Für würdevollen Umgang mit dem Tod

2 Min
Tanja Kremer aus Zeil (rechts) brachte den Altenpflegeschülerinnen in Hofheim neue Wege bei Trauer und Abschied nahe. Foto: gerold Snater
Tanja Kremer aus Zeil (rechts) brachte den Altenpflegeschülerinnen in Hofheim neue Wege bei Trauer und Abschied nahe.  Foto: gerold Snater

Gerold Snater Die Berufsfachschüler für Altenpflege in Hofheim setzten sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinander. Dabei unterstützte sie Tanja Kremer aus Zeil. Einen "Expertenst...

Gerold Snater

Die Berufsfachschüler für Altenpflege in Hofheim setzten sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinander. Dabei unterstützte sie Tanja Kremer aus Zeil.
Einen "Expertenstandard fürs Sterben" gibt es nicht - auch keine Checkliste für "Palliative Care"! Jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod. Die letzten Wochen und Monate eines Lebens sind so individuell wie die Jahre davor. Das Wesen von Palliative Care liegt darin, einen "Schutzraum" anzubieten (pallidum = Mantel/Care = Fürsorge), das heißt, jeden auf seinem letzten, persönlichen Weg zu begleiten, Hilfe zu leisten, Halt zu geben, Leid zu lindern, auch gemeinsam Loslassen einzuüben.
Dabei kann die verbleibende Zeit zu einer guten Zeit des Abschieds werden oder zu einer Situation, die der Sterbende und oft auch sein soziales Umfeld kaum aushalten können. Denn im Prozess des Sterbens zeigt sich ein übergeordnetes Merkmal: die Bedrohung des eigenen Lebens und die Gefahr, dass durch die unterschiedlichen körperlichen, psychosozialen und geistig-spirituellen Probleme die Qualität der verbleibenden Lebenszeit erheblich reduziert wird.
26 überaus interessierte zukünftige Altenpflegerinnen und Altenpfleger unterschiedlicher Altersstufen beschäftigten sich im Unterricht des Fachs "Alten- und Altenkrankenpflege" mit der speziellen, individuellen Art von Pflege sterbender Menschen, die den Mut erfordert, von gewohnten Abläufen abzuweichen. Genau dieses "Abweichen" fuße auf einer gefestigten Grundlage von Altenpflege und Krankheitslehre vernetzendem Fachwissen sowie kommunikativen Fähigkeiten, welche zukünftige Altenpflegefachkräfte im Laufe ihrer Ausbildung sowohl in der Schule als auch in den ausbildenden Pflegeeinrichtungen erwerben sollen, meint die Lehrkraft Anna Weinbeer. Ein zentraler Baustein zum Aufbau von Palliativkompetenz in der stationären und ambulanten Altenhilfe bestehe darüber hinaus darin, mit externen Angeboten, die im Landkreis Haßberge sehr umfassend installiert seien, ein dichtes Netz zu knüpfen, fügt sie weiter an.


Abschied nehmen

Einen Teil dieses Netzwerkes bildet das Angebot der "Geprüften Bestatterin" und ehrenamtlichen Hospizhelferin Tanja Kremer aus Zeil. Nicht zum ersten Mal war sie zu Gast in der Altenpflegeschule in Hofheim, um ihre "liebevolle, individuelle Unterstützung bei der Versorgung Verstorbener" als berufliches Angebot den Schülern nahezubringen. In der Verstorbenenversorgung sieht sie sich in ihrer Arbeit nicht als Konkurrentin bestehender Bestattungsinstitute; ihre Dienstleistung betrachtet sie vielmehr als Baustein in einer veränderten Bestattungskultur einer Gesellschaft, die sich von wertvollen Trauerritualen immer mehr entfernt. Dabei helfen nach ihrer Einschätzung Angebote, um den schmerzlichen Verlust eines Menschen anzunehmen, auszuhalten und zu begreifen. Damit könne man besser Abschied nehmen, meint sie.


Daheim aufbahren

Sie erinnerte daran, dass in früheren Zeiten eine Hausaufbahrung ganz alltäglich gewesen sei. Diesen alten, bewährten Brauch möchte sie in ähnlicher Weise wieder aufgreifen, das heißt, der Verstorbene kann, nachdem er liebevoll und fürsorglich gewaschen und gekleidet wurde, auch zu Hause aufgebahrt werden.
Tanja Kremer möchte somit die Möglichkeit geben, sich würdevoll in vertrauter Umgebung vom Verstorbenen verabschieden zu können. Sie sieht es als ein ergänzendes Angebot, den Tod als Realität begreifbar zu machen, um dann den Verlust eines Menschen besser zu betrauern.