Firmen setzen weiter auf Kurzarbeit

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Die Arbeitslosenquote für den Bereich der Arbeitsagentur Schweinfurt liegt weiter bei 3,8 Prozent.

Die Ausbreitung des Corona-Virus hat die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt innerhalb kürzester Zeit in den Ausnahmezustand versetzt, heißt es im Pressebericht der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 3,8 Prozent. Im Juni waren 9525 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 66 Personen (0,7 Prozent) weniger als im Vormonat.

"Die Coronavirus-Pandemie hat den regionalen Arbeitsmarkt in den vergangenen Wochen stark geprägt. Trotz Aufhebung des ,Lockdowns' befinden sich rund ein Drittel der regionalen Betriebe noch in Kurzarbeit. Wirtschaftliche Unsicherheiten und Kurzarbeit bremsen die Neueinstellung von Arbeitskräften teilweise aus. Durch die Pandemie steht derzeit natürlich

die Frage der wirtschaftlichen Existenzsicherung im Vordergrund. Jetzt gilt es soweit möglich, antizyklisch zu handeln und frühzeitig in Neueinstellungen zu investieren. So gesehen bietet

die aktuelle Lage für Unternehmen eine Chance Arbeits- und Fachkräfte für sich zu sichern",

sagt Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.

Einige Gruppen stärker betroffen

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Arbeitslosigkeit einen Anstieg von 2394 Personen (Zuwachs von einem Drittel). Vor einem Jahr waren 7131 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, die Arbeitslosenquote lag im Juni 2019 bei 2,9 Prozent. Wie bereits im Vormonat beobachtet, waren von den Auswirkungen der Corona-Pandemie, einige Personengruppen im Vergleich zu den Vorjahresveränderungen besonders stark betroffen. Mit einem Plus von 606 Personen (20,4 Prozent) betraf dies die Personengruppe der älteren Menschen (50 Jahre und älter) sowie die Personengruppe der Jugendlichen (Jüngere 15 bis 25 Jahre) mit einer Zunahme von 352 Personen (50,4 Prozent). Die Personengruppe der ausländischen Bürger wies mit einem Plus von 535 Personen (37,6 Prozent) ebenso eine Zunahme im Vergleich zum Juni 2019 aus.

Viele Arbeitgeber im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt nutzten weiterhin Kurzarbeit. Seit Anfang des Jahres zeigten 4205 Betriebe Kurzarbeit an. Dies entsprach rund einem Drittel der 10 955 Unternehmen in der Region. Insgesamt bezogen sich die Anzeigen aktuell auf 51 061 Personen. Nach wie vor sind besonders die Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie das Gastgewerbe von

Kurzarbeit betroffen. Hier wurde für neun von zehn Personen Kurzarbeit angezeigt. Ebenfalls

stark betroffen waren, mit sechs von zehn Beschäftigten, die Branchen Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (insbesondere Friseure, Wäschereien, Bäder, Saunen, Gebäudereinigung und die Sicherheitsbranche). "Die Corona-Krise trifft Wirtschaft und Arbeitsmarkt schon jetzt deutlich härter als die Finanzkrise von 2009. So sind heute wesentlich mehr Branchen von Kurzarbeit betroffen als damals. Die Zahl der Entlassungen hält sich bislang in Grenzen. Die Tatsache, dass sehr viele Branchen deutlich stärker auf Kurzarbeit als auf Entlassungen setzen, zeigt, dass die Betriebe überwiegend gewillt sind, ihr Personal zu halten", sagt Stelzer.

Die Jugendlichen hatten noch eine große Auswahl an Ausbildungsplätzen. Jedem unversorgten Bewerber standen rein rechnerisch 1,8 unbesetzte Ausbildungsstellen (Juni 2019: 2,2) zur Verfügung. In den Branchen kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb sowie Tourismus gab es noch 433 freie

Ausbildungsangebote und in der Rohstoffgewinnung, Produktion sowie Fertigung noch 383 freie Ausbildungsplätze. Ähnlich verhielt es sich für die Bewerber in den Branchen Bau, Architektur, Vermessung sowie Gebäudetechnik, hier waren noch 277 Ausbildungsplätze ausgeschrieben.

Von Oktober 2019 bis Juni 2020 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 2470 Bewerber für eine Ausbildungsstelle, 311 weniger (minus 11,2 Prozent) als im Vorjahreszeitraum. Von diesen waren 823 Personen im Juni noch auf der Suche. Das waren 123 Menschen mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig waren 3820 Ausbildungsstellen gemeldet, 252 Stellen weniger (minus 6,2 Prozent) als vor einem Jahr. Davon waren im Juni noch 1517 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das waren 17 Stellen weniger als vor einem Jahr. "Die Bundesregierung hat Ende Juni einen ,Schutzschirm für Lehrstellen' beschlossen. Denn es besteht die Sorge, dass die betriebliche Ausbildung einbrechen könnte. Die Unternehmen sollen durch die Ausbildungsprämie ermuntert werden, trotz der Corona-Krise, ihr Ausbildungsengagement weiterhin aufrechtzuerhalten oder auszubauen", sagt Stelzer.

"Unsicherheit besteht weiter"

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer war im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,8 Punkte gestiegen. Nach dem Absturz im April ist das der zweite Anstieg in Folge. Allerdings weist der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit 94,6 Punkten noch immer einen niedrigen Wert aus. "Die Corona-Krise hat viele Unternehmen in unserer Region in eine Situation gebracht, die vor wenigen Wochen noch unvorstellbar war. Die Unsicherheit über den Fortgang der Pandemie besteht weiterhin. Einschätzungen zur Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt können daher nur unter Annahmen getroffen werden, die mit hoher Unsicherheit behaftet sind. Wenn man die aktuellen Eckdaten des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes betrachtet, steht unsere Region Main-Rhön im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet vergleichsweise günstig da", resümiert Stelzer. red