Friedensweg zum Kriegerdenkmal

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Künstler Wolfram von Bieren (l.) freut sich gemeinsam mit Renate Krause, Bürgermeister Nekolla und Karin Bernhart (v. l.) über seinen Handlauf. Foto: Petra Malbrich
Künstler Wolfram von Bieren (l.) freut sich gemeinsam mit Renate Krause, Bürgermeister Nekolla und Karin Bernhart (v. l.) über seinen Handlauf.  Foto: Petra Malbrich

Engagement  Die 276 Stufen hinauf zum Kriegerdenkmal haben für die Gräfenberger einen hohen Symbolwert. Dort haben Bürger den Neonazis die Stirn geboten. Ein Handlauf mit den Worten Gandhis zeugt nun von ihrer Beharrlichkeit.

von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich

Gräfenberg — "Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg" - so prangen die Worte Gandhis seit Dienstag am Handlauf jener 276 Stufen, die hinauf zum Gräfenberger Kriegerdenkmal führen. Auf einer Tafel des Denkmals stehen die Namen gefallener Soldaten. Es ist ein Ort, der an Kriege erinnert und gleichzeitig zeigt, wie wertvoll der Frieden ist.
Dass (sozialer) Frieden auch in scheinbar ruhigen Zeiten nichts Selbstverständliches ist, hat die Stadt in der Vergangenheit nur allzu deutlich erlebt; regelmäßig marschierten Neonazis durch die Stadt. Die Aufmärsche sollten anfangs zum Kriegerdenkmal führen. Doch durch die Gründung eines Vereins hatte man den Weg zum Denkmal privatisiert und die dortigen Treffen der Rechten blockiert. "Mit dem Ende der Aufmärsche 2008 wollte man ein Zeichen setzen", sagt Renate Krause. Gedenktafeln sollten angebracht werden und mit Harro Frey gab es einen Künstler, der die Vorstellungen der Stadt und des Bürgerforums umsetzte.

Verein leistet Widerstand

Das Bürgerforum ist der Verein, der den Widerstand gegen die Rechten maßgeblich angeleitet hat. Doch der Künstler starb, die entsprechenden Pläne lagen in der Schublade. Bis die FW-Stadträtin Renate Krause beschloss, sich um die Umsetzung zu kümmern. "Arbeitsgruppen wurden gebildet und man suchte Sprüche aus, die auf diesen Tafeln verewigt werden sollten", sagt Manfred Schwab vom Bürgerforum.
Doch Wolfram von Bieren, der Künstler, der den Handlauf für den Friedensweg letztendlich schuf, war von der Idee nicht begeistert und fertigte weitere Pläne an, um den Sprüchen am Denkmal und dem Bau selbst etwas entgegenzusetzen.

Zivile Opfer

"Wir starben für Deutschlands Recht", steht dort beispielsweise geschrieben. "Man wird klein gemacht durch die Macht des Denkmals", erklärt der aus Buckenhof stammende Künstler die Wirkung, die der Bau auf ihn hatte. Die Tafeln am Denkmal würden den zivilen Opfern nicht gerecht, stünden in keinem Verhältnis zu den gefallenen Soldaten, sagt auch Karin Bernhart vom Bürgerforum. Auch bei Renate Krause kamen viele Erinnerungen wieder hoch, als sie sich mit dem Künstler beim Denkmal traf.

Wirksamer Widerstand

Erinnerungen daran, wie sie mit weißen Bettlaken bedeckt im kalten Herbst auf der Straße lagen und Leichen darstellten. Wolfram von Bieren war vom zivilgesellschaftlichen Widerstand der Gräfenberger hellauf begeistert.
Seine Begeisterung gilt dem Trotz, sich von den Rechten nicht in die Defensive drängen zu lassen. "Ich fand es großartig, dass man künstlerisch eins drauf setzt", so von Bieren, der bei dieser Arbeit auf sein Honorar verzichtete.
Es sei gut, Mut zu zeigen, kreative Lösungen aber seien noch besser. Schon vor Jahren setzte das Bürgerforum mit von Kindergartenkindern bemalten Steinen, die auf die Denkmalstreppe gelegt wurden, ein Zeichen des Friedens. "Aber es ist doch ein vergängliches Zeichen", sagt Bernhart.

Massive Bronze

Der Handlauf wird nun dauerhaft ein Zeichen setzen. Er soll zugleich ein gewichtiges und unvergänglicher Kontrast zum Schauplatz am oberen Ende der Stufen bilden. Wolfram von Bieren hat deshalb den Spruch und den Handlauf so massiv in Bronze gießen lassen, wie er dies noch nie zuvor getan hat.
Auch als Schutz vor möglichem Vandalismus hat der Künstler dies gemacht. Und damit der aufgeprägte Spruch bei jeder Berührung des Handlaufs beim mühsamen Aufstieg zum Denkmal im Wortsinne fühlbar wird.