Wie sich die traditionsreiche Brauerei Scheidmantel zum begehrten Wohnobjekt wandelt. Besitzer Oliver Weingarth plant bereits zehn weitere Einheiten in der Nachbarschaft zur Mälzerei.
Wohnen in alten Industrieanlagen und Werkshallen gilt als chic. Wer kennt nicht die Filme, in denen die meterhohen Backstein- und Betonlofts mit eisernen Wendeltreppen und offenen Küchen den Hauch der Geschichte spürbar werden lassen. Die Motivation der Regisseure und Bauherren liegt wohl in der Sehnsucht, den Charme des Vergangenen zu bewahren und mit modernem Leben zu füllen.
Vision vom schönen Wohnen
Einer, der ein Gespür für Wohnträume hat und es versteht, erhaltenswerte Substanz zu erkennen, ist Oliver Weingarth. Der Unternehmer erwarb im Jahr 2006 die Scheidmantel-Brauerei in Cortendorf. "Schon damals hatte ich die Vision, daraus eine ganz besondere Wohnimmobilie zu machen", erzählt Weingarth bei einem Rundgang - besser Auf- und Abgang - durchs Gelände.
Doch es floss noch eine ganze Menge Wasser die Itz hinunter, die entlang des Grundstücks verläuft, bevor aus der Brauerei-Ruine eine Baustelle wurde.
Besonders die Fassade der im Jahr 1902 erbauten Mälzerei hatte im Laufe der vielen Jahrzehnte stark gelitten: Das rote Backsteinmauerwerk war schwarz verrußt, zahllose Fugen brüchig oder nicht mehr vorhanden.
Um einem weiteren Verfall des stadtbildprägenden Gebäudes zu verhindern, setzte sich Oliver Weingarth mit dem Architekten Michael Stößel 2012 zusammen. Ideen wurden gesammelt, Vorentwürfe gemacht, Gebäude und Fassade digital vermessen. Es folgten Gespräche mit dem Denkmalschutz, Behörden und Banken.
2016 ging's dann los: Das nach Osten angrenzende ehemalige Maschinen- und Kesselhaus wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt abgerissen.
Wir stehen gegenüber auf dem Dach einer der Eishallen, und Oliver Weingarth erläutert die Bauschritte. Um die Außenansicht des Ensembles zu wahren, wurden die äußeren Wände stehengelassen und restauriert. Alle Dächer wurden abgebrochen und neu aufgebaut.