Streiter für Forchheim im „blauen Schörzer“

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Fritz Igel bei einem Treffen der Altstadträte auf Einladung des Krankenhausdirektors Reinhard Hautmann (Mitte). Links von ihm Fritz Igel und seine langjährige Mitstreiterin im Stadtrat, Maria Wagner.
Fritz Igel bei einem Treffen der Altstadträte auf Einladung des Krankenhausdirektors Reinhard Hautmann (Mitte). Links von ihm Fritz Igel und seine langjährige Mitstreiterin im Stadtrat, Maria Wagner.
Mike Wuttke

Befasst man sich mit den Jahren des Aufbaues und Wachsens der Stadt Forchheim nach 1960, kommt man an einem Namen nicht vorbei. Es ist der des Wagnerm...

Befasst man sich mit den Jahren des Aufbaues und Wachsens der Stadt Forchheim nach 1960, kommt man an einem Namen nicht vorbei. Es ist der des Wagnermeisters Fritz Igel. Er diente seiner Stadt als Stadtrat, Kreisrat, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr , und er war im katholischen Glaubensleben eine feste Größen als Leiter und Vorbild der Fußwallfahrt nach Marienweiher. Kürzlich ist Fritz Igel nach langer Krankheit im Alter von 90 Jahren verstorben.

Viele haben den Handwerksmeister in seinem „blauen Schörzer“ und der markanten Stimme noch vor Augen, der gerne das Gespräch mit dem „Mann von der Straße“ suchte und der hier auch seine Klientel hatte, wenn es um politische Wahlen ging.

Fritz Igel stammte aus der Vogelstraße und hatte dort seine Werkstatt für Räder und Leitern, betrieb auch einen Andenkenladen mit gedrechselten Holzarbeiten. Durch die Vogelstraße führte dereinst vom Reuther Tor her die Hauptstraße in die Stadt, und das mag für Fritz Igel die Ermunterung gewesen sein, sich für das Geschehen in der Altstadt verantwortlich zu fühlen. Und zwar in einem christlich-konservativen Sinne.

1960 wurde er als Kandidat der CSU erstmals in den Stadtrat gewählt, streitbar die Interessen der „kleinen Leute“ und des Handwerks vertretend. Die Stadtplaner des neuen Forchheims beäugte er kritisch, vertrat aber vehement den Neubau der Berufsschule neben der Zentralschule, um sich später auch für den Neubau des Krankenhauses einzusetzen.

Feuerwehr mit straffer Hand

Als Jugendlicher hatte er zum Kriegsende die Bombenangriffe auf Nürnberg und die Einsätze der Feuerwehr beobachtet, da war für ihn dann Feuerschutz erste Bürgerpflicht. Inzwischen als Stadtrat fest etabliert, wurde er zum Vorsitzenden der Forchheimer Feuerwehr gewählt, und hier betrieb er den Neubau des Gerätehauses. Den Verein mit straffer Hand zu führen, das war seine Prämisse, aber es kam zum Zerwürfnis, als das Feuerwehrgesetz 1985 eine Trennung vollzog zwischen Verein und aktiver Mannschaft. Und deren Nachwuchs brachte neue Ideen ein. Fritz Igel zog sich grollend zurück.

Kränkung durch die CSU

Die CSU kam bei den Wahlen nach 1960 an Fritz Igel nicht mehr vorbei. Der „Forchheimer mit Leib und Seele“ sammelte immer mit die meisten Stimmen auf der Stadtratsliste, gehörte auch 30 Jahre dem Kreistag an. Dass man ihn dann bei der Besetzung der weiteren Bürgermeisterposten überging empfand er als Kränkung. 1989 stand der CSU-Ortsverband vor einer Zerreißprobe, als sich seinem Oberbürgermeister-Kandidaten Eduard Nöth der Rechtsrat Franz Stumpf entgegenstellte und beide in die Stichwahl kamen. Kurz davor kam es zu einem parteilichen Affront. Vier einflussreiche CSU-Politiker kehrten Eduard Nöth öffentlich den Rücken. In einer Anzeige in den Lokalzeitungen ließen sie die Leserschaft wissen, dass man in einer Demokratie „Farbe bekennen“ sollte, sie demzufolge den Kandidaten Franz Stumpf unterstützen würden. Unter diesen Vieren war Fritz Igel.

2008 würdigte Oberbürgermeister Franz Stumpf bei der Verabschiedung von 16 Stadträtinnen und Stadträten besonders Fritz Igel, der 48 Jahre lang in diesem Gremium vertreten war und drei Oberbürgermeister erlebt hatte. Stumpf hob die Fähigkeit des CSU-Rates hervor, keiner Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Er würdigte ihn als „streitbaren Stadtrat“, dem Schönfärberei und Opportunismus fern lagen. Ein Jahr zuvor überreichte ihm Innenminister Günther Beckstein in München die Medaille für besondere Verdienste um die Kommunale Selbstverwaltung in Silber. Er würdigte dabei, dass Igel auch von 1962 bis 1966 Mitglied des Bezirkstages Oberfranken gewesen war. Die Stadt ehrte das „Stadtrat-Urgestein“ mit der Verleihung der Bürgermedaille.