Die Schüler Lina Fiedler, Martin Kopp, Simon Reichel und Vitus Dann vom Gymnasium Fränkische Schweiz Ebermannstadt wohnten mit ihren Lehrkräften StD Thomas Kraus und OStD Siegfried Reck in München einer Vortragsreihe des Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle unter dem Motto „Reden über … mit Bundespräsident a. D. Joachim Gauck “ bei. Anlass war ihre Beteiligung am Eichmannprojekt, einem Projekt der bayerischen Ministerien für Justiz und Kultus anlässlich des 60. Jahrestages des Eichmannprozesses. Die Schüler setzten sich dabei in ihrer Freizeit und im Unterricht mit dem Holocaust-Organisator und Naziverbrecher Adolf Eichmann auseinander, um einen Beitrag zur deutschen Erinnerungskultur anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zu leisten.

Veranstaltungsstätte für den Vortrag mit Gauck war die Allerheiligen-Hofkirche. Dort skizzierte das ehemalige Staatsoberhaupt grob die Entwicklung der Akzeptanz gegenüber jüdischem Leben in Europa, beginnend mit Kaiser Konstantins Toleranzedikt über das antijudaistisch geprägte Mittelalter bis hin zum 19. Jahrhundert, als Toleranz im Nachklang der Französischen Revolution erstmals Beachtung fand. Gauck bekannte sich am Beispiel seiner eigenen Erfahrungen dazu, dass es nicht immer leicht sei, Toleranz zu zeigen und vor allem auch zu leben. Als Goethe-Liebhaber vertritt er des Weimarer Literaten Anschauung der Begrifflichkeit „ Toleranz “, wonach „Tolerieren, […] ja nur ertragen [heiße]“. „Das ist eigentlich eine Beleidigung, denn die richtige Form des Umgangs muss darin bestehen, anzuerkennen, was anders ist“, folgerte Gauck.

Dass Toleranz insbesondere in der Politik nicht immer leicht ist, bestätigte der Altbundespräsident. So war es für ihn als Mitglied der ersten und letzten demokratisch gewählten Volkskammer der DDR „befremdlich“, ehemaligen SED-Politikern gegenüberzustehen, die jegliche Form von Demokratie zu unterdrücken versuchten.

Die Richtschnur der Demokratie

„Kann man tolerant gegenüber Intoleranten sein?“, warf Gauck auch im Hinblick auf heutige Parteien der politischen Extreme als Frage in den Raum und bejahte dies unter der Prämisse, dass es so lange richtig sei, wie die freiheitlich demokratische Grundordnung auch von jenen anerkannt werde. Davon ausgenommen seien folglich Linksextreme, islamistische Fanatiker und Zuwanderer, die das Grundgesetz als Richtschnur der Demokratie bewusst ablehnen. „Fähigkeit zur Intoleranz“ gehöre demzufolge in die Köpfe überzeugter Demokraten.

„Es gehört zur Rechtschaffenheit, dass wir auf alle Formen des Antisemitismus in ihrer bedrohlichen Erscheinung angemessen reagieren“, lautete Gaucks Appell. red