Futter für geniale Geschäftsideen

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Wenn schon im Kino, dann stilecht mit Popcorn: Knackige Anregungen, wie Geschäftsgründer EU-Fördertöpfe anzapfen können, bekamen die Zuhörer massenhaft von Kai Schimmelfelder. Im Anschluss an seinen Vortrag gab es entsprechend viel zu besprechen. Fotos: Markus Häggberg
Wenn schon im Kino, dann stilecht mit Popcorn: Knackige Anregungen, wie Geschäftsgründer EU-Fördertöpfe anzapfen können, bekamen die Zuhörer massenhaft von Kai Schimmelfelder. Im Anschluss an seinen Vortrag gab es entsprechend viel zu besprechen.  Fotos: Markus Häggberg
"Fördergelder hierher!" Kai Schimmelfeder zeigte verblüffende Wege auf, wie man sich Fördermittel sichern kann.
"Fördergelder hierher!" Kai Schimmelfeder zeigte verblüffende Wege auf, wie man sich Fördermittel sichern kann.
 

Ob alternative Antriebstechniken oder kulinarisch Kurioses: Wer ein Unternehmen gründen möchte, kann dafür viel Unterstützung vom Staat bekommen. Wie das geht, verriet "Förder-Papst" Kai Schimmelfelder. Und zwar im Kino.

Kai Schi ...: Mehr muss man nicht in die Suchmaschine eingeben, um den Namen Kai Schimmelfeder aufgeblendet zu bekommen. Letzte Woche war der Mann, der den Beinamen "Förder-Papst" verpasst bekommen hat, zu einem Vortrag im Kino "Neue Filmbühne". Oberfranken rief, der Hamburger kam.

20 Jahre Forschung

Großes Kino? Geht es nach einer Statistik, dann dürfte der Abend für die meisten im Saal ein staunenswertes Ereignis gewesen sein, denn "nur zehn Prozent der Unternehmer kennen sich in Deutschland mit Förderung aus", so Schimmelfeder. Seit über 20 Jahren gilt er als Fördermittel-Experte für Unternehmensinvestitionen, als einer, der sich in EU-Regularien auskennt und einliest. Den Mann kann man, sobald man für sein Unternehmen eine Idee hat, damit beauftragen, sich nach Öffnung von Fördertöpfen umzutun.

Der Mann hat ein Vorleben: Er war früher ein Kraftpaket und zog Lkw mit purer Muskelkraft von der Stelle oder Flugzeuge über Pisten. Eine Spezialisierung, so wie sein heutiges Tätigkeitsfeld, das er als Buchautor, Vortragsredner oder Produzent für Onlinekurse beackert.

Oder eben als Sachverständiger für Förderungen in unterschiedlichsten Gremien, als Fachautor oder als jemand, der bis dato nach eigener Aussage zwei Milliarden Euro an Fördergeldern für Unternehmer ins Spiel brachte. Oder wie er selbst zu sich und seinem Spezialwissen sagt: "Wenn Sie mich (zu Förderprogrammen) fragen, dann fragen Sie jemanden, der Zugriff auf 11 000 Unternehmen hat."

Doch wer im Kino als Zuhörer dabei sein wollte, der hatte auf der Webseite der Wirtschaftsjunioren Lichtenfels eine Reservierung vorzunehmen. Sie und die Wirtschaftjunioren Oberfranken und der Landkreis Lichtenfels haben eine Einladung ausgesprochen und die Veranstaltung beworben.

Auf die Idee dazu kam auch Helmut Kurz, Wirtschaftsförderer im Landkreis. Er erlebte Schimmelfeder schon einmal in der Oberpfalz. Und dass dieser zwar kein Salär für den Abend zu bekommen hatte, dafür aber jede Menge Werbung auch für sich machte, war Teil der Abmachung. "Ich stelle die unternehmerische Sache in den Vordergrund", so Kurz, und, obwohl er selbst vom Fach ist, zeigte er sich nach der Veranstaltung und auf Nachfrage überrascht zu einer Einlassung Schimmelfeders, wonach verschiedene Fördermittel gleichzeitig eingesetzt werden können.

Viele zögerten bei Anträgen

Laut dem Hamburger liegt bei Unternehmern vieles im Argen: So soll es viele unter ihnen geben, die sich scheuen, Förderungen zu beantragen, weil sie - nach Auffassung Schimmelfelders, Angst davor hätten, dies könne sich schlecht auf ihr Image auswirken könnte. Allzu oft gingen gerade kleine und mittelständische Unternehmen auch davon aus, dass solche nur Großunternehmen zustünden. Diese Denkweise gebe es laut Schimmelfeder auch in umgekehrter Richtung. Oder man befürchte den berüchtigten bürokratischen Aufwand, gerade auf europäischer Ebene.

Immerhin, das zeigte ein auf die Leinwand projiziertes Bild, gebe es einen Fördermittel-Dschungel mit einem Gestrüpp aus 1463 Richtlinien und 5113 dazugehörigen Förderprogrammen. "Wir fliegen da hin", erklärte der bullig wirkende Mann, der bei Gesprächen unter vier Augen an Sympathie gewinnt, in Richtung Brüssel deutend.

Dort, am Hauptsitz der Europäischen Union, würden er und sein Team, wenn es sein müsse, sich für Mandanten nach der genauen Bedeutung gewisser Formulierungen erkundigen. Aber der Mann brach auch eine Lanze für die EU und dafür, dass Förderprogramme dort durchaus chancenvoll ausgetüftelt worden seien. Doch nicht selten seien Förderprogramme unkompliziert. Doch wer weiß schon von allen der 23 Förder- und Bewilligungsstellen? Es mögen wohl um die 80 Unternehmer und sonstige Interessenten gewesen sein, die in den Kinosesseln Platz nahmen.

Doch auf sie hat sich Schimmelfeder auch vorbereitet: Über die Teilnehmerliste stellte er mit seinem Team Recherchen zu den Gekommenen an und war über die Branchen und die Gewerbezusammensetzungen ziemlich gut im Bilde und ermöglichte jedem kostenlosen Zugriff auf von ihm ausgearbeitete Videos und Vorträge zum "Erfolgsfaktor Fördermittel". Und unter nahezu jeder Einblendung auf der Leinwand und somit über allem, stand die Betonung eines lockenden Umstands: "Zuschüsse sind geschenktes Geld vom Staat - und müssen nicht zurückgezahlt werden." Die Veranstaltung dürfte Augen geöffnet haben. Und im Nachgang sah man Schimmelfeder bei Buffet und Popcorn häufig im Plausch mit den Anwesenden. Das Thema: Geschäftsideen und Förderprogramme zum Voranbringen der eigenen Firma.