Erlangen-Höchstadt arbeiten rund 4500 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn. Damit liegt jeder achte Arbeitnehme...
40 Stunden die Woche arbeiten - und trotzdem reicht's am Monatsende nicht: Im Landkreis Erlangen-Höchstadt arbeiten rund 4500 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn. Damit liegt jeder achte Arbeitnehmer (12 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2.203 Euro brutto im Monat. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Nürnberg-Fürth beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
Geschäftsführerin Regina Schleser spricht von einem "Alarmsignal". Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. "In Metzgereien, Bäckereien, Fastfood-Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen", fordert Schleser. Laut Arbeitsagentur liegen bundesweit 53 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze.
Immer weniger zahlen nach Tarif
Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die schwindende Tarifbindung. "Auch im Kreis Erlangen-Höchstadt zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif. Statt mit dem Tariflohn von 13,34 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit eine Familie durchbringen?", kritisiert Schleser. Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten und armutsfeste Löhne zahlen.
"Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden - gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert", so Regina Schleser. Eine sogenannte Allgemeinverbindlichkeit könne vom Bundes- oder Landesarbeitsministerium erklärt werden. Am Ende komme es aber auch auf die Beschäftigten selbst an, betont die NGG. "Wer in der Gewerkschaft ist, hat nicht nur beim Lohn, sondern auch bei Urlaub und Arbeitszeit die besseren Karten."
Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt im Kreis Erlangen-Höchstadt laut Arbeitsagentur bei 4106 Euro (brutto) im Monat - im Bundesschnitt sind es 3304 Euro. red