Fulminantes Karussell der Virtuosität

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Die fünf Musiker zeigten konstant ein exzellentes Spiel: Marcos Fregnani (Flöte), Mikhail Zhuravlev (Oboe), William Tuttle (Horn), Pierre Martens (Fagott) und Christoph Müller (Klarinette). Foto: Denise Burkhardtz
Die fünf Musiker zeigten konstant ein exzellentes Spiel: Marcos Fregnani (Flöte), Mikhail Zhuravlev (Oboe), William Tuttle (Horn), Pierre Martens (Fagott) und Christoph Müller (Klarinette). Foto: Denise Burkhardtz

Das Kammerkonzert auf Kloster Banz bezauberte mit einem geistreichen Programm von Haydn bis Schönberg.

Eine spannende Matinee konnte man vergangenen Sonntag erleben bei den Kammerkonzerten auf Kloster Banz: ein Konzert mit Witz und Geist, bei dem Stücke auf das Interessanteste kombiniert wurden.
Ein Konzert, das beide Wiener Schulen berücksichtigte, passend zum Motto der Saison "Wien". Dabei blieb die Besetzung bei allen Stücken die selbe: Mikhail Zhuravlev (Oboe), Marcos Fregnani (Flöte), Christoph Müller (Klarinette), William Tuttle (Horn) und Pierre Martens (Fagott). Fünf Bläser, sechs Bläserquintette.
Die Eröffnung des Konzerts mit Joseph Haydns (1732-1809) "Divertimento in B-Dur" (Hob II:46) gibt mit seiner Leichtigkeit und dem heiteren Gestus der Matinee den richtigen Schwung. Vor allem der zweite Satz, Chorale St. Antonin, ist ein Genuss mit seinen dahingleitenden Melodien, den klangstarken Tuttistellen. Die Präzision des Zusammenspiels, wie sie sich etwa am Ende des ersten Satzes zeigt, ist beeindruckend: Sehr weich und genau auf den Punkt spielen die Musiker die Schluss-töne aus.
Ihre Virtuosität zeigen die Musiker der Bamberger Symphoniker bei der "Ungarischen Rhapsodie Nr. 3 in D-Dur" von Franz Liszt (1811- 1886) in einer Bearbeitung für Bläserquintett von André Salm, die auf der Fassung von Liszt und Franz Doppler basiert. Ein wunderbares Arrangement, bei dem alle Instrumente zur Geltung kommen. Der Schluss ist ein fulminantes Karussell der Virtuosität, das sich immer schneller zu drehen scheint, und man staunt ob der konstanten Exzellenz ihres Spiels.
Dann Arnold Schönberg (1874-1951) und der zweite Satz aus seinem "Bläserquintett op. 26". Er schrieb das Quintett Anfang der 1920er Jahre, damit gehört es zu seinen frühen Werken, die in der Zwölftontechnik komponiert sind.
"Aber ist das noch moderne Musik, wenn sie vor fast 100 Jahren geschrieben wurde?", diese Frage stellen der künstlerische Leiter Achim Melzer und Flötist Fregnani in den Raum. Die Musiker wollen dem Publikum einen leichteren Zugang verschaffen zur Zwölftonmusik und so stellt jeder mit seinem Instrument seine Zwölftonreihe vor.
Fregnani verspricht: "Es tut nicht weh", und fügt hinzu: "Dieser zweite Satz ist ein Walzer. Versuchen Sie, das zu hören." Schönbergs Quintett ist formal klassisch viersätzig gebaut. Charakteristisch für dieses Scherzo, das in der Partitur als "anmutig und heiter" überschrieben ist, sind die stark akzentuierten Rhythmen und die vielen Tempowechsel, die das Quintett auch zum Ausdruck bringt.


Hommage an die Seefahrt

Ein musikalisches Augenzwinkern erlebt man mit dem ersten Satz von Malcolm Arnolds (1921-2006) "Three Shanties for Wind Quintet". Gleich im Anschluss an Schönberg setzten die fünf Musiker zur bekannten schwungvollen Melodie von "What Shall We Do With the Drunken Sailor" an, eines von drei Seemannsliedern, die Arnold hier verarbeitet.
Antonín Dvorák (1841-1904) komponierte das "Quartett in F-Dur, op. 96", das das "Amerikanische" genannt wird, ursprünglich für ein Streichquartett. Komponist David Walters Arrangement für ein Bläserquintett bringt neue Klangperspektiven, die dem Ausdruck, den man vom Streichquartett kennt, neue Farben zu verleiht, vor allem im ersten und vierten Satz. Zeitweise ändert sich der Ausdruck aber in ungewohnter Weise. Im Mittelteil des zweiten Satzes scheint etwas die Ruhe zu fehlen. Dafür nimmt man im vierten Satz durch die verschiedenen Instrumente die stark rhythmisch geprägten Motive und Themen besser wahr, der erste Satz gewinnt durch die Instrumentierung an Strahlkraft.
Als glanzvollen Abschluss des Konzerts präsentieren die Musiker in ihrer Zugabe das erste von Jacques Iberts "Trois pièces brèves", wiederum ein Leuchtbild ihres brillanten Zusammenspiels.