Gegen eine Null-Bock-Mentalität

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Sozialarbeiterin Melanie Faulhaber (2. von links) vom sonderpädagogischen Förderzentrum Saaletal führt Gespräche außerhalb des Unterrichts mit (von links) Francesca, Sebastian, Lukas und Kay. Foto: Ralf Ruppert/Archiv
Sozialarbeiterin Melanie Faulhaber (2. von links) vom sonderpädagogischen Förderzentrum Saaletal führt Gespräche außerhalb des Unterrichts mit (von links) Francesca, Sebastian, Lukas und Kay. Foto: Ralf Ruppert/Archiv

Die Jugend-Sozialarbeit an den Schulen in Stadt und Landkreis Forchheim soll weiter ausgebaut werden. Der Bedarf steigt - aber auch die Erfolgsaussichten.

Josef Hofbauer Die Jugendsozialarbeit habe besonders die sozial benachteiligten jungen Menschen im Blick und leiste professionelle sozialpädagogische Hilfe, um die Chancen- und Bildungs-Gerechtigkeit dieser Zielgruppe zu erhöhen. So fasste Silke Herbert von der Kommunalen Koordinationsstelle des Landratsamtes bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Landkreis Forchheim die Aufgaben der Jugend-Sozialarbeit zusammen.

"Diese Hilfe wird angenommen", unterstrich Silke Herbert. So fand die 17-jährige Nadine (Name geändert), die keinen Schulabschluss hatte und nach einigen erfolglosen Praktika die Suche nach einem Job bereits aufgegeben hatte, mit Hilfe des Jugendsozialarbeiters eine Ausbildungsstelle. "Allein hätte sie das nicht geschafft, zumal das Mädchen zuhause auf keinerlei Unterstützung zählen konnte", so Herbert.

Der Achtklässler Sven, dessen Mutter allein erziehend ist, sei von den Mitschülern ausgegrenzt und bedroht worden. Daraufhin habe er den Schulbesuch eingestellt. Die Versetzung in die nächste Klasse war gefährdet. Ihm und seiner Mutter vermittelte der Schulberater eine Erziehungsberatungsstelle. Jetzt besucht Sven eine Praxisklasse und hat Pläne. Er könne weiterhin betreut werden.

Motivation gegeben

Die 14-jährige Yasmin, deren Mutter seit vier Jahren in Deutschland lebt, aber immer noch erhebliche Sprachprobleme hat, legte sich zunehmend mit Lehrern und Schülern an. Gerade hier war es enorm wichtig, erst einmal Vertrauen aufzubauen, so Herbert. Zunächst habe sich die Zusammenarbeit mit der Mutter des verwahrlosten Mädchens, das mehrere Geschwister hat, schwierig gestaltet. Auf Grund negativer Erfahrungen habe die Frau jede Zusammenarbeit mit dem Jugendamt abgelehnt. Das habe sich gelegt. Yasmin erhielt Nachhilfestunden in Deutsch und bekam so wieder eine Motivation, in die Schule zu gehen. Ziel sei nun eine Ausbildungsstelle in der Altenpflege. Jugendliche kann man stärken, zog Herbert als Fazit. Die Erfolgsquote sei hoch.

Zuvor hatte Dagmar May, die Leiterin des Jugendamtes, die Räte mit Anträgen der St. Anna Grundschule Forchheim, der Volksschule Burk-Buckenhofen und der Mittelschule Gößweinstein konfrontiert, die Förderstellen an diesen Schulen zu erhöhen. Seit 2005 stieg die Zahl der Sozialarbeiter an Schulen im Landkreis Forchheim von einer 0,6 auf 7,2 Stellen in diesem Jahr. An drei Grundschulen, sieben Mittelschulen und dem sonderpädagogischen Förderzentrum in Forchheim sind derzeit Jugend-Sozialarbeiter eingesetzt.

Trotz eines Migrantenanteils von 63 Prozent an der Adalbert-Stifter-Schule in Forchheim und den damit verbundene Sprachproblemen, hat der Jugendsozialarbeiter dort nur eine halbe Stelle. Das gleiche gilt für die St.-Martin-Grundschule mit einem Ausländeranteil von 40 Prozent. An der Anna-Grundschule beträgt der Anteil der Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, mittlerweile 33 Prozent. Auf Grund der steigenden Anzahl von Fällen, in denen das häusliche Umfeld der Schüler den Aufgaben nicht mehr gerecht werde, stellte Rektorin Heike Wentzel den Antrag auf einen Sozialarbeiter an dieser Schule. Geplant ist zunächst eine halbe Stelle.

Aufstockung gebilligt

An der Grundschule Burk-Buckenhofen beantragte die Schulleitung die Verdoppelung des Stundenumfanges für den Jugend-Sozialarbeiter, der dann eine ganze Stelle bekommen soll. Begründet wird dies unter anderem mit den getrennten Schulgebäuden. Der zeitliche Aufwand für die Fachkraft sei unterschätzt worden, heißt es in der Antrags-Begründung. Obwohl der Anteil der Migranten an der Grundschule Burk (92 Kinder) und Buckenhofen (109) Kinder mit 22 Prozent nur knapp über der Mindestgrenze von 20 Prozent liegt, unterstützen Jugendhilfeplanung und Schulamt dieses Ansinnen, so dass es künftig an jeder der beiden Schule eine halbe Stelle geben wird.

Auch für die Mittelschule in Gößweinstein liegt eine positive Stellungnahme des Schulamtes für einen Jugend-Sozialarbeiter vor. Auch hier soll eine halbe Stelle geschaffen werden. Wie Kreisrat Rainer Polster (FW) erklärte, lebten Menschen auf 35 bis 40 Nationen in Gößweinstein. An der Mittelschule in Gräfenberg soll der Stundenumfang des Jugend-Sozialarbeiters auf eine ganze Stelle ausgeweitet werden.