Ein Mitwitzer Abend ohne Noten

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Johann Gottlob von Wrochem spielt mit großer Freude im Mitwitzer Wasserschloss. Foto: Mariell Dörrschmidt
Johann Gottlob von Wrochem spielt mit großer Freude im Mitwitzer Wasserschloss. Foto: Mariell Dörrschmidt

Konzertreihe   Die Gäste im Mitwitzer Wasserschloss ließen sich auf eine weitere musikalische Reise des "Kronacher Sommers" ein. Sie erlebten einen beflügelnden Abend mit wunderschöner Klaviermusik von Johann Gottlob von Wrochem.

von unserer Mitarbeiterin 
Mariell Dörrschmidt

Kronach — Im Rahmen der Landkreisveranstaltungsreihe "Kronacher Sommer" fand am Sonntagabend das zweite Saisonkonzert im Weißen Saal des Mitwitzer Wasserschlosses statt. Mit dem Pianisten Johann Gottlob von Wrochem begab sich das Publikum auf eine romantische Reise durch "Wien, Warschau und Paris". Er begeisterte mit dem bekannten Impromptus von Franz Schubert sowie Werken von Frédéric Chopin sein großes Publikum.

Er genießt den Beifall

Ohne Worte betritt der gefragte Pianist den Raum, strahlt in sein Auditorium und setzt sich an den weißen Flügel. Nach jedem Werk steht er auf, verbeugt sich, genießt den Beifall, um mit neuer Kraft weiterzuspielen. Er nimmt seine Gäste, getreu dem Motto der Konzertreihe, mit in seine eigene weite Welt der Töne.
Besonders beachtlich ist, dass Johann Gottlob von Wrochem den ganzen Abend lang ohne Noten spielt. Er konzentriert sich nur auf seine Hände, die beinahe die Melodien von alleine auf und ab spielen. Teils mit geschlossenen Augen, teils hoch konzentriert lässt er den Tönen freien Lauf. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Noten dem erfahrenen Pianisten mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen sind. Eine unglaubliche Leistung, wie er so den gesamten Abend meistert. Lauscht man in der Pause den beschwingten Gästen, bestätigen diese die Stimmung des Abends: "Am Sonntagabend Klavier hören ist einfach schön." Und wahrscheinlich ist es noch schöner, wenn die Klaviermusik von solch einem Pianisten und Komponisten wie Johann Gottlob von Wrochem gespielt wird.
Von ruhigen, verspielten, flotten bis zu imposanten Tönen lädt er seine Gäste ein, der vergnüglich, leichten Klaviermusik zu folgen. Werden die Töne intensiver und das Werk gefühlsgeladener, so hört man auch ab und an den Künstler schwer atmen, so konzentriert ist der bescheidene Meister.
Die begeisterten Gäste fühlten sich eingeladen, für einen Abend lang die Augen zu schließen, den Tönen und der musikalischen Reise zu folgen. Dementsprechend waren am Ende der Applaus und die Freude über den gelungenen Klavierabend groß.

Mehr als 1000 Konzerte gespielt

Schon im Alter von sechs Jahren erhielt Johann Gottlob von Wrochem Klavierunterricht. Später studierte er an den Musikhochschulen Detmold sowie Hamburg und Berlin, wo er 1963 sein Konzertexamen ablegte. Neben seiner Lehrtätigkeit spielte er weit über 1000 Konzerte, unter anderem in New York, Tel Aviv, Rom, Tokio und London. Außerdem kann er neben Meisterkursen in Japan und Amerika, zahlreich veröffentlichte Eigenkompositionen und Rundfunkeinspielungen vorweisen. 1992 bekam er den Interpretenpreis der Künstlergilde Esslingen verliehen. In Mitwitz konzertierte der erfahrene Pianist bereits 2002. Auftritte in verschiedensten Schlössern zeugen davon, dass Johann Gottlob von Wrochem ein wahrer Schlossliebhaber ist. Und nicht zu verleugnen ist, dass der Musiker ein Multitalent ist. Er ist weiterhin gesellschaftlich engagiert, beschäftigt sich intensiv mit dem Studium der Philosophie, des Rechtswesen sowie vielen Sprachen.