Mit einer faustdicken Überraschung endete die Hauptversammlung des Gesangvereins Feuln/Waizendorf: Mit Gisela Ohnemüller übernahm erstmals eine Frau den Vor...
Mit einer faustdicken Überraschung endete die Hauptversammlung des Gesangvereins Feuln/Waizendorf: Mit Gisela Ohnemüller übernahm erstmals eine Frau den Vorsitz bei diesem reinen Männerchor. Der bisherige Vorsitzende, Frederik Förtsch, hatte bereits im Vorfeld angekündigt, nicht mehr zu kandidieren, da er aus beruflichen Gründen seinen Wohnsitz nach Bamberg verlegt hat. Sein Argument "Aus der Entfernung ist es immer schwierig. Auf Dauer geht das nicht" war für jeden nachvollziehbar.
Sichtlich gerührt, zog Frederik Förtsch ein Fazit seiner Amtszeit: "Ich bin ja vor sechs Jahren genauso unterwartet zu diesem Amt gekommen und ins kalte Wasser geworfen worden. Ich habe in dieser Zeit viel positives Feedback bekommen und viel gelernt. Auch, dass es wichtig ist, sich ab und zu durchzusetzen."
In seinem - vorerst letzten - Rechenschaftsbericht bezeichnete er den Liederabend am 15. April zu Ehren des Chorleiters Christian Knörrer (50 Jahre Chorleiter, 60 Jahre aktiver Sänger) als absoluten Höhepunkt des abgelaufenen Jahres. Der dabei Geehrte bekannte: "Ich danke Euch für diesen Abend. Ich bin heute noch gerührt."
Bürgermeister Werner Diersch outete sich bei seinem Grußwort als Fan des Chores ("Er sorgt immer wieder für Gänsehaut-Feeling") und bezeichnete den Gesangverein als kulturellen Baustein in der Gemeinde. "Bewahrt diesen Zusammenhalt, die Gemeinde steht hinter Eurer Arbeit."
Schwierige Suche
Der Bürgermeister übernahm dann bei den anstehenden Neuwahlen die Aufgabe des Wahlleiters. Einige Zeit schien es so, als ob seine Bemühungen, aus den Reihen der anwesenden Mitglieder einen Nachfolger zu finden, erfolglos sein würden. Nach einem viertelstündigen Hin und Her brachten Roland Lutz und Hubert Hiller mit ihren - mehr rhetorischen - Zwischenfragen. "Könnten wir nicht auch einmal an eine weibliche Vorsitzende denken?" und "Muss es denn unbedingt ein aktiver Sänger sein?", Gisela Ohnemüller ins Spiel. Diese ließ sich auch nicht lange bitten und erklärte sich bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Die folgende Wahl war dann nur noch Formsache.
Die Nominierung der weiteren Vorstandsmitglieder und des Vereinsausschusses ging zügig über die Bühne. Zweiter Vorsitzender bleibt Ludwig Beierlein, Schriftführer Roland Lutz. Neuer Kassier ist Andreas Renner. Jochen Ohnemüller, der dieses Amt seit 1995 ausübte, wechselt ebenso wie der bisherige Vorsitzende Frederik Förtsch in den Vereinsausschuss. Diesem gehören - zumindest für die nächsten zwei Jahre - noch Max Bauer, Helmut Büttner und Helmut Stalla an.
"Die Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen. Es ist ein toller Verein und ein toller Chor. Es wäre schade, wenn das auseinandergehen würde", begründet Gisela Ohnemüller hinterher ihre Zusage. "Auch wenn einiges durcheinandergewürfelt wurde, bitte ich um das Vertrauen der Sänger. Mit der mir bereits von verschiedenen Seiten zugesagten Unterstützung mache ich das jetzt mal zwei Jahre. Vielleicht wächst ja in dieser Zeit aus der aktiven Sängerschar etwas nach."
Probleme mit den Männern erwartet sie nicht. Wichtig ist ihr der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, nicht zuletzt im Hinblick auf die Organisation des traditionellen Sommernachtsfestes. Auf unsere Frage, ob sie etwas verändern wird, kommt die salomonische Antwort: "Gebt mir einhundert Tage." An das 100-jährige Jubiläum, das 2022 auf den Gesangverein zukommt, denkt sie dabei noch nicht.