Eine Sattlerin, die mit Pferden so gar nichts am Hut hat

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Anna-Lena Manthey
Anna-Lena Manthey
 

Anna-Lena Manthey gehört zu den besten ihres Fachs: Die 20-Jährige wurde Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks. In welchem Bereich hat sie die...

Anna-Lena Manthey gehört zu den besten ihres Fachs: Die 20-Jährige wurde Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks. In welchem Bereich hat sie diese Auszeichnung geholt? Die Hessin hat Sattlerin gelernt.

Erstmal herzlichen Glückwunsch zu dieser Auszeichnung. Haben Sie diese bekommen, weil sie so geschickt Sättel und Zaumzeuge fertigen?
Anna-Lena Manthey (lacht): Mit Pferden habe ich nicht viel am Hut. Freilich gibt es auch den Sattler, der diese Dinge herstellt, aber im Berufsfeld Sattler finden sich als weitere Gebiete der Feintaschner, der Handschuhe, Geldbeutel und dergleichen herstellt, und dann ist da noch der Fahrzeugsattler, der Bereich, in dem ich tätig bin.

Woraus besteht dann die Tätigkeit des Autosattlers?
Wir beziehen Sitze, Lenkräder, Türverkleidungen, Sonnenblenden, den Schaltknauf, aber auch Motorradsitze und das Innere von Wohnmobilen. Außerdem stellen wir zum Beispiel Cabrio-Verdecke her.

Wie kommt man, gerade als Frau, zu diesem Beruf?
Schon als Kind habe ich immer gerne mit der Nähmaschine gearbeitet. Ich wollte aber nicht Schneiderin werden, weil ich lieber mit Leder oder Kunstleder arbeite. Nach einem Girl's-Day bei Mercedes stand für mich die Berufswahl fest. Freilich wollte ich nicht in die Industrie, sondern einen richtigen Handwerksberuf mit Nähen. Es war in der Tat als Frau nicht leicht, einen Betrieb zu finden, der einen ausbildet. Aber dafür bin ich gerne von meiner hessischen Heimat hierher nach Franken zur Sattlerei Wurm nach Burgwindheim gekommen und nach meiner knapp dreijährigen Ausbildung auch geblieben. Abgesehen davon gäbe es rund um Gießen keinen vergleichbaren Betrieb.

Was gefällt Ihnen daran, Sattlerin zu sein?
Die Kreativität und das selbstständige Arbeiten. Ich bin hier bei uns in der Entwicklung und da ist man breit aufgestellt. Wir optimieren und fertigen nur kleine Serien. Jeden Tag macht man praktisch was anderes. Freilich muss man nicht nur sehr genau arbeiten, sondern auch mal zulangen können. Vieles in unserem Beruf läuft aber auch computergestützt, zum Beispiel das Zuschneiden.

Wie wurden Sie Landessiegerin?
Da wurde unsere praktische Abschlussarbeit zugrunde gelegt. Ich habe 93,6 von 100 möglichen Punkten erhalten. Die Aufgabenstellung für das Gesellenstück war, innerhalb von 14 Stunden einen Autositz für einen Einser BMW anzufertigen, von den Zeichnungen und Schablonen bis hin zum Nähen und Beziehen.

Die Fragen stellte Anette Schreiber