Den Vereinsmitgliedern war klar, dass es kein Second-Hand-Laden werden sollte, sondern einer nach dem Prinzip englischer Charity-Läden. Nicht nur Flüchtlinge, sondern alle Bedürftigen sollten hier mit 50 Prozent Rabatt einkaufen können. Jeder andere Kunde musste den vollen, aber sehr günstigen Preis bezahlen. Damit die Vermieter sicher sein konnten, ihre Miete zu erhalten, sprang die Stadt ein. Die Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) unterschrieb den Mietvertrag für den Laden in der Hauptstraße. Der Verein wiederum zahlte die Miete an die Stadt . Und so startete am 3. März 2015 der "Treffpunkt Klamotte" mit viel Prominenz.
"In den Jahren hat sich der Status der Flüchtlinge geändert und sie wollten in andere Geschäfte gehen und neue Kleidung kaufen", erzählt Antje Wimmer. Aber trotzdem kamen viele immer wieder und schauten sich um. Eine Mutter von drei Kindern , die mit ihrer Familie nach Forchheim gezogen war, kaufte nach wie vor zweimal im Jahr für die Kleinen ein. Antje Wimmer erinnert sich auch gern an zwei Mädchen , die, wenn sie vom Vater ein wenig Geld bekommen hatten, am Donnerstagnachmittag in den Laden kamen und aufgeregt schauten, was es Neues gab und was sie sich leisten konnten.
Nicht alles umsonst in Deutschland
"Uns war von Anfang wichtig, dass wir der Kleidung Preise geben", sagt Susanne Löser. Denn den Flüchtlingen sollte klar sein, dass man in Deutschland nicht alles umsonst bekommt. Und sie sollten lernen, wie das hier mit dem Einkaufen funktioniert. Sie erinnert sich auch, dass die Menschen, als sie hier ankamen, ihre Geschichte erzählen mussten und die Kleidung nehmen mussten, die gebracht wurde. "Durch den Laden konnten sie von sich aus kommen, sich etwas aussuchen und konnten dafür bezahlen. Sie mussten auch nichts erzählen. Das war ein Schritt hin zu ihrer verloren gegangenen Menschenwürde ", meint Susanne Löser. Sie fand es auch gut, dass die Frauen alleine in den Laden kommen durften - ohne Begleitung ihrer Männer.
Eine Ausnahme machte der Verein, wenn Diana Könitzer von der Flüchtlings- und Integrationsberatung des Landkreises Forchheim mit Schützlingen kam: "Man kann sich bei uns nicht vorstellen, wie es ist, wenn Leute vor Bomben fliehen müssen, alles zerstört ist und sie wirklich nichts haben, nur das , was sie am Leib tragen." Könitzer machte die Erfahrung, dass es für diese Menschen, die sich in ihrer Heimat etwas erwirtschaftet hatten, schlimm war, in einem fremden Land auf Almosen angewiesen zu sein.
Doch nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle Bürger war der Laden ein Treffpunkt. Die soziotherapeutische Einrichtung Laufer Mühle (Kreis Erlangen-Höchstadt) hatte überlegt, den Laden zu übernehmen, doch das klappte nicht. Nun wird der Laden endgültig geschlossen. Der Verein wird allerdings vorerst noch weiterbestehen.