Er war Motor des Tourismus

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Im Oktober 1957 hielt Rudolf Eberhard eine Dankesrede an die Versammlung anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenbürgerer. Foto: Reinhard Löwisch
Im Oktober 1957 hielt Rudolf Eberhard eine Dankesrede an die Versammlung anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenbürgerer. Foto: Reinhard Löwisch

Der vor 20 Jahren verstorbene ehemalige Landrat von Ebermannstadt, Rudolf Eberhard, setzte sich als Touristiker für die Fränkische Schweiz ein. Er kurbelte Verbesserungen im gastronomischen Angebot und Veranstaltungen an.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag werden es 20 Jahre, dass eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Region gestorben ist: Rudolf Eberhard. Er war der bisher einzige Franke, der neben einer politischen Karriere auch eine beispiellose Tourismuskarriere durchlief, die ihn fast gleichzeitig an die Spitze aller wichtigen deutschen Tourismusvorstandsämter spülte.

"Dieser Franke ist ein besonders Gewürfelter", sagte Hans Max von Aufseß in Anlehnung an seine Publikation vom gewürfelten Franken anlässlich dessen 70. Geburtstag. Aufseß meinte damit die spezielle Art und Weise, wie sich Eberhard einerseits öffentlich und publikumswirksam zum geachteten bayerischen Politiker entwickelte und sich andererseits als der erste Touristiker Deutschlands und Frankens still und unspektakulär für die Region einsetzte.

Er half zuerst als Landrat mit dem Bau von staubfreien Wegen und Straßen, für die er Ehrenbürger wurde, ehe er als fränkischer Tourismuschef mit seiner berühmten "Überredungsdiplomatie" (O-Ton des früheren Forchheimer Landrats Otto Ammon †) die politischen Weichen stellte für die Gründung der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz als eine der ersten Einrichtungen dieser Art in ganz Franken.

Eberhard hatte eine Konzentration von Ämtern, die es seither nicht mehr gab. Von 1967 bis 1991 war er Präsident des Deutschen Fremdenverkehrsverbands (heute Deutscher Tourismusverband) und von 1968 bis 1992 Präsident der Deutschen Zentrale für Fremdenverkehr (heute Deutsche Zentrale für Tourismus).

Er war 39 Jahre lang, von 1954 bis 1993, Vorsitzender des Fremdenverkehrsverbandes Nordbayern (heute Tourismusverband Franken) und er war von 1961 bis 1994 Vorsitzender des Landesfremdenverkehrsverbandes Bayern (heute Bayern Tourismus und Marketing GmbH).

Er hat sich damit auch für die Region eingesetzt, für die er von 1947 bis 1957 als Landrat wirkte: im damaligen Landkreis Ebermannstadt als größten Teil der Fränkischen Schweiz.

Heimatverbundenheit

Sein Wirken für den Landkreis entstammte der Heimatverbundenheit. Noch zu Lebzeiten wurde er zum Ehrenmitglied des Fränkische-Schweiz-Vereins ernannt, weil er 1947 als Landrat diesen wichtigen Heimatverein wieder mit ins Leben gerufen hatte, nachdem er während der Nazizeit gleichgeschaltet war.

Rudolf Eberhard wurde ob seines Engagements Ehrenbürger der Stadt Ebermannstadt und der Stadt Waischenfeld. Letztere widmete ihm die "Rudolf-Eberhard-Turnhalle", die mittlerweile allerdings durch einen Neubau ersetzt worden ist. Im Gegenzug stiftete er den "Landrat-Eberhard-Pokal" für die Fußballer der Region. Er war auch Ehrenbürger der Gemeinde Pinzberg.

Frankenwürfel 1985 verliehen

1985 wurde ihm von den fränkischen Regierungspräsidenten der Frankenwürfel verliehen. In seiner Laudation sagte der damalige Regierungspräsident von Oberfranken, Wolfgang Winkler: "Wenn Sie heute mit dem Frankenwürfel geehrt werden, dann als ein herausragendes Beispiel für die Richtigkeit der nicht überall in Bayern gern gehörten Weisheit: Bayern wird von Altbayern bewohnt, von Schwaben verwaltet und von Franken regiert."

Als Touristiker, der die Fränkische Schweiz schon als Kind mit seinen Eltern durchwanderte, setzte er sich vor allem für die Verbesserung des gastronomischen Angebotes ein und für eine Vervielfachung touristischer Veranstaltungen. Optimistisch eingestellt war er beim Ausbau von Kurzreisen, "die zwar eine geringere Verweildauer, aber mehr Gäste bringen". Franken sei trotzdem kein Land für den Massentourismus, meinte er, "sondern ein Ort der Ruhe, Geborgenheit und Gemütlichkeit".

In seinem Nachfolger als Landrat fand Eberhard einen glühenden Verfechter seiner touristischen Ansichten. Otto Ammon war von 1964 bis 1996 Chef des Landkreises Forchheim und damit auch Chef der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, die Ammon 1974 auf Anraten Eberhards ins Leben rief.

Rudolf Eberhard wurde am 1. November 1914 in Nürnberg geboren und evangelisch getauft. Er studierte von 1935 bis 1939 Rechts- und Staatswissenschaften und schloss sein Studium mit der ersten juristischen Staatsprüfung und einem Diplom als Volkswirt ab.

Nach Kriegsende widmete er sich seiner politischen Laufbahn. Er trat 1950 in die CSU ein und gehörte von 1950 bis 1974 dem bayerischen Landtag an. Als Finanzminister rief er den "Eberhard-Plan" ins Leben, der die bayerischen Kommunen am Aufkommen des Landes an der Kfz-Steuer beteiligte.

Letzter öffentlicher Auftritt

Sein letzter öffentlicher Auftritt in der Fränkischen Schweiz war die Frankenverbandssitzung 1993 in Ebermannstadt. Dabei wurde er als Verbandsvorsitzender von Georg von Waldenfels (CSU), dem damaligen bayerischen Finanzminister abgelöst.

Zum Dank für sein jahrzehntelanges Engagement ist Eberhard mit der eigens geschaffenen "Eberhard-Medaille" in Gold ausgezeichnet worden. Fünf Jahre später, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1998, starb Rudolf Eberhard mit 84 Jahren in München.