Wolfgang Rihm eröffnete die Reihe der Uraufführungen mit "Überwundene Zeit - Einige Lieder von Uwe Grüning", gesungen und gespielt von Julian Freibott (Tenor) und Axel Bauni (Klavier). Wer Rihms...
Wolfgang Rihm eröffnete die Reihe der Uraufführungen mit "Überwundene Zeit - Einige Lieder von Uwe Grüning", gesungen und gespielt von Julian Freibott (Tenor) und Axel Bauni (Klavier). Wer Rihms Schaffen über die Jahre verfolgen konnte, bekam schnell den Eindruck, dass es sein privatestes Werk war - immer noch sprunghaft in Stimme und Klavier, aber sehr ruhig, suchend, mitunter in fahle Deklamation übergehend, was wohl Wolfgang Rihms gesundheitlicher Situation geschuldet ist. Der letzte, langsam gesungene Satz wirkt wie Bestätigung: "Du erschaust erst dein Glück, wenn es dich scheidend verlässt."
Manfred Trojahn wollte schon immer mal nach Brügge, das offenbar eine Faszination aus der Ferne auf ihn hat - aber es hat noch nie geklappt. Jetzt hat schon mal das Gedicht "Brügge" von Stefan Zweig vertont (Sarah Aristidou/Jan Philip Schulze). Der Anfang lässt Ortskenntnis vermuten, denn die Stadt liegt in einer monotonen Ebene. Aber dann irritiert die Vertonung - zum einen, weil sie von der Sängerin unglaublich hohe Töne verlangt, die den Text völlig verunklären, der gerade von stillen Wassern und stiller Stadt handelt. Ton und Text können ja kontrovers sein, aber dann müsste man Letzteren eigentlich verstehen. Zum anderen, weil die Stadt zur Zeit von Stefan Zweig vielleicht, aber heute sicher nicht mehr die in die Tiefe kletternden, sich verdüsternden Akkorde verdient. Manfred Trojahn wird sich wundern, wenn er in Brügge aus dem Zug steigt.
Traurige Kriegs-Ereignisse
Die Engländerin Charlotte Bray hat sehr dicht an ihren Texten entlangkomponiert, zwei Texte der ukrainischen Dichter Ostap Slyvynsky und Borys Humenyuk, "Latifa" und "Ein alter Maulbeerbaum bei Mariupol..." (Christina Daletzka/Steffen Schleiermacher). Sie hat sehr plastisch, aber dennoch zurückhaltend die steigende Nervosität einer Mutter gestaltet, die ihrem Kind erklären muss, dass ihr Haus nicht mehr existiert, beziehungsweise die Resignation eines Maulbeerbaumes, unter dem früher Kinder gespielt haben und jetzt Kriegswaffen liegen.
Johannes Maria Staud hatte sechs Texte von William Carlos Williams unter dem Titel "Jittering directions" ("Zitternde Richtungen") vertont (Sarah Aristidou/Axel Bauni). Besonders in Erinnerung blieb da "January" - zum einen, weil der Beginn sehr an Vivaldis "Winter" erinnerte. Vor allem aber, weil Sarah Aristidou da hart an ihre ohnehin schon weiten Grenzen in Sachen Höhe und Lautstärke gehen musste.