"Ein Mutmachfest"

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Die Osternachtfeier mit Erzbischof Ludwig Schick und Diakon Georg Paszek begann in der dunklen Nagelkapelle. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Die Osternachtfeier mit Erzbischof Ludwig Schick und Diakon Georg Paszek begann in der dunklen Nagelkapelle. Foto: Marion Krüger-Hundrup

Die Osternachtfeier in der Nagelkapelle des Doms mit Erzbischof Ludwig Schick verfolgten rund 4000 Gläubige via Livestream. Unsere Zeitung war direkt dabei.

Marion Krüger-Hundrup "Ostern ist auch in der Zeit der Corona-Krise ein Fest des Aufbruchs und des Neubeginns, ein Mutmachfest!" brachte Erzbischof Ludwig Schick die bleibend österliche Dimension auf den Punkt. Ostern 2020 könne deutlich zeigen, dass "das wahre Leben der Liebe, Gerechtigkeit, Solidarität, des Friedens nicht stirbt", fügte der Erzbischof in seiner Predigt während der Osternachtfeier im kleinsten Kreis in der Nagelkapelle des Doms hinzu. Wie alle Gottesdienste in den Kar- und Ostertagen wurde die Eucharistiefeier über Livestream ausgestrahlt. Rund 4000 Aufrufe verzeichnete Facebook.

Von der Feier der Osternacht heißt es in der "Grundordnung des Kirchenjahres", dass die Kirche in der Osternacht Wache haltend die Auferstehung des Herrn erwartet und sie in heiligen Zeichen feiert. Auch wenn in diesem Jahr auf das Osterfeuer, auf Weihwasser und eine Taufe verzichtet werden musste, gab es solche Zeichen: In der dunklen Nagelkapelle erschallte der dreimalige Ruf "Lumen Christi - Deo gratias" - "Christus, das Licht - Dank sei Gott". Diakon Georg Paszek entzündete die Osterkerze und sang das "Exsultet", das große Osterlob und Danklied für das Licht dieser Kerze. Beim "Gloria" wurde es noch feierlicher: Domorganist Markus Willinger spielte wieder die Orgel, alle Domglocken läuteten und das elektrische Licht wurde angemacht: Christus ist auferstanden.

Vor dem Evangelium erklang zum ersten Mal seit Aschermittwoch wieder das Halleluja. Stellvertretend für alle Gläubigen erneuerten die wenigen Anwesenden wie die beiden Dommesner als Lektoren und Ministranten sowie zwei Kantoren und Weihbischof Herwig Gössl ihr Taufversprechen.

Eindringlich klangen die Fürbitten: für alle, die unter der Corona-Krise leiden. Für Menschen in Krieg und Verfolgung. Für alle, die um einen lieben Menschen trauern. Die Eucharistiefeier war der Höhepunkt des wichtigsten Gottesdienstes im Kirchenjahr: Danksagung für das Heil, das Gott durch seinen Sohn Jesus Christus geschenkt hat.

"In der derzeitigen Krise muss auf vieles verzichtet werden, was die Freude am Osterfest ausmacht, wie Ausflüge, Grillpartys und Urlaub", hatte Erzbischof Schick in seiner Predigt eingeräumt. Das sei zu bedauern, habe aber auch positive Seiten: nämlich sich darauf zu besinnen, worum es eigentlich gehe. "Ostern macht deutlich, dass alles irdische Leben einmal stirbt, dass auch alle Pläne, Wünsche und Hoffnungen sterben", so der Erzbischof. Doch das "wahre Leben stirbt nicht, das Leben, das Jesus Christus gelebt und uns ermöglicht hat. Das Leben der Liebe zu jedem Nächsten, besonders zu den Armen und Hilfsbedürftigen, nah und fern". Ostern 2020 mache deutlich, dass das wahre Leben nicht totzukriegen sei, sondern immer wieder aufbreche und die Geschichte zu einer Heilsgeschichte mache. Ostern in der Corona-Krise sei eine "intensive Einladung, uns mit dem authentischen Ostern zu befassen", erklärte der Erzbischof.