Um das vor kurzem restaurierte Wegekreuz am Köstenberg ranken sich Geschichten. Seine Herkunft aber bleibt unklar.
Wallenfels/Presseck — Wenn man im Frankenwald wandert, kommt man vor allem in seinen katholisch geprägten Bereichen an vielen Flurdenkmälern vorbei. Manche sind eher bescheidener Natur, andere wiederum strahlen in goldenem Glanz. Sie sind gefertigt aus Holz, Metall oder auch aus Stein. Sie wurden oftmals vor langer Zeit von der Bevölkerung als Zeichen ihres Glaubens aufgestellt. Die meisten dieser Denkmäler sind weit über hundert Jahre alt, so auch das Kreuz am Köstenberg, dessen Stiftung auf das Jahr 1872 datiert.
Für Andreas Behrschmidt aus Wallenfels sind Wanderungen am Wochenende ein Ausgleich für die beruflichen Belastungen. Bei einer dieser Wanderungen kam er im Sommer dieses Jahres am alten Verbindungsweg zwischen der Flößerstadt und dem Pressecker Ortsteil Köstenberg an einem Flurkreuz vorbei. Das Kreuz stand zurückversetzt zwischen drei mächtigen Lindenbäumen und war bereits von aufkommenden Sträuchern zugewuchert.
Massiv beschädigt
Beim näheren Betrachten stellte Behrschmidt eine massive Beschädigung des gusseisernen Kreuzaufbaus fest. Offensichtlich hatte sich bei einem Sturm ein mächtiger Ast gelöst und das eineinhalb Meter große Kreuz samt dem Korpus Christi abgebrochen. Auch am etwa einen Meter hohen Sandsteinsockel hatte die Witterung ihre Spuren hinterlassen. Der als Metallgestalter tätige Behrschmidt wollte das Denkmal nicht dem Verfall preisgeben und suchte nach Mitstreitern, die sich für den Erhalt des außergewöhnlichen Wegkreuzes einsetzen.
Die Bayerischen Staatsforsten mit dem Forstbetrieb Nordhalben und der örtliche Frankenwaldverein sagten spontan ihre Unterstützung zu. Auch Restaurator Willi Keim aus Roßlach wurde fachlich zurate gezogen. Letztmals war das Kreuz 1993 vom örtlichen Frankenwaldverein in Zusammenarbeit mit dem damaligen Kreisheimatpfleger Roland Graf instand gesetzt worden.
Der Wallenfelser Ortsheimatpfleger Franz Behrschmidt ist bereits seit vielen Jahren den Hintergründen der Errichtung des Kreuzes auf der Spur. Einiges davon ist in dem vom heimatgeschichtlichen Arbeitskreis verfassten Buch "St. Thomas wacht über Wallenfels" nachzulesen. Als Stifter ist Johann Stöcker bekannt, der nach heutigen Erkenntnissen der Familie des späteren Bürgermeisters Engelhardt entstammte.
Unfall oder Strafaktion?
Unklarer wird jedoch die Suche nach dem Grund der Errichtung. Es gibt mehrere Überlieferungen, die aber allesamt nicht belegt sind: Ein Unfall mit einem Ochsengespann steht ebenso im Raum wie die etwas nebulös erscheinende Geschichte um eine Frau, die beim unerlaubten Sammeln von Gras vom Förster erwischt wurde und , der sie zur Strafe an einen Baum kettete. Als sie am nächsten Tag gefunden wurde, soll sie bereits tot gewesen sein.
Am glaubhaftesten dürfte aber folgende Erklärung sein: Der Stiftung des Kreuzes ging ein gerichtlicher Streit um 5000 Festmeter Holz voraus. Dieses fand seinen rechtmäßigen Besitzer und konnte zum Verkauf nach Neuss bei Düsseldorf verflößt werden. Aus Dankbarkeit ließ Johann Stöcker das Kreuz errichten. Für die Glaubwürdigkeit der Geschichte spricht die Seltenheit des gusseisernen Kreuzes, das in dieser Art sehr oft im Rheinland zu finden ist.