Der Waschbär macht sich im Kulmbacher Land breit. Der schwarz-graue Allesfresser kann zu einem richtigen Plagegeist werden.
Mit dem demografischen Faktor in Oberfranken ist das so eine Sache. Während weite Teile des Regierungsbezirks über einen Bevölkerungsrückgang klagen, ist in der Tierwelt ein gegenläufiger Trend erkennbar. Die Region wird bei Zuwanderern aus der Fauna immer beliebter.
Das gilt auch für das Kulmbacher Land. Vor wenigen Wochen gab es bei Kupferberg die erste Sichtung eines Wolfs. Jetzt klopft ein neuer Gast an: der Waschbär. Otto Kreil, der stellvertretende Kreisvorsitzende des Jagdschutz- und Jägerverbands Kulmbach, hat ein Exemplar des Allesfressers zur Strecke gebracht.
Ein Schuss aus der Büchse
Es war in der zweiten Juni-Woche, als Otto Kreil wie so oft auf die Pirsch ging. Er war unterwegs in der sogenannten Sausuhl, einem Gebiet zwischen Stadtsteinach und Vogtendorf. Dort schaute sich der Jäger nach Rehwild um, als es zum Zusammentreffen mit dem Waschbären kam. "Der war an einer Schwarzwild-Kirrung (Futterstelle) dran", erinnert sich der Vogtendorfer. Das hätte der Waschbär lieber bleiben lassen sollen, denn damit war es um ihn geschehen: Ein Schuss aus der Büchse beendete sein Leben.
Damit ist klar, dass der Waschbär nun auch im Frankenwald heimisch ist. Auch auf Aufnahmen aus Wildkameras ist das Tier schon zu sehen gewesen.
Die Freude über den neuen Gast in unseren Gebilden hält sich in Grenzen. Der schwarz- graue Geselle schaut mit seiner Zorro-Maske und dem buschigen Schwanz zwar sehr possierlich aus, kann aber im ökologischen Gefüge merkliche Schäden anrichten. Nichts ist sicher vor dem Allesfresser. Er verzehrt Früchte ebenso gerne wie Beeren, Eicheln oder Nüsse.
Der vegetarische Anteil seiner Nahrung ist unkritisch, seine anderen Leibspeisen sind es nicht: Procyon lotor, so der lateinische Name, macht sich über Bodenbrüter ebenso gerne her wie über Vogelnester in Bäumen und Büschen. Auch Fische aus Flüssen und Teichanlagen verschmäht er nicht.
Kein Grund zur Panik
So wird er zur Gefahr für Wiesenbrüter und Greifvögel, aber auch für Amphibien und Fische. Otto Kreil allerdings glaubt nicht daran, dass durch den neuen Gast das gesamte ökologische Gefüge ins Wanken kommt, und mahnt zur Besonnenheit. Zur Panik bestehe keinerlei Grund.