Endlager? Da wird sich doch was finden (warum es nicht geht)

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Atommüll ins Coburger Land? Im Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wird das nicht ausgeschlossen. In ganz Oberfranken finden sich nur wenige Stellen, die nicht für geeignet ge...

Atommüll ins Coburger Land? Im Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wird das nicht ausgeschlossen. In ganz Oberfranken finden sich nur wenige Stellen, die nicht für geeignet gehalten werden. Was ist zu tun? Die Reaktionen schwanken zwischen Aufschrei und Abwinken.

Gleichzeitig wird fieberhaft nach einem Ausschlusskriterium für die eigene Region gesucht. Wunsiedels Landrat Berek (CSU) wird in einer Sammlung von Reaktionen, die der Bayerische Rundfunk zusammengetragen hat, zitiert. Er setzt schon mal auf zerklüftetes Gestein im Untergrund des Fichtelgebirges, Vulkanismus im Grenzgebiet zu Tschechien und immer wieder zu beobachtende Erdbeben im Egergraben. Eine ordentliche Sammlung. Da wird schon was dabei sein, was in der nächsten Untersuchungswelle für eine positive Schlagzeile à la "Fichtelgebirge ungeeignet als Endlager" sorgen wird. Bambergs Landrat Johann Kalb (CSU) setzt auf den Karst in der Fränkischen Schweiz, der sicher nicht die gewünschte Sicherheit für eine Million Jahre bieten werde, die von der BGE gefordert wird. Der Hofer Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Friedrich (CSU) geht gleich gar davon aus, dass das Endlager nur ein Zwischenlager zu sein braucht, weil ja demnächst die Generation IV Reaktoren ans Netz gehen, die genau das Zeug für die Energiegewinnung hernehmen, das im Endlager endgelagert werden soll. Etliche Länder forschen an solchen Reaktoren, Deutschland nicht - kann aber ja vielleicht seinen Müll dann wieder hochholen und verkaufen, für Strom zum Beispiel.

Und bei uns? Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) kritisiert, dass die Liste mit den möglichen Standorten (rund die Hälfte des Bundesgebiets) ohne jede Absprache mit den Gebietskörperschaften in die Öffentlichkeit gelangt. Auch er habe erst aus den Medien davon erfahren. Das führe zu Verunsicherung bei der Bevölkerung. Er gehe aber nicht davon aus, dass ein radioaktives Endlager im Stadtgebiet Coburg mit seiner hohen Bevölkerungsdichte möglich sei.

Aber vielleicht im Landkreis? Für den sieht Landrat Sebastian Straubel (CSU) gegenüber dem BR die Karte kritisch. Er könne nicht nachvollziehen, dass einzig und allein auf Basis der geologischen Sicht die Hälfte des Landes als potenzielle Lagerstätte für Atommüll deklariert und die Bevölkerung derart verunsichert werde. Es sei eben nicht nur eine Frage der Geologie, ob ein Gebiet infrage komme oder nicht.

Nun gilt es auch hier, nach Ausschlusskriterien zu suchen. Der Rödentaler Heimathistoriker Dietrich Schulz hat schon mal eins parat: Vulkanismus. Den, so hat er gefunden, beschreibt schon der frühere Mönchrödener Lehrer Andreas Stubenrauch 1961 in einer Arbeit. Tatsächlich sind etwa die Gleichberge oder der Straufhain Reste einstiger Vulkane. Aber wohl ein bisschen alt. Die BGE nimmt gerade mal die im Grunde noch aktiven Vulkane in der Eifel ernst. Sie blickt auch mehr in die Zukunft und will einen Standort, an dem zuverlässig in den nächsten eine Million Jahren kein Vulkan ausbricht. Da kratzen sich die Geologen schon nachdenklich am Kopf. Woher sollen sie das schließlich wissen? Im Grunde können sie fast überall davon ausgehen, dass zumindest solange kein Vulkan ausbricht, bis ihnen wegen ihrer falschen Beurteilung niemand mehr Vorwürfe machen kann. Sagen wir, die nächsten 100 Jahre. Also doch eine strahlende Zukunft für das Coburger Land? Eher nicht. Haben sich am Ende ausreichend Gründe gefunden, einen Flugplatz zu verhindern, da wird das mit einem Endlager schon auch noch gelingen. Das soll übrigens erst 2050 kommen. Und es ist ein Projekt des Bundes. War das der Berliner Flughafen nicht auch?