Essen, trinken, tanzen wie Franken

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Die Frauen in der Arbeitstracht für Hausarbeiten in dem Holzhaus nach dem "Küchla-Wahnsinn" am Dorffest sind (von links): Marliese Güthlein, Annemarie Kraus, Gretl Scholz, Betty Köhler, Ursl Mirschberger und Anneliese Zuleger Fotos: privat
Die Frauen in der Arbeitstracht für Hausarbeiten in dem Holzhaus nach dem "Küchla-Wahnsinn" am Dorffest sind (von links): Marliese Güthlein, Annemarie Kraus, Gretl Scholz, Betty Köhler, Ursl Mirschberger und Anneliese Zuleger Fotos: privat
 
 

Tradition  Der Heimat- und Trachtenverein Langensendelbach besteht seit 36 Jahren. Seine Mitglieder wollen die Bräuche, die Sprache, die Musik und vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl der Heimat bewahren.

von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich

Langensendelbach — Wer kennt noch die Rockenstuben oder weiß, was damit gemeint ist? Ab und zu liest man das Wort noch in den Mitteilungsblättern, wenn für eine Veranstaltung in der Rockenstuben geworben wird. Der Rocken ist ein stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen die noch nicht versponnenen Fasern befestigt werden. Damit ist schon klar, dass die Rockenstuben ein Raum war, in dem man sich einem sehr verbreiteten Brauch nach früher traf, um gemeinsam Handarbeiten anzufertigen.
In Langensendelbach gibt es beides noch: die Rockenstuben und den Brauch, sich in der Stube zu treffen, um Anekdoten zu erzählen. Diese kleinen Geschichtchen zum Schmunzeln sind Erlebnisse aus der Zeit der Großeltern und Urgroßeltern. Sie werden überliefert, genauso wie das Wissen, wie früher gebuttert wurde, wie in der Landwirtschaft gearbeitet wurde und vor allem, wie Küchla gebacken werden. Aber auch getanzt wurde in der Rockenstuben. Ein Brauch, der wie so viele andere auch in Vergessenheit zu geraten droht.
"Wir lassen die Tradition aufleben. Man muss sie weitertragen und bewahren", sagt Josef Güthlein, der Vereinsvorsitzende. Deshalb werde auch der Dialekt gepflegt. Wenn man sich im Winter in den Stuben traf, wurden Begriffe und Sätze für die Nachfahren festgehalten. "Hull amol die Schrenzn", sagt Maria Blum einen Satz im Dialekt.


Kein Friedhof der Wörter

Wer weiß denn, dass eine Schrenzn ein Korb ist? Und wie ist das mit den Hausnamen? Wenn man jemanden wohin schickt, um dort etwas abzuholen, der Adressat aber in Wirklichkeit ganz anders heißt? All das haben die Vereinsmitglieder aufgelistet. Doch zur Tradition gehört noch viel mehr als die Stube, in der die Erinnerung bewahrt wird.
Auch die Blasmusik und Tänze sind Teil der Tradition und des Brauchtums. "Wir hatten eine Jugend- und Kindertanzgruppe", sagt Maria Blum. Sie war die erste Vorsitzende und führte den Verein ab seiner Gründung. Blum war auch die erste Gemeinderätin, und als der damalige Bürgermeister Hans Erlwein den Verein aus der Taufe gehoben hat, meinte er an Maria Blum gerichtet: "Du bist Gemeinderat und übernimmst den Verein", erinnert sich Maria Blum an 1979.
Der Verein lag ihr aber auch sehr am Herzen und mit viel Energie besaß der Verein schon nach kurzer Zeit viele Gruppen, die hallenfüllende Auftritte darboten. "14 Tage lang hat unsere Theatergruppe gespielt, so viele Aufführungen mussten sie spielen", sagt Blum. Die Theatergruppe wurde auch erst durch den interessanten Heimat- und Trachtenverein wiederbelebt. Oft wurde ein Jahr zuvor schon nach den nächsten Terminen gefragt. Meist ländliche Stücke gaben die Laienschauspieler zum Besten, die mit ihrem Regisseur, Rainer Lindemann vom Baye rischen Rundfunk, alles andere als laienhaft spielten.
Der bekannte Pretzfelder Theo Haas war ihr Tanzlehrer und so waren auch die Auftritte aller Tanzgruppen bestens besucht. Oder der böhmisch-fränkische Abend. Josef Güthlein lässt diese musikalische Besonderheit seit vier Jahren wiederaufleben. Am 7. November findet er statt, und auch diese Abende sind auf Traditionen und Brauchtum gegründet.


Feier am Abend

Denn jeder Verein feiert einen Jahresstiftungstag, den Tag der Vereinsgründung. Wurde dieser früher mit einem Frühschoppen begangen, wurde die Feier in die Abendstunden verlegt und sie beginnt mit einem Gottesdienst. Anschließend geht es mit der Blasmusik in die Turnhalle. 400 bis 500 Gäste besuchen diesen musikalischen Höhepunkt.
"Man muss wieder öfter Blasmusik spielen, damit man die Gemütlichkeit wieder aufleben lässt", findet Güthlein. Zu viel für die Jugend wird geboten, meint der Vorsitzende Und genau die jungen Leute fehlen, um die Traditionen und Bräuche der Vorfahren zu bewahren und an künftige Generationen weiterzugeben.