Wie kann die Region Hausärzte verlocken, sich hier niederzulassen? Wie wird sichergestellt, dass es genug Pflegekräfte gibt? All das sind Themen der "Gesundheitsregion Plus" von Stadt und Landkreis.
Zum Beispiel Ärzte: Zu Jahresbeginn 2019 gab es in Stadt und Landkreis Coburg 7,5 frei Arztsitze. Mitte 2019 waren dann nur noch 3,5 frei. Aber zum Jahresende wurden 12,5 freie Arztsitze gemeldet. Zahlen, die zeigen, "wie dringend notwendig es ist, dass wir etwas tun", sagt Thomas Nowak.
Der SPD-Politiker vertritt in seiner Eigenschaft als Dritter Bürgermeister und Sozialreferent die Stadt Coburg in der "Gesundheitsregion Plus" von Stadt und Landkreis. Das wiederum ist eine vom Freistaat Bayern geförderte Kooperation mit der Zielsetzung, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. "Entscheidungen vor Ort treffen", heißt das auf der Homepage des Gesundheitsministeriums: Die Regionen sollen selbst Konzepte entwickeln, ob es nun um die ärztliche Versorgung geht oder um Ideen, wie Kinder und Jugendliche zu mehr Sport motiviert werden können.
Die Gesundheitsregion Coburg hat daher schon vor geraumer Zeit eine Imagekampagne gestartet, um Ärzte zur Ansiedlung zu motivieren, mit Postkarten, vielfältigen Unterstützungsangeboten und einer Website (als-arzt-nach-coburg.de). Die Geschäftsführerin der Gesundheitsregion Plus, Constanze Scheibl, betreue ansiedlungswillige Ärzte "ähnlich wie ein Ansiedlungsmanager für Unternehmen bei der Wirtschaftsförderung", sagt Nowak.
Womit er allerdings hadert: Wenn sich ein Arzt in einer kleineren Kommune (weniger als 20 000 Einwohner) niederlässt, kann er vom Freistaat einen Investitionszuschuss bis zu 60 000 Euro erhalten. Eine "Ungerechtigkeit" sei das, sagt Nowak, die auch schon dazu geführt habe, dass eine Arztpraxis von Creidlitz in eine Landkreiskommune abgewandert sei. Ansonsten "tun wir unser Möglichstes", wenn es darum gehe, einem Arzt bei der Ansiedlung zu helfen, zum Beispiel bei der Suche nach Praxisräumen.
Ursprünglich war die staatliche Förderung für die Gesundheitsregion Plus auf fünf Jahre angelegt. Nun hat die Staatsregierung das Programm bis 2024 verlängert. Geld gibt es aber nur, wenn als weiterer Arbeitsschwerpunkt "Pflege" aufgenommen wird. Da sieht Nowak gleich mehrere Ansatzpunkte: Dass vor allem in der ambulanten und in der Altenpflege Pflegekräfte fehlen, macht sich längst bemerkbar. "Ohne Zuwanderung aus dem Ausland wird es nicht gehen", sagt Nowak. Außerdem steht die Reform der Pflegeausbildung an: Bislang gab es die Berufe Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege. Ab September 2020 wird die Pflege-Ausbildung generalisiert; die Spezialisierung erfolgt erst zum Ende der Ausbildung hin. Das stelle die Pflegschulen, aber auch die Einrichtungen vor große Herausforderungen, sagt Nowak. Teilweise seien schon Kooperationen vereinbart worden. Weitere zu vermitteln, sei Aufgabe der Gesundheitsregion Plus.
Deshalb soll eine weitere Kraft eingestellt werden, die sich gezielt um das Thema Pflege kümmert und Constanze Scheibl in der Geschäftsführung entlasten kann. Das bedeutet aber auch, dass Stadt und Landkreis ihren Zuschuss erhöhen müssen: Zahlte bislang jeder rund 22 000 Euro, werden es ab diesem Jahr 60 000 Euro sein. Der Freistaat fördert laut Nowak die Geschäftsstelle mit 50 000 Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre.