Filme von Frauen: Auf Festivals hoch gelobt, im Kino aber selten zu sehen

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Heute und am Sonntag im Lichtspiel zu sehen: "Geschichten aus Teheran" Foto: Eksystent
Heute und am Sonntag im Lichtspiel zu sehen: "Geschichten aus Teheran" Foto: Eksystent

Im Lichtspiel-Kino läuft in dieser Woche das Filmfestival "Femmes Totales- Filme von Frauen". Die Initiatorinnen Diana Linz (vom Lichtspiel-Kino), Monika Ki...

Im Lichtspiel-Kino läuft in dieser Woche das Filmfestival "Femmes Totales- Filme von Frauen". Die Initiatorinnen Diana Linz (vom Lichtspiel-Kino), Monika Kijas (Geschäftsführerin des "Eksystent"-Filmverleihs) und Gabriele Kepic (von der Gleichstellungsstelle der Stadt Bamberg) beantworten Fragen im Kurzinterview.

Wie kam es zu der Idee des Festivals und warum gerade in Bamberg?
Gabriele Kepic: Diana Linz vom Lichtspiel-Kino und unsere Gleichstellungsstelle wurden vor ein paar Wochen vom Filmverleih Eksystent aus München angefragt, ob wir uns an der Tour der Filmreihe "Femmes Totales- Filme von Frauen" beteiligen wollen. Wir waren sofort überzeugt, dass wir aktiv werden wollen und dass für uns das Projekt absolut unterstützenswert ist. Die Besucher können sich über fünf international ausgezeichnete Filme und ein begleitendes Sonderprogramm im Lichtspiel-Kino oder die Ausstellung der aus dem Iran stammenden Künstlerin Azita Sheshbolouki freuen.

Nach welchen Kriterien wurden die Filme ausgewählt?
Monika Kijas: Es gibt zahlreiche tolle Filme von Regisseurinnen, die z. B. auf internationalen Festivals gezeigt werden, dann aber nie ins Kino kommen. So hat Monika Grassl für "Girls don't fly - Träume vom Fliegen" den Preis für den besten Dokumentarfilm beim Max-Ophüls-Preis erhalten. Oder "Yulas Welt" u. a. den Hauptpreis des DOK.fest München. Die Möglichkeit einer regulären Kinoauswertung wird diesen Filmen aber selten zugesprochen und somit auch die Chance, ein größeres Publikum zu erreichen, obwohl, um beim Beispiel zu bleiben, die Regisseurin von "Yulas Welt", Hanna Polak, bereits für den Oscar nominiert wurde. Wir sind bei "Yulas Welt" nun der einzige Verleih weltweit, der diesen Film ins Kino gebracht hat und das Publikum ist jedes Mal unglaublich berührt und dank der packenden Themen in Diskussionslaune. Letztendlich wurden fünf Filme ausgesucht, die unterschiedliche Genres abdecken, vom Thriller über Dokumentationen bis hin zur satirischen Militärkomödie, um das Klischee zu widerlegen, dass Frauen nur Liebesfilme oder Herz-Schmerz-Dramen inszenieren wollen und können.

Filme von Frauen, über Frauen und vor allem für Frauen? Ist auch das Publikum vor allem weiblich?
Monika Kijas: In erster Linie geht es darum, Filme von Frauen zu zeigen und auch zu feiern, da diese auf den deutschen Kinoleinwänden grundsätzlich unterrepräsentiert sind. Die ausgewählten Filme handeln aber nicht nur von Frauen und sind schon gar nicht nur für Frauen gemacht oder gedacht. Es sind Filme über universelle Themen, mit denen wir ganz geschlechterunabhängig alle konfrontiert sind und die uns alle beschäftigen. Die Filme erzählen von der Zukunft, Träumen, Ängsten, Lebensfreude, Hoffnung und vielem mehr und spielen dabei im Iran, in Russland, Ghana, Griechenland und Israel. Die Femmes Totales Tour hat bereits über 40 Städte bereist und dort ein buntgemischtes Publikum erreicht.
Diana Linz: Durch die Regisseurinnen und die weiblichen Hauptfiguren liegt der Fokus zwar bei Frauen, aber natürlich können und sollen sich auch Männer mit den Festivalfilmen auseinandersetzen: Gute Filme sind letztendlich geschlechterunabhängig! Gerade haben wir im Kino den tollen Film "Jahrhundertfrauen" gezeigt, der sich auf wundervolle Weise mit weiblichen Inhalten auseinandersetzt - und von einem Mann ist: Mike Mills.

Frauen im Film haben in Europa mehr Chancen als in manch anderen Ländern, oder? In welchen Ländern ist es gerade am schwersten für weibliche Regisseure Filme auf die große Leinwand zu bringen und warum?
Monika Kijas: Sicher scheint es in Europa für Filmemacherinnen grundsätzlich leichter zu sein. Das Schwedische Filminstitut hat z. B. eine Quote eingeführt, die 50 Prozent der Fördergelder an Frauen vergibt. In Deutschland ist es jedoch auch eine Tatsache, dass zwar gleichviele Frauen und Männer an den Filmhochschulen studieren, nach dem Abschluss aber in erster Linie Männer im Bereich arbeiten und Aufträge finden. Geschlechtertrennung oder religiöse Zensur machen es Frauen in anderen Ländern aber natürlich noch schwieriger. Rakhshan Bani-Etemad, die iranische Regisseurin unseres Films "Geschichten aus Teheran" und eine international anerkannte Größe des Kinos, konnte den Film nur fertig stellen, da sie ihn der iranischen Zensurbehörde als Kurzfilmprojekt zur Abnahme vorgelegt hat und den eigentlichen Spielfilm im Anschluss heimlich fertig gestellt hat. Umso mehr freuen wir uns natürlich, dass er nun im Rahmen der Femmes Totales Reihe auch vom Publikum gesehen werden kann.

Die Fragen stellte Valerija Levin