Frech ersonnene Briefe zweier famoser Kerle

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Andreas Ulich
Andreas Ulich
E.T.A. Hoffmann
E.T.A. Hoffmann
 
Martin Neubauer
Martin Neubauer
 
Clemens Brentano
Clemens Brentano
 

von unserem Redaktionsmitglied  Rudolf Görtler Bamberg — Ja, was ist denn das? Martin Neubauer und Andreas Ulich kennt man als Rezitatoren und Schauspieler, als vergnügliche Spezia...

von unserem Redaktionsmitglied 
Rudolf Görtler

Bamberg — Ja, was ist denn das? Martin Neubauer und Andreas Ulich kennt man als Rezitatoren und Schauspieler, als vergnügliche Spezialisten für die Romantik, für Clemens Brentano der eine, für E.T.A. Hoffmann der andere. Aber als Autoren?
Den Zuhörern in Neubauers Erker-Theater war es am Mittwochabend schon klar, dass sie hier just an Brentanos 237. Geburtstag Zeugen einer literarischen Fiktion waren. Denn "Endlich gefunden! Der Briefwechsel Hoffmann - Brentano", wie der Abend zu des Romantikers Geburtstag - es war auch der 22. von Bambergs kleinster Bühne - reißerisch-ironisch benamst war, ist: nicht existent. Eine Erfindung. Wenn auch hübsch ummantelt, wie man es in der Literatur mit angeblich gefundenen Manuskripten gerne tut. Diesmal sollte ein illegitimer Sohn Hoffmanns das Konvolut verloren haben - ein Spaß eben. Verbürgt hingegen ist, dass sich Clemens Brentano vom 2. auf 3. August 1809 in Bamberg aufhielt, im Hotel, an dessen Stelle heute das Kaufhaus Karstadt steht.
Rund um diesen Besuch rankt sich dann auch der Gedankenaustausch der beiden, vorher und nachher. Ulich, der bereits mehrere Hoffmann-CDs eingelesen hat, gibt das romantische Universalgenie, der Impresario des Brentano-Theaters wen wohl? Es ist ein höchst vergnügliches verbales Duell, aber aufpassen heißt es schon, und wenn man einiges über die (Zeit-)Genossen weiß, schadet das keineswegs. Was aber nicht bedeutet, dass man zehn Semester Germanistik studiert haben muss, um den beiden "famosen Kerlen", wie es einmal heißt, und ihren "frech ersonnenen Briefen" folgen zu können. Doch anspruchsvoller als ein Valentin-Programm ist der Abend schon.
Dafür auch intellektuell befriedigender. Ingeniös haben die beiden die Sprache, den Ton der Zeit getroffen, so dass man erst vermutet, sie hätten einfach Textstellen collagiert und die Namen ausgetauscht. Nein, alles selbst verfasst. Samt solchen Perlen wie den "nicht ausgezahlten Dukaten", von denen Hoffmann "einen ganzen Sack voll mitschicken" könnte. Samt Schöpfungen wie dem "Volkacher Schädelsprenger" und einem "hundsföttischen Abend". Natürlich dürfen maliziöse Seitenhiebe auf die wuchtigen Kaisermauern und -gässchen im weihrauchdurchtränkten Bamberg nicht fehlen, nicht die Klage über den bornierten Verleger Göbhardt, über den Weimarer Dichterfürsten. Und eine Bamberger Kellnerin mit roter Lockenpracht betört den doch eigentlich mystisch-katholischen Brentano sehr unmystisch.
Das ist so schön und schön vorgetragen, dass man kleine Lese-Unsicherheiten Ulichs gern verzeiht. Nein, diese Briefe wird man nicht "zu unflätigster Handlung" (auf dem Abtritt) "entehren".

Weitere Termine im Brentano-Theater, Gartenstr. 7, heute, 20 Uhr, Freitag, 25. 9., 20 Uhr, Sonntag, 4. 10., 17 Uhr. Plätze unter Tel. 0951/54528