Eine spannende Reise in die Geschichte der Kirchengemeinde Kunreuth

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Der Kirchenchor umrahmte die Veranstaltung festlich. Fotos: Franz galster
Der Kirchenchor umrahmte die Veranstaltung festlich. Fotos: Franz galster
Albrecht Graf von Egloffstein
Albrecht Graf von Egloffstein
 

Mit einem Festvortrag im gut besuchten Gemeindehaus unter dem Titel "Wie Kunreuth evangelisch wurde", eröffnete die evangelische Kirchengemeinde Kunreuth da...

Mit einem Festvortrag im gut besuchten Gemeindehaus unter dem Titel "Wie Kunreuth evangelisch wurde", eröffnete die evangelische Kirchengemeinde Kunreuth das Jubiläumsjahr zu 500 Jahre Reformation.
Pfarrerin Brigitte Müller begrüßte dazu den Wissenschaftler Albrecht Graf von Egloffstein. Das Geschlecht seiner Familie ist in vielerlei Beziehung über die Jahrhunderte mit Kunreuth und der weiteren Umgebung verbunden. Die Pfarrerin erinnerte an eine bewegte Epoche, als der Buchdruck erfunden wurde, die Kartoffel noch nicht bekannt und die Demokratie noch nicht etabliert war. Martin Luther trat eine große Bewegung los. Jetzt sei es an der Zeit, Inhalte zu feiern und auch kritisch zu beleuchten. Mit "Wie Kunreuth evangelisch wurde" begebe man sich auf eine Reise in die Vergangenheit. "Nur selten zeigen unscheinbare Ereignisse eine große Wirkung", meinte ergänzend Pfarrer Michael Müller. Der Anschlag von 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche in Wittenberg war damals etwas durchaus Übliches. Die Sprengkraft sei auch Martin Luther nicht bewusst gewesen, der anfangs keine Kirchenspaltung wollte. Letztlich erwuchs daraus eine Entwicklung, die Deutschland, Europa und die übrige Welt mit ihrer neuen protestantischen Geisteshaltung prägte. Mit einer halben Milliarde Mitgliedern sei sie die zweitgrößte christliche Kirche. Jetzt wolle man das 500-jährige Jubiläum nicht in Abgrenzung feiern, sondern gemeinsam als Fest der Christenheit.


Weiten Bogen gespannt

Graf von Egloffstein trug anschließend sein Referat unter kulturhistorischen Gesichtspunkten vor. Eigentlich sollten andere dastehen, meinte er eingangs in Bescheidenheit. Schließlich hätten auf dem Gebiet "Wie Kunreuth evangelisch wurde" bereits Fachleute wie der heutige Landrat Hermann Ulm, der hauptamtliche Historiker Andreas Otto Weber oder auch Hanke Bullemer hervorragenden Arbeiten geleistet. Graf von Egloffstein spannte einen weiten Bogen über geschichtliche und regionale Zusammenhänge, über Entwicklungen und Entdeckungen, die alle den Zeitgeist in der Gesellschaft beeinflussten. Dazu zählten die Bauernkriege mit ihren fatalen Folgen. Unvergessen auch das brutale Wirken mit großen Zerstörungen, als Albrecht von Brandenburg brandschatzend durch die Gegend zog. Kunreuth lag zudem in der gegensätzlichen Interessensphäre vom Hochstift Bamberg, der Reichsstadt Nürnberg und der Markgrafenschaft Bayreuth.
Egloffstein besaß nach der Überlieferung um 1521 den ersten evangelischen Pfarrer. Es ist davon ausgehen, das bereits vor diesem Zeitpunkt auch in Kunreuth eine evangelische Bewegung existierte. Aufgrund der geographischen Lage befand sich Kunreuth in einem Spannungsfeld.


Evangelische Tradition

1555 fand Kunreuth seinen Platz in der evangelisch-lutherischen Gemeinschaft. Seit 1637 weist es eine ungebrochene evangelische Tradition auf. Die Herren von Egloffstein sperrten ab diesem Zeitpunkt dem katholischen Pfarrer alle Einkünfte. Die Rekatholisierung ging nicht spurlos vorbei, eine gewisse Zeit der Instabilität berührte auch Kunreuth. Durch den Stand der Ritterschaft des Geschlechts von Egloffstein prägte dieses die Entwicklung in der Region maßgeblich mit. Der Kirchenchor unter Leitung von Anke Rosbigalle gab der Veranstaltung mit einigen Zwischenauftritten einen festlichen Rahmen. Pfarrer Michael Müller dankte dem Festreferenten. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, auf einige attraktive Höhepunkte im Laufe des Jubiläumsjahres in der Kirchengemeinde Kunreuth hinzuweisen. So finden von März bis Oktober an sechs Sonntagen im Gottesdienst Kanzelreden von profilierten Persönlichkeiten, also Laienprediger, in der Lukaskirche statt. Weitere attraktive Termine sind am 8., 15. und 22. März Glaubensgespräche im Gemeindehaus, am 1. Mai ein evangelisch-katholischer Begegnungsnachmittag "Wie's früher war", vom 24. bis 28. Mai eine Fahrt zum Kirchentag nach Berlin-Wittenberg und am 31. Oktober die Feier zum Reformationstag "500 Jahre Reformation".