Elektrisch mobil auf dem Lande

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Ein Auto des E-Carsharings an einer Stromzapfsäule Foto: Barbara Herbst
Ein Auto des E-Carsharings an einer Stromzapfsäule Foto: Barbara Herbst

Das Mobilitätskonzept des Landkreises befasst sich auch mit dem Individualverkehr. Der Ausbau des E-Carsharings und des Elektro-Alltagsradverkehrs sollen den Übergang zum öffentlichen Nahverkehr erleichtern.

Der motorisierte Individualverkehr ist immer noch die dominierende Form der Mobilität im Landkreis Bamberg. Und er wird es wohl auch bei einer vollständigen Umsetzung des intermodalen Mobilitätskonzeptes bleiben. Doch er lässt sich menschen- und umweltverträglicher gestalten. Auch das ist Teil des Konzeptes.
Wie stark der Individualverkehr den Landkreis Bamberg prägt, zeigt schon die Bestandsaufnahme für das Mobilitätskonzept. Demnach liegt der Bestand an Kraftfahrzeugen mit 876 je 1000 Einwohner (Stand 31. Dezember 2015) deutlich über dem bundesdeutschen Schnitt von 661. Auch wenn man den Kreis mit ähnlich strukturierten ländlichen Regionen vergleicht, ist der Kfz-Bestand hier überdurchschnittlich hoch. Und ohne Nutzfahrzeuge kommen im Landkreis immer noch 668 Pkw auf 1000 Einwohner, gut 100 mehr als der deutsche Durchschnitt.


Mehr Kfz als Einwohner

In fünf Landkreisgemeinden sind sogar mehr Kraftfahrzeuge als Einwohner gemeldet. Es sind die Jura-Gemeinden Wattendorf, Königsfeld und Stadelhofen, gefolgt von Burgwindheim und Lauter. Also Orte, meist am Rande des Landkreises, die an den öffentlichen Nahverkehr nur mäßig bis schlecht angebunden sind. "Durch die disperse Siedlungsstruktur des ländlich geprägten Landkreises wird der Pkw auch mangels zuverlässiger Mobilitätsalternativen für viele Wege eingesetzt", stellt Frank Büsch, Chef des beauftragten Büros Plan-mobil, dazu im Mobilitätsgutachten fest. In der Stadt Bamberg ist die Kfz-Dichte mit 647 Fahrzeugen je 1000 Einwohner dagegen weitaus geringer. Und stadtnahe Gemeinden mit Stadtbusanbindung wie Bischberg, Memmelsdorf, Gundelsheim und Stegaurach rangieren mit unter 800 Fahrzeugen auf 1000 Einwohner am unteren Rand der Landkreisstatistik. Die Diskussion, ob das lückenhafte ÖPNV-Angebot den hohen Fahrzeugbestand verursacht oder ob die große Zahl der vorhandenen Fahrzeuge die Nachfrage nach Busangeboten schmälert, ist müßig.
Das intermodale Mobilitätskonzept setzt unter anderem auf verschiedene Formen der Elektromobilität, um den Übergang vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Das ist zum einen der Ausbau des Carsharings, insbesondere des E-Carsharings, wie es seit etwa einem Jahr als Modellversuch im Landkreis Bamberg getestet wird. Das andere ist die Förderung von Elektrozweirädern, durch die sich der Straßenverkehr auf überlasteten Pendlerrouten entzerren ließe. Voraussetzung, dass beide Mobilitätsformen attraktiver werden, ist auf alle Fälle der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur, bei der der Landkreis jetzt schon relativ gut dasteht.


Umgestaltung nötig

"Verstetigung und Ausweitung des E-Carsharing-Angebotes", lautet eine der Handlungsanleitungen aus dem Mobilitätskonzept. Es soll von den bislang 14 Teilnehmergemeinden auf alle 36 Landkreiskommunen ausgeweitet werden. Der Arbeitstitel lautet "Flexcar" - analog zu "Flexbus" - als Teil einer "einheitlichen Marke von Mobilitätsangeboten im Landkreis Bamberg".
Derzeit ist das im Mai 2017 gestartete E-Carsharing bis Frühjahr 2019 beschlossen, aber "die Signale sind da, dass es fortgeführt werden könnte", sagt Robert Martin, Klimaschutzbeauftrager des Landkreises und Initiator des Projekts. In welcher Form, das muss allerdings noch geklärt werden. Denn es wird kaum gehen, dass die Gemeinden dauerhaft als Autovermieter agieren. Einige Kommunen sind jetzt schon vom Verwaltungsaufwand abgeschreckt worden. "Eine Möglichkeit könnten die Regionalwerke als Betreiber sein", deutet Martin an, der dort in diesem Juni die Co-Geschäftsführung übernehmen wird. Wie das E-Carsharing modifiziert, angepasst und erweitert werden kann, sei aber derzeit völlig offen - und letztendlich eine Entscheidung der Politik.
Für schnelle Elektroräder gibt es seit September 2017 ein Förderprogramm des Landkreises. Für den Kauf eines Elektrorollers, E-Bikes oder Lastenpedelecs mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h gibt es einen Zuschuss von bis zu 300 Euro. Das auf zwei Jahre und 20 000 Euro gedeckelte Programm wurde bisher aber kaum in Anspruch genommen. Erst acht Anträge wurden laut Martin bislang gestellt. Er hofft jedoch, dass sich das mit dem Frühjahr ändern wird. Für die Stärkung des Alltagsradverkehrs bei der Umsetzung des Mobilitätskonzeptes gibt es also noch .Nachholbedarf.