Das Flüchtlingsproblem spaltet die Nation. Wie diese Herausforderung lösen? Darüber sprach am Freitagabend in "Anna's Café" der Kreisverband "Bündnis 90/Die...
Das Flüchtlingsproblem spaltet die Nation. Wie diese Herausforderung lösen? Darüber sprach am Freitagabend in "Anna's Café" der Kreisverband "Bündnis 90/Die Grünen". Mit dabei war der grüne Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz.
Seit fünf Jahren befasst er sich mit dem Thema "Global denken, lokal handeln für eine Welt". Weil er in Afrika zwei Jahre verbrachte, wusste er auch von der Praxis zu berichten.
So sprach der Sprecher für Entwicklungspolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von einem Landwirt, der mit seiner kleinen Landwirtschaft seine Familie ernähren konnte. Wegen des Milchimports aus Europa wurde seine erzeugte Milch jedoch immer weniger wert. Das Land importierte zwar Milch aus der Europäischen Union, durfte aber aufgrund eines Handelsabkommens keine Milch exportieren.
Mit solchen Beispielen wies Kekeritz darauf hin, dass sich Menschen auch aus wirtschaftlichen Gründen ein besseres Leben in Deutschland und Europa versprechen. Er war überzeugt, dass die Politik der vergangenen Jahrzehnte wesentlich zu den Fluchtursachen beigetragen hat. "Man muss die Flüchtlingsproblematik an ihren Ursachen bekämpfen", betonte Kekeritz.
In diesem Zusammenhang nannte die Diskussionsrunde mit den Kreisräten Edith Memmel, Matthias Rudolph (beide Grüne), Odette Eisengräber-Sarter, Elisabeth Hoffmann (Bund Naturschutz) und der Zweiten Bürgermeisterin der Stadt
Kronach, Angela Hofmann (CSU), einige Beispiele. Angesprochen wurden etwa Waffenlieferungen der Amerikaner und Europäer in Krisengebiete, etwa nach Saudi-Arabien.
Es wurde klargestellt, dass die Deutschen eine große Verantwortung dafür tragen, wenn Kinder in Steinbrüchen und Bergwerken ausgebeutet werden oder wenn aus Kostengründen die Umwelt gnadenlos zerstört wird.
Es kam bei der Runde aber auch zum Ausdruck, dass sowohl der Einzelne als auch die Kommunen einen kleinen Teil Entwicklungshilfe leisten können. Beispielsweise indem der einzelne Bürger bewusst danach fragt, woher die Nahrung und die Textilien für seine Zwecke herkommen und ob damit Kinderarbeit verbunden ist.
Durch eine neue EU-Vergaberichtlinie können Kommunen bei Ausschreibungen auf eine "faire Beschaffung" achten, erklärte Angela Hofmann.
Kekeritz sprach davon, dass das Vergabeverfahren es nun erlaubt, in allen Phasen soziale und ökologische Kriterien anzulegen, sofern sie sich auf das Produkt beziehen.
Steuerungsgruppe eingesetzt
Die Kreisstadt ist bereits mit dem sogenannten "Fairtrade-Siegel" ausgestattet. Eingesetzt wurde eine Steuerungsgruppe. Unter anderem sollen so sogenannte Fairtrade-Produkte besser bekannt gemacht werden. Dankbar griff Hofmann auch ein Praxisbeispiel von Edith Memmel auf. Diese berichtete aus einer Gemeinderatssitzung in Mitwitz, wonach im Rahmen des Projekts "Ort schafft Mitte" Aufträge vergeben worden seien. Das Gremium hätte sich damit auseinandergesetzt, woher die Baumaterialen kommen. Eine andere Möglichkeit wäre, Partnerschaften mit Kommunen aus Entwicklungsländern einzugehen. Im weiteren Verlauf der Runde wurden auch Ansprechpartner genannt, wenn es um Entwicklungsfragen oder um Fairtrade-Produkte geht. Beispielsweise gibt die Christliche "Initiaitve Romero" mit "Terre des Hommes" einen Wegweiser zur sozialverantwortlichen Beschaffung in Kommunen heraus.