Eine schöne Weiherlandschaft, historische Fakten, spannende Geschichten und zum Abschluss die Einkehr in ein gemütliches fränkisches Gasthaus. Diese Mischun...
Eine schöne Weiherlandschaft, historische Fakten, spannende Geschichten und zum Abschluss die Einkehr in ein gemütliches fränkisches Gasthaus. Diese Mischung kam auch bei den Teilnehmern der neuesten Tour des Tourismusvereins "Karpfenland Aischgrund" sehr gut an, die am Samstag zusammen mit Bürgermeister Karsten Fischkal in Weppersdorf Premiere hatte.
Eingangs der fünf Kilometer langen Wanderung, die vor der St.-Anna-Kirche in Weppersdorf startete, berichtete Gästeführerin Christiane Kolbet über die einstigen Dorfherrren, denen an bestimmten Tagen im Jahr Abgaben in Form von Korn und Käse, Eier und Hennen und im Aischgrund natürlich Karpfen geleistet werden mussten. Die Karpfen aus Weppersdorf galten zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die schönsten im Aischgrund. Gezüchtet wurden sie unter anderen von der Familie Fischer, die das unter Denkmalschutz stehende Anwesen mit der Muttergottestatue im Garten bewohnt.
Eine Anekdote hörten die Teilnehmer der Tour bei der Weppersdorfer Mühle, die Ende des 19. Jahrhnderts der Familie Zenkel gehörte. Der Müller hatte drei schöne Töchter. In die mittlere dieser Töchter verliebte sich ein junger Teichwirt aus Kosbach. An einem Sonntag spannte er zuhause sein Pferd vor den Wagen und kam nach Weppersdorf zu den Zenkels zur Kerwa gefahren. Nach dem Mittagessen hielt er beim Müller um dessen Tochter Margarete an.
Die Müller antwortete dem verliebten jungen Mann mit einer Bauernweisheit, nämlich: "Erst kommt das Heu, dann kommt das Grummet." Erst wollte er seine älteste Tochter verheiraten, dann erst war die mittlere dran. Doch der junge Teichwirt sann auf eine Lösung, heiratete schließlich seine Margarete und wurde zum Stammvater der erfolgreichen Teichwirtsfamilie Oberle in Kosbach.
Im Dörfchen Lauf, das bis ins 16.
Jahrhundert im Besitz der Nonnenklöster Schlüsselau und Frauenaurach war, bewunderte die Gruppe den stattlichen Hof mit der Hausnummer 7, der früher mal ein Roßfrongut war. In Hof und Garten des Anwesens betreibt Hedwig Scheppe ein beliebtes Hofcafé. Nach einem Stopp auf der Laufer Mühle bogen die Wanderer zum Felsenkeller Utz und den Weihern ab. Zwischen den Weihern war im 19. Jahrhundert der Neuhauser "Vogelpfarrer" Andreas Johannes Jäckel gewandelt und hatte dort seine Beobachtungen über die Vogelwelt des Aischgrunds gemacht. Doch nicht nur Karpfen und Vögel fühlten sich in vergangenen Zeiten im angrenzenden Markwald wohl. Der Wald war in vergangenen Jahrhunderten Tummelplatz und Heimat von Räuberbanden, die die Gegend unsicher machten.
Krönender Abschluss der interessanten Tour durch die Weiherlandschaft und die Historie des unteren Aischgrunds war der St.-Anna-Brief, der auf ein Gelübde der Weppersdorfer
Bauern aus dem Jahr 1743 zurückgeht. Damals hatte eine Viehseuche die Gegend heimgesucht und die Existenz der Bauern bedroht. Wie treu die Weppersdorfer zu ihrer Tradition stehen, kann man alljährlich am St.-Anna-Tag, 26. Juli, erleben.
Die nächste Wanderung um Weppersdorf startet am Pfingstmontag, 16. Mai, um 15 Uhr vor der St.-Anna-Kirche. Dauer: circa zweieinhalb Stunden. Kosten: 8 Euro pro erwachsene Person. Anmeldung unter Tel. 0151/2621 1382.
Christiane Kolbet